Gebrauchsgüterkonzern

Villeroy & Boch ist bei der Übernahme von Ideal Standard am Ziel

Der Geschirrhersteller und Badausstatter Villeroy & Boch, der vor der Übernahme des belgischen Wettbewerbers Ideal Standard steht, hat 2023 deutlich an Umsatz und Ergebnis verloren. Einzig die Profitabilität konnte gesteigert werden.

Villeroy & Boch ist bei der Übernahme von Ideal Standard am Ziel

Schwache Baukonjunktur macht Villeroy & Boch zu schaffen

md Frankfurt

Der Keramikspezialist Villeroy & Boch vollzieht die Übernahme von Ideal Standard und schließt dadurch zu den größten Badprodukteherstellern Europas auf. Wie das Unternehmen am Donnerstagabend mitteilte, sei der Erwerb aller operativen Gesellschaften des bisherigen Wettbewerbers aus Belgien erfolgreich abgeschlossen worden. Mit Vorlage aller kartellrechtlichen Freigaben werde Ideal Standard nun als eigenständiger Teil in den Villeroy & Boch-Konzern integriert. Noch am Vormittag hatte Vorstandschefin Gabi Schupp erklärt, dass das Closing der Transaktion kurz bevor stehe; es bestünden keine Zweifel am Zustandekommen des Deals.

Weil aber vor dem Closing Villeroy & Boch keine Einsicht in die Bücher von Ideal Standard aus dem letzten Jahr habe nehmen können, fällt die Prognose des Konzerns für 2024 vage aus: Gemäß Schupp wird mit einer deutlichen Steigerung von Umsatz und Ebit gerechnet, was angesichts der Akquisition der annähernd gleich großen Ideal Standard keine Überraschung ist. Auf Stand-alone-Basis werde laut Finanzvorstand Markus Warncke mit einer leichten Steigerung der Erlöse und einem operativen Ergebnis auf Vorjahresniveau gerechnet.

Im vergangenen Jahr hat Villeroy & Boch den Sprung über die Umsatzmarke von 1 Mrd. Euro verpasst, die nach dem vorhergenden Geschäftsjahr 2022 – als 995 Mill. Euro erlöst worden waren – zum Greifen nah schien. Stattdessen sank der Umsatz "vor allem konjunkturbedingt" um 9,3% auf 902 Mill. Euro. Zudem ergaben sich negative Währungseffekte, insbesondere aus der Entwicklung des chinesischen Yuan sowie der schwedischen und norwegischen Krone, erläuterte Schupp, die als Nachfolgerin des langjährigen Vorstandschef Frank Göring das Unternehmen seit Jahresanfang führt. CFO Warncke bezifferte den Umsatzverlust durch die ungünstigen Wechselkursverschiebungen auf rund 18 Mill. Euro.

Gabi Schupp, seit Jahresanfang Vorstandsvorsitzende von Villeroy & Boch

Vor Medienvertretern wies Schupp auf die rückläufige Baukonjunktur in Europa hin, die zu schwächerer Nachfrage nach Produkten des saarländischen Konzerns geführt habe. Villeroy & Boch stellt u.a. Waschtische und -becken, Toiletten, Badewannen und Armaturen her, die dem Geschäftsbereich Bad und Wellness zugeordnet werden und bei denen eine hohe Korrelation zur Entwicklung in der Baubranche besteht.

Währungsbereinigt, das heißt zu Währungskursen des Vorjahres, sankt der Umsatz inklusive der Lizenzerlöse um 7,5%. Die Erlöse des Lizenzgeschäfts lagen den Angaben zufolge mit 4,8 Mill. leicht über dem Vorjahreswert von 4,4 Mill. Euro.

Zone EMEA und Deutschland mit herben Umsatzeinbußen

Besonders stark waren die Erlöseinbußen in der Hauptregion EMEA (Europa, Naher Osten, Afrika), wo es um 11,3% oder 90 Mill. Euro bergab ging, und in Deutschland mit einem Minus von 13,0 % bzw. 37,3 Mill. Euro.

Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) sank im Vergleich zum Vorjahr um 8,1% auf 89 Mill. Euro. Da dieser Rückgang aber geringer als der des Umsatzes war, stieg die Ebit-Marge auf 9,9 (i.V. 9,7)% - die höchste operative Marge seit zehn Jahren, wie CFO Warncke betonte. "Die positive Entwicklung der Ebit-Marge zeigt den Erfolg der frühzeitig eingeleiteten preispolitischen Maßnahmen, der Kosteneinsparungen sowie der Währungsabsicherung", heißt es.

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