Venture Capital

Schweizer Start-up-Investor Redalpine schließt 200 Mill. Dollar-Fonds

Der Schweizer Start-up-Investor Redalpine will künftig noch stärker am britischen KI-Boom partizipieren. Mit ihrem neuen Fonds hat die Gesellschaft zwar mehr Geld eingesammelt als ursprünglich angepeilt. Das Umfeld sei aber weiterhin "herausfordernd".

Schweizer Start-up-Investor Redalpine schließt 200 Mill. Dollar-Fonds

Redalpine schließt 200-Mill.-Dollar-Fonds

Schweizer Start-up-Investor eröffnet Büro in London – Hoffnung auf KI-Boom

kro Frankfurt

Der Schweizer Start-up-Investor Redalpine, der hierzulande unter anderem in das Fintech N26, in den Steuersoftware-Anbieter Taxfix und in das Cannbis-Unternehmen Sanity Group investiert ist, hat für einen neuen Wagniskapitalfonds 200 Mill. Dollar eingesammelt. Es sei der siebte und bislang größte Fonds und erhöhe das insgesamt verwaltete Vermögen auf mehr als 1 Mrd. Dollar, teilte die 2006 gegründete Gesellschaft mit Sitz in Zürich mit. Die frischen Mittel sollen in 15 bis 20 europäische Unternehmen in der Frühphase fließen, wobei sich der Fokus mit der Eröffnung eines Büros in London nun noch stärker auf britische Firmen richten dürfte.

„London und das Vereinigte Königreich haben in den vergangenen Jahren sehr beeindruckende Fortschritte gemacht, insbesondere in Sachen Deeptech und KI – Bereiche, die perfekt zu unserer Investitionsstrategie passen“, sagte General Partner Sebastian Becker, der das neue Büro in London leiten soll. Dass sich in Großbritannien unter anderem wegen forschungsstarker Tech-Cluster rund um die Universitäten Oxford und Cambridge besonders viele Möglichkeiten für ein KI-Investment bieten, haben auch schon einige andere Wagniskapitalgeber erkannt: Im laufenden Jahr sind laut Dealroom bislang 3 Mrd. Dollar in britische KI-Start-ups geflossen – Deutschland auf Platz Zwei in dem Ranking kommt auf 1,8 Mrd. Dollar. Dahinter folgt Frankreich mit 1,5 Mrd. Dollar.

Schwierige Zeiten für Fundraising

Neun Firmen haben bereits ein Investment aus dem neuen Fonds von Redalpine erhalten, darunter das Münchener Kernfusions-Start-up Proxima Fusion, die juristische KI-Plattform LegalFly aus Belgien und das britische Biotech-Unternehmen Expression Edits. Zwar sei das neue Vehikel überzeichnet gewesen und habe mehr Mittel eingebracht als ursprünglich geplant. Doch seien die Zeiten zum VC-Fundraising weiterhin „herausfordernd“, wie es in der Mitteilung hieß.

Das lässt sich auch an den weltweiten Zahlen aus der Venture-Capital-Branche ablesen: Mit im ersten Halbjahr generierten Kapitalzusagen von insgesamt gut 80 Mrd. Dollar befindet sich die Branche laut Pitchbook auf dem Weg zu einem Neunjahrestief. Zum Vergleich: 2021 sammelten die Start-up-Investoren weltweit noch 380 Mrd. Dollar ein. Weiterhin fehlende Exit-Möglichkeiten über die Börse sowie häufigere „Down Rounds“, also Finanzierungsrunden, bei denen der dem Unternehmen zugeschriebene Wert sinkt, sorgen für Verunsicherung unter den institutionellen Geldgebern. In dem Umfeld können sich hauptsächlich noch große Platzhirsche wie Andreessen Horowitz, General Catalyst oder Iconiq Capital behaupten. Alle drei US-Wagniskapitalfirmen haben in diesem Jahr milliardenschwere Fonds geschlossen.

Derweil steht die gesamte Branche unter dem Druck ihrer Investoren, trotz der Deal-Flaute Rückflüsse zu generieren. Sie sucht ihr Glück daher zunehmend auf dem Sekundärmarkt, wo bereits bestehende Anteile an Start-ups, zum Beispiel von deren Mitarbeitenden oder Altaktionären, gehandelt werden. Das geschieht allerdings häufig mit Abschlägen. Erst in dieser Woche hat die US-Wagniskapitalgesellschaft G Squared einen 1,1 Mrd. Dollar schweren Fonds für solche Transaktionen aufgelegt.

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