Schwaches Agrargeschäft bremst BASF

Chemiekonzern kassiert Prognose für 2015 - Nachfrage kommt nach der Sommerpause nicht in Fahrt - Kein Wachstum in China

Schwaches Agrargeschäft bremst BASF

Nach Ertragseinbußen im dritten Quartal kappt der weltgrößte Chemiekonzern BASF seine Prognose für 2015 und rechnet nun mit einem leichten Rückgang von Umsatz und bereinigtem Betriebsergebnis. Schwächer als erhofft läuft es im Geschäft mit Agrarchemikalien sowie Öl und Gas. Im vierten Quartal zeichnet sich noch keine Belebung der Nachfrage ab.swa Frankfurt – Der BASF-Vorstand streicht die Segel und nimmt die Vorhersage für 2015 zurück. Im Jahresverlauf hatte das Management bereits darauf eingestimmt, dass es immer anspruchsvoller werde, die gesteckten Ziele noch zu erreichen. War bislang mit einem leichten Umsatzwachstum und einem bereinigten Betriebsergebnis (Ebit) auf Vorjahreshöhe gerechnet worden, stellt BASF nun zwei Monate vor Jahresende einen leichten Rückgang von Umsatz und Ergebnis in Aussicht.Mit einer Korrektur der Prognose war im Markt seit geraumer Zeit gerechnet worden, zumal BASF von der Abschwächung des Geschäfts in großen Schwellenländern getroffen wird. Für Überraschung sorgte indes der Ergebnisrückgang im Geschäft mit Pflanzenschutzprodukten und der verhaltene Ausblick, wonach das Ergebnis der Agrarchemie 2015 leicht unter dem Vorjahreswert ankommen wird. Die BASF-Aktie verlor deutlich und war mit einem Kursrückgang um 4,7 % auf 72,98 Euro zweitschwächster Wert im Dax.Nach unten revidiert hat BASF auch die Erwartungen für die globale gesamtwirtschaftliche Entwicklung und das weltweite Chemiewachstum. “Nach einer flachen Absatzentwicklung im zweiten Quartal 2015 war das Sommerloch in diesem Jahr ausgeprägt; zudem – und das ist entscheidend – zogen die Mengen auch im September nicht an”, erklärte BASF-Vorstandschef Kurt Bock. Diese Entwicklung habe sich im Oktober fortgesetzt, “wobei dieser Monat üblicherweise ein starker Monat für uns ist”, ergänzte der Manager. Wichtige Märkte wie Brasilien seien in die Rezession abgerutscht oder wachsen schwächer, zum Beispiel China. Gewinn aus Gazprom-DealEs sind nicht nur konjunkturelle Einflüsse, die der BASF einen Strich durch die Rechnung machen. Die Korrektur der Prognose ist auch davon beeinflusst, dass nun Ende des dritten Quartals noch der Beteiligungstausch mit dem russischen Energiekonzern Gazprom abgeschlossen werden konnte. Wie Finanzvorstand Hans-Ulrich Engel andeutete, dürften damit im Schlussquartal 3 Mrd. Euro Umsatz und 100 Mill. Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebitda) wegfallen. Allerdings sorgt der Assettausch mit Gazprom und die Reklassifizierung der Beteiligung an Wintershall Noordzee für einen Ertrag von 331 Mill. Euro, der steuerfrei vereinnahmt wird. Durch diesen Gewinn liegen Ebit und Überschuss des Konzerns im Quartal trotz der operativen Einbußen über den Vorjahreswerten.In China hat BASF im dritten Quartal kein Wachstum gezeigt. Im Geschäft mit der Autoindustrie sei es gut gelaufen, aber die Bauindustrie sei rückläufig, erklärte Bock. Das Reich der Mitte sieht der BASF-Chef im Übergang von einem investitions- zum konsumentengetriebenen Wachstum. Der Konzern sei dabei, seine Strukturen dort entsprechend anzupassen. BASF hat in China seit geraumer Zeit mit Überkapazitäten bei wichtigen Produkten zu kämpfen, wobei ein Ende noch nicht abzusehen ist. PreisdruckDie Zurückhaltung der Kunden erklärt sich für BASF aus dem anhaltenden Preisdruck bei rohstoffnahen Produkten. In der Gruppe summieren sich die negativen Preiseffekte vor dem Hintergrund des schwachen Ölpreises im Quartal und in neun Monaten auf 8 % vom Umsatz. “Unsere Kunden verhalten sich sehr vorsichtig und preisorientiert und wir können derzeit nicht absehen, wann sich das ändern wird”, sagte Bock.BASF hatte schon beim Kapitalmarkttag Ende September ein weiteres Sparprogramm angekündigt. “Wir sind voll auf die Kostenbremse getreten”, bekräftigte Bock. Anlagen würden mit geringerer Auslastung gefahren, um keine Vorratsberge aufzutürmen, was allerdings negative Kosteneffekte mit sich bringe. Cash-flow-RekordDurch das strikte Vorratsmanagement hat sich das Umlaufvermögen in drei Quartalen um 2,5 Mrd. Euro verringert, was für einen rekordhohen operativen Cash-flow von 8,5 Mrd. Euro sorgte. Der Free Cash-flow kletterte um 2,8 Mrd. auf 4,1 Mrd. Euro und markiert neuen Höchststand.Das Ziel, 2015 eine nennenswerte Prämie auf die Kapitalkosten zu verdienen, wird bekräftigt. Das Betriebsergebnis nach Kapitalkosten werde aber das Niveau von 2014 (1,37 Mrd. Euro) nicht erreichen; im Vorjahr waren höhere Sondererträge aus der Abgabe von Aktivitäten verbucht worden.