Börsengänge

Schott Pharma startet Börsengang

Schott Pharma gibt mit der Intention to Float den Startschuss für den geplanten Börsengang. Es werden nur bestehende Aktien angeboten. Der Mutterkonzern Schott macht also Kasse. Dem Tochterunternehmen fließt kein Kapital zu.

Schott Pharma startet Börsengang

Schott Pharma will noch in diesem Jahr an der Börse debütieren. Angestrebt werde eine Notierung im regulierten Segment Prime Standard der Frankfurter Wertpapierbörse, teilte der Pharmaverpackungshersteller am Mittwoch mit. Details zur Emission nannte das Unternehmen aus Mainz vorerst nicht. Allerdings werden ausschließlich bestehende Aktien der derzeitigen Alleineigentümerin Schott AG angeboten, die wiederum der Carl Zeiss Stiftung mit Sitz in Jena gehört. Schott Pharma, die von CEO Andreas Reisse und Finanzchefin Almuth Steinkühler geführt wird, fließt also kein frisches Kapital aus dem IPO zu. „Der Cashflow reicht aus, um unser geplantes Wachstum zu finanzieren“, erklärte Reisse.

Schott Pharma startet Börsengang

Mutterkonzern macht Kasse – Ausschließlich bestehende Aktien werden angeboten – Bewertung oberhalb von 3 Mrd. Euro erhofft

cru Frankfurt

Die Muttergesellschaft will auch nach dem Börsengang Mehrheitsaktionärin bei Schott Pharma bleiben. „Dieser Schritt ist ein wichtiger Meilenstein für den Konzern. Wir werden weiterhin die Mehrheit am Unternehmen halten“, sagte der Chef der Eigentümerfirma Schott AG, Frank Heinricht. Mit dem Emissionserlös solle das weitere Wachstum der Schott AG finanziert werden. Mit dem Handelsstart der Aktie ist üblicherweise in vier Wochen zu rechnen.

Marge von 28 Prozent

In den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2022/2023 steigerte Schott Pharma den Umsatz den Angaben zufolge um 8,4% auf 670 Mill. Euro. Die operative Gewinnmarge (Ebitda) habe bei 28% gelegen. Mittelfristig strebe das Unternehmen ein jährliches Wachstum von mehr als 10% sowie eine Umsatzrendite zwischen 30 und 35% an. Im Geschäftsjahr 2022 lag der Umsatz bei 820 Mill. Euro.

Beim geplanten Börsengang will die Schott AG nach früheren Aussagen 70% der Anteile an Schott Pharma behalten. Der Wert des Tochterunternehmens, das als "bestes Pferd im Stall" des Konzerns gilt, wird auf 3 Mrd. bis 4 Mrd. Euro geschätzt. Der Emissionserlös des IPO könnte dementsprechend bei einem Free Float von bis zu 30% bei mehr als 800 Mill. Euro liegen. Als globale Koordinatoren für das IPO wurden die Deutsche Bank, Bank of America und BNP Paribas mandatiert. Als Joint Bookrunners sind Citigroup und Jefferies beauftragt sowie Commerzbank und LBBW als Co-Lead Manager.

Schott Pharma ist als KGaA (Kommanditgesellschaft auf Aktien) mit Komplementär, Aufsichtsrat und Hauptversammlung organisiert – eine in Deutschland beliebte Rechtsform für Unternehmen, bei denen Familien oder Stiftungen die Kontrolle behalten wollen. Aufsichtsratschef ist Peter Goldschmidt, der CEO der Stada AG, die den Finanzinvestoren Bain und Cinven gehört.

Vom Geschäftsfeld her ähnlich wie Schott Pharma aufgestellte Unternehmen, die als vergleichbare börsennotierte Wettbewerber gelten, sind Stevanato aus Italien und West Pharma aus den USA. Der Kurs von Stevanato, die in den USA notiert ist, hat sich seit November 2022 verdoppelt. Bei West Pharma ging es im selben Zeitraum um mehr als die Hälfte nach oben.

Bisher nur wenige IPOs

Am deutschen IPO-Markt herrschte in den vergangenen zwölf Monaten weitgehend Flaute. Nur die Porsche AG, die United-Internet-Webhosting-Tochter Ionos und die Thysenkrupp-Wasserstofftochter Nucera wagten einen Börsengang. Auch in ganz Europa kamen 2023 bisher nur zwölf Unternehmen an die Börse, deren Kurse im Schnitt seit dem IPO um 3% nachgaben. Die Funktion als Eisbrecher für den IPO-Markt wird nun von Schott Pharma erhofft. Als weitere Kandidaten gelten der Panzergetriebehersteller Renk, dessen Intention to Float in der kommenden Woche erwartet wird, sowie der Sandalenhersteller Birkenstock, der an die Wall Street strebt, und der Tankkartenanbieter DKV Mobility.

Schott Pharma ist ein Medikamentenverpackungsspezialist. Das Unternehmen aus Mainz ist eine Tochter des Spezialglaskonzerns Schott AG und produziert mit 4.700 Beschäftigten unter anderem Spritzen, Fläschchen, Ampullen und andere Verpackungen für die Pharmaindustrie. Das Unternehmen profitiert von dem Trend, dass die Kunden aus der Pharmaindustrie immer mehr ihrer Medikamente in vorbefüllten Glasspritzen verkaufen – etwa bei Insulinen und mRNA-Therapien. Damit ist Schott Pharma gut positioniert für entsprechende Grippeimpfstoffe.

Abnehmspritzen boomen

Auch im neu entstehenden und stark wachsenden Markt für Antifettleibigkeitsmedikamente hat Schott Pharma Lieferverträge mit den führenden Herstellern aus den USA und Europa, Eli Lily und Novo Nordisk. Deren Abnehmspritzen stehen vor einem regelrechten Boom, da rund ein Siebtel der Weltbevölkerung als übergewichtig gilt. Auch das Geschäft beim deutschen börsennotierten Schott-Pharma-Wettbewerber Gerresheimer wird bereits von dem neuen Trend angeheizt. Der Kurs von Gerresheimer hat sich 2023 verdoppelt.

Schott Pharma gibt mit der Intention to Float den Startschuss für den geplanten Börsengang. Es werden nur bestehende Aktien angeboten. Der Mutterkonzern Schott macht also Kasse. Dem Tochterunternehmen fließt kein Kapital zu. Das geplante Wachstum soll vielmehr aus dem Cashflow finanziert werden.

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