Schulterschluss auf Wiedervorlage

Von Heidi Rohde, Frankfurt Börsen-Zeitung, 13.4.2013 Manche Ideen haben einfach zu viel Charme, um sie aufzugeben. Zu diesen gehört ohne Zweifel ein Schulterschluss zwischen den beiden kleineren Mobilfunknetzbetreibern hierzulande, E-Plus und...

Schulterschluss auf Wiedervorlage

Von Heidi Rohde, FrankfurtManche Ideen haben einfach zu viel Charme, um sie aufzugeben. Zu diesen gehört ohne Zweifel ein Schulterschluss zwischen den beiden kleineren Mobilfunknetzbetreibern hierzulande, E-Plus und Telefónica-Deutschland, der nun zum x-ten Mal auf Wiedervorlage gerückt ist. Nachdem ein kompletter Merger im vergangenen Jahr an Bewertungsdifferenzen gescheitert ist, drehen sich die Gedankenspiele, die von Bankern gestreut werden, nun zunächst um ein sogenanntes “Network Sharing”. Daran herrscht in der Branche europaweit grundsätzlich großes Interesse, wenn auch Kooperationen dabei nur begrenzt und in unterschiedlichem Ausmaß angestrebt werden. Denn Bau und Betrieb der Mobilfunknetze sind der drückendste Kostenblock für die Unternehmen, und die Investitionserfordernisse wachsen angesichts des explodierenden Datenverkehrs stetig.Das Bestreben ist ebenso wie beim Wettbewerber Telefónica Deutschland aus der Not geboren, denn die Mutterkonzerne beider Unternehmen sind finanziell reichlich klamm. KPN, die im Heimatmarkt mit einem rasanten Verfall speziell im Mobilfunk kämpft, will nach der Platzierung von Hybridbonds über 2 Mrd. Euro noch eine 3 Mrd. Euro schwere Kapitalerhöhung durchziehen, um auf die Füße zu kommen. Telefónica verkauft unter Hochdruck Teile des Tafelsilbers, um ihren Schuldenberg von rund 50 Mrd. Euro zu drücken, der das Investment-Grade-Rating bedroht. Spanier schichten umDarüber hinaus sind die Spanier dem Vernehmen nach auch dabei, eine Kapitalreallokation einzuleiten, um den Einsatz effizienter zu machen. So ist die Rede davon, dass Telefónica, die auf ihre Beteiligung an der Telecom-Italia-Kontrollholding Telco (46,2 %) bereits hohe Abschreibungen verkraften musste, die Anteile an den chinesischen Hutchison-Whampoa-Konzern abtreten könnte. Allerdings wird das Gerücht von den Spaniern heruntergespielt. Grundsätzlich mag dem Konzern, der aufgrund der kriselnden Lage in Spanien und Italien ein Klumpenrisiko hat, ein stärkeres Standbein im lukrativen deutschen Markt derzeit näher liegen.Dennoch dürfte sich Annäherung an E-Plus auch auf der Ebene einer Netzwerk-Kooperation keineswegs einfach gestalten. Auch dabei ist die Bewertung der Assets, die beide Partner einbringen, ein kompliziertes Thema. So bringt Telefónica Deutschland ohne Zweifel etwas ein, was E-Plus fehlt, nämlich Mobilfunkfrequenzspektrum im begehrten 800-Megahertz-Bereich. Konzernchef René Schuster hatte gegenüber der Börsen-Zeitung (vgl. BZ vom 16. März) bereits angedeutet, dass “die Bundesregierung selbst (. . .) die Weichen für einen Mobilfunkmarkt mit drei Netzbetreibern gestellt (hat), indem sie nur drei Lizenzen für mobile Breitbandnetze” im 800-Megahertz-Bereich vergeben habe. Stolperstein FrequenzenDies ist allerdings eine langfristige Betrachtung. Vorläufig hat der deutsche Ableger der Spanier viel Geld für ein Frequenzband ausgegeben, das erst in späteren Jahren ausgenutzt und amortisiert werden kann, wenn LTE (Mobilfunkstandard der 4. Generation) auch in der Fläche genutzt wird. Dann sind diese Frequenzen unverzichtbar, und E-Plus würde vor einem Problem stehen. Aktuell indes werden primär jene Frequenzbänder gebraucht, die im städtischen Bereich zum Einsatz kommen (1 800 Megahertz und 2,1 Gigahertz). Davon hat E-Plus nach eigenen Angaben mehr als alle anderen Anbieter. Während Telefónica Deutschland naturgemäß geneigt sein dürfte, die Ausgaben für die teuren 800-Megahertz-Frequenzen als Asset einzubringen und schon heute gerne mit E-Plus zu teilen, möchte diese wiederum ihre Pfründe im aktuell viel genutzten Spektrumbereich möglichst hoch bewertet sehen.Außerdem stellt sich die Fragen der Synergien, deren Bewertung ebenfalls regelmäßig Probleme bereitet. Zwar bietet eine Vergemeinschaftung der Netze hohe Ersparnisse. Die Analysten von Accenture haben in einer Studie schon 2011 errechnet, dass die Mobilfunkunternehmen bei Network Sharing rund 35 % ihrer Investitionen in LTE sparen könnten (vgl. BZ vom 23.12.2011). Dies gilt allerdings nur bei sehr weitreichenden Kooperationen, die über eine einfache Co-Location deutlich hinausgehen.Dass die Netzbetreiber vielfach bemüht sind, sich über die Qualität ihrer Netze zu differenzieren, steht einer umfassenden Vergemeinschaftung im Wege. Es bleibt die Frage, ob E-Plus und Telefónica Deutschland in dieses Thema Bewegung bringen können, kurzfristig gelingt dies vermutlich nicht.—–Telefónica Deutschland und E-Plus nehmen einen neuen Anlauf, zusammenzukommen.—–