Schweizer Stromkonzern Alpiq sagt der Börse ade

EDF steigt aus und erlöst fast 500 Mill. sfr

Schweizer Stromkonzern Alpiq sagt der Börse ade

wb Frankfurt – Der Schweizer Stromkonzern Alpiq liegt künftig ganz in eidgenössischen Händen. Électricité de France (EDF) verkauft ihren Anteil von 25 % zu gleichen Teilen an die bisherigen Anteilseigner Primeo Energie und Eos Holding. Das Unternehmen aus Lausanne werde “letztlich” von der Börse genommen.Der Kaufpreis für das EDF-Paket wird mit 489 Mill. sfr oder 70 sfr je Aktie beziffert. Finanziert wird die Transaktion über Pflichtwandeldarlehen von CSA Energie-Infrastruktur Schweiz (CSA), einer Anlagegruppe der Credit Suisse Anlagestiftung. Die CSA, in der 135 Schweizer Pensionskassen investiert sind, konzentriert sich den Angaben zufolge auf Investitionen in bestehende versorgungskritische Energieinfrastruktur der Schweiz. Die Pflichtwandeldarlehen sollen bei Fälligkeit in Alpiq-Aktien gedreht werden. Wegen eines Opting-out der Gesellschaft löse der Deal kein Pflichtangebot an die anderen Aktionäre aus, wie es heißt.Die Alpiq-Konsorten Eos (bisher 31,4 %) und Primeo (bisher 13,6 %) übernehmen je zur Hälfte die Beteiligung von 25,04 % des französischen Konzerns. Nach der Transaktion halten Eos, Primeo und CSA zusammen 88 % an Alpiq, die in Energiehandels- und Dienstleistungen sowie Stromproduktion tätig ist. Der Erwerb der Aktien bedarf noch der Zustimmung des Bundeskartellamtes in Bonn. 12 % liegen im Streubesitz.Offen ist, wann und wie Alpiq von der Börse gehen soll. Ein mögliches freiwilliges Übernahmeangebot unterliege keinem Mindestpreis. Die Aktie war zuvor mit 65,20 sfr aus dem Handel gegangen und büßte 2019 bisher 15 % ein.Alpiq zog vor gut einem Jahr nach Verlusten die Reißleine und trennte sich vom Großteil ihres Geschäfts. Veräußert wurden mit der Gebäudetechniktochter Intec und den deutschen Kraftanlagen personalintensive Aktivitäten. Auf diesen Gebieten ist Bilfinger teils Wettbewerber. Käufer des Engineering war der französische Mischkonzern Bouygues, der 850 Mill. sfr in bar berappte. Damit erhielten 7 650 Beschäftigte einen anderen Arbeitgeber. Alpiq sprach von “neuen Perspektiven” (vgl. BZ vom 27.3.2018). In der Gruppe sind nun lediglich 1 500 Leute tätig.Ende 2018 war Alpiq-Chefin Jasmin Staiblin aus dem Konzern ausgeschieden. Seither führt das Unternehmen operativ Jens Alder; er ist auch Verwaltungsratspräsident. Alpiq, die 2009 aus dem Zusammenschluss von Atel (Aare-Tessin AG für Elektrizität) und Eos (Energie Ouest Suisse) entstanden ist, will vermehrt langfristige Abnahmeverträge abschließen, heißt es. Da die Schweiz langfristig den Ausstieg aus der Kernenergie vorhabe, werde sich Alpiq vor allem auf Erhaltung und Weiterentwicklung der Wasserkraft, deren Anteil an der Schweizer Stromerzeugung bei 57 % liegt, konzentrieren.