Tech-Konzern

Schwächeres Cloud-Wachstum beunruhigt Microsoft-Investoren

Microsoft steigert Umsatz und Gewinn auf Rekordwerte – doch ein nachlassendes Wachstum im Cloud-Geschäft treibt die Investoren um. Derweil übertrifft Alphabet, mit der sich der Windows-Konzern eine Schlacht um die Vorherrschaft am Suchmaschinenmarkt liefert, die Erwartungen an der Wall Street.

Schwächeres Cloud-Wachstum beunruhigt Microsoft-Investoren

Schwächeres Cloud-Wachstum beunruhigt Microsoft-Investoren

Stotternder Erlösmotor übertönt KI-Hoffnungen der Börsianer – Robustes Suchmaschinengeschäft und Youtube-Einnahmen stützen Alphabet

xaw New York

Der Kampf um die Vorherrschaft am Suchmaschinenmarkt hat sich in den vergangenen Monaten bedeutend aufgeheizt – doch während Platzhirsch Alphabet von einer robusten Entwicklung im Kerngeschäft profitiert, geraten beim zentralen Herausforderer Microsoft wichtige Wachstumsmotoren langsam ins Stottern. Der Umsatz des Windows-Konzerns legte im abgelaufenen Quartal gegenüber dem Vorjahr zwar um 8% auf 56,2 Mrd. Dollar zu und übertraf damit die Konsensschätzungen. Gegenüber dem Anstieg um 12% im Vergleichszeitraum 2022 bedeutete dies aber bereits eine Verlangsamung, die Investoren enttäuscht zurückließ.

Die Microsoft-Aktie, im vorherigen Jahresverlauf 47% im Plus, setzte nach Eröffnung an der Wall Street am Mittwoch zeitweise um 3,8% zurück. Auch der Anstieg des Nettogewinns um 20% auf 20,1 Mrd. Dollar tröstete die Investoren vorerst nicht darüber hinweg, dass das Wachstum insbesondere im als maßgeblichen Erlöstreiber geltenden Cloud-Computing-Geschäft deutlich nachließ – während Alphabet die Erlöse der noch bis zum ersten Quartal verlustreichen Sparte Google Cloud stärker als erwartet um 28% steigerte und im Geschäftsbereich einen operativen Gewinn von 395 Mill. Dollar einfuhr.

Boomzeiten im Rückspiegel

Nach einem Anstieg um 40% in der Vorjahreszeit kletterte der Umsatz der entsprechenden Microsoft-Einheit dagegen noch um 26%; in Boomzeiten waren Raten von 50% und mehr üblich. Für das laufende Quartal sagte Microsoft einen weiteren Rückgang des Wachstums vorher. Eine schwächere Profitabilität der Plattform Azure bremste nach Konzernangaben auch die Entwicklung der Bruttomarge im gesamten Cloud-Geschäft.

Mit Blick auf die Kostenkontrolle hat Microsoft in den vergangenen Wochen global zwar mehr als 1.000 Mitarbeiter entlassen, nachdem der Software-Riese angesichts der konjunkturellen Unsicherheit bereits zu Jahresbeginn eine separate Kürzung der Belegschaft um 10.000 Stellen angekündigt hatte. Allerdings will der Konzern mehr Mittel in den Ausbau von Datenzentren für neue Cloud-Dienstleistungen stecken. Auch die Aufwendungen für hochleistungsfähige Chips, die das Unternehmen für seine ambitionierte Strategie auf dem Feld der künstlichen Intelligenz (KI) benötigt, ziehen an.

Investoren versprechen sich aufgrund der Kooperation von Microsoft mit der Software-Schmiede OpenAI hohes Zukunftspotenzial durch die Nutzung lernfähiger Algorithmen. Nachdem Microsoft die Suchmaschine Bing im Februar mit Anwendungen von OpenAI ausrüstete, ging bei Alphabet laut Insidern die Furcht um, dass die Tochter Google ihre Vormachtstellung im Search-Engine-Markt einbüßen könnte. In der Folge brachte der Konzern aus Mountain View den eigenen Textgenerator Bard an den Start, im Mai kündigte Alphabet-CEO Sundar Pichai eine KI-Integration für die Google-Suche sowie verschiedene weitere Produkte wie das E-Mail-Programm Gmail und die Kartenanwendung Maps an.

Hohe Preise für Gewerbekunden

Microsoft bindet KI-Lösungen unterdessen ebenfalls stärker in das bestehende Produktangebot ein. In der vergangenen Woche teilte der Konzern die Preisstruktur für die gewerbliche Nutzung seiner lernfähigen Chatbots mit. Unternehmen, die den KI-gestützten Assistenten “Microsoft 365 Copilot” für die Office-Produktsuite – zu dieser gehören Programme wie Excel, Word und Powerpoint – nutzen wollen, zahlen dafür in den USA künftig einen Aufschlag von 30 Dollar pro Person und Monat. Dass der Preis damit höher ausfiel als von Analysten erwartet, trieb den Aktienkurs zunächst an.

Noch hält sich der Einfluss der KI-Produkte auf den Microsoft-Absatz trotz einer nach Konzernangaben starken initialen Nachfrage indes in Grenzen. Zugleich liegen andere Geschäftsbereiche im Abwärtstrend. Die Nachfrage nach dem Windows-Betriebssystem lässt ebenso nach wie jene nach PCs, die in der Corona-Hochphase noch angezogen hatte. Im abgelaufenen Quartal gingen die Erlöse in der Personal-Computing-Sparte um 4% auf 13,9 Mrd. Dollar zurück.

Google-Mutter trotzt Umfeld

Unterdessen reagierten die Anleger erfreut darauf, dass Alphabet trotz eines schwierigen Umfelds am Werbemarkts sowohl Umsatz als auch Gewinn im zweiten Quartal robust gesteigert hat. Die A-Aktie legte im frühen New Yorker Handel am Mittwoch um 5,4% zu. Die Erlöse des Google-Konzerns stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 7% auf 74,6 Mrd. Dollar; Analysten hatten im Konsens mit 72,9 Mrd. Dollar gerechnet. Der Nettogewinn legte um 14,8% auf 18,37 Mrd. Dollar zu und damit wesentlich stärker als erhofft.

Neben einer stärkeren Entwicklung im Suchmaschinengeschäft – der Umsatz der Sparte stieg um 5% auf 42,6 Mrd. Dollar – erwiesen sich auch höhere Werbeeinnahmen über die Videoplattform Youtube als Stütze. Diese legten um 4% auf 7,7 Mrd. Dollar zu, Analysten hatten 7,4 Mrd. Dollar vorhergesagt. In den vergangenen Quartalen hatte die Einheit unter dem Eindruck steigender Konkurrenz durch Anwendungen wie TikTok noch rückläufige Erlöse vermelden müssen.

Rochade im Vorstand

Alphabet vermeldete auch, dass die seit 2015 amtierende Finanzchefin Ruth Porat ab dem 1. September einen neu geschaffenen Posten als Präsidentin und Chief Investment Officer bekleiden wird. Sie soll parallel als CFO agieren, bis die Nachfolge auf dieser Position geklärt ist. Künftig ist Porat damit für die Investitionen des Konzerns in Zukunftstechnologien wie das autonome Fahren verantwortlich.

Auch Microsoft setzt auf weitere Zukunftsfelder – darunter das Videospielgeschäft, dass im abgelaufenen Quartal um 1% auf 36 Mill. Dollar wuchs. Seit dem Wegfall Corona-bedingter Einschränkungen rund um den Globus steht die Gaming-Branche unter Druck, weil Kunden wieder weniger zu Hause verbringen. Zudem lastet die hohe Inflation laut Analysten auf der Ausgabebereitschaft der Zocker. Für Microsoft soll indes die 75 Mill. Dollar schwere Übernahme des Spieleentwicklers Activision Blizzard neuen Schwung bringen. Die US-Kartellbehörde FTC stellte sich lange gegen den Deal, legte ihre Bemühungen in der vergangenen Woche allerdings auf Eis.

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