SGL fällt mit Fünfjahresplan bei Investoren durch

Aktie bricht um ein Fünftel ein - Neue Anleihe geplant - Ziele für Cash-flow und Kapitalverzinsung verschoben - Komposit schwächelt

SGL fällt mit Fünfjahresplan bei Investoren durch

wb Frankfurt – “SGL Carbon SE verabschiedet neuen Fünfjahresplan”, betitelt das SDax-Unternehmen seine jüngste Ad-hoc-Meldung. Darin wird das Erreichen eines ausgeglichenen Cash-flow um ein Jahr verschoben und es werden die Ziele für 2022 aufgerufen. Außerdem kann der Konzern das Wachstum nicht aus eigener Kraft finanzieren, sondern setzt erneut auf höhere Schulden in Form einer weiteren Anleihe. Die Abstriche und das erwartete schwache Abschneiden einer der beiden verbliebenen Sparten haben die Investoren gestern vergrätzt: In einem schwachen Markt trug SGL mit -20 % die rote Laterne im SDax, die Marktkapitalisierung sank auf 870 Mill. Euro.Um das Wachstum in der neuen Aufstellung nach der Trennung vom früheren Stammgeschäft anzukurbeln, seien höhere Investitionen für organisches Wachstum in der Sparte Graphite Materials & Systems (GMS) geplant. Entsprechend lägen die Investitionen bis einschließlich 2021 deutlich über dem Abschreibungsniveau. Zur Finanzierung der bestehenden Fälligkeiten und des Wachstums soll neben eigenen Mitteln auch ein Mittelzufluss aus einer neuen Anleihe beitragen. Finanziert werden soll dies, ohne die Aktionäre, darunter die Quandt-Erbin Susanne Klatten (27,5 %) und BMW (18,4 %), anzuzapfen. Dabei werden den Planungen zufolge die Finanzziele für Eigenkapitalquote und Verschuldungsrate eingehalten, heißt es weiter aus Wiesbaden: eine Eigenkapitalquote von mindestens 30 % sowie eine Verschuldungsquote auf Basis des Ebitda von maximal 2,5. Im Verschuldungsgrad rechnet SGL-Chef Jürgen Köhler mit einer temporären Überschreitung des Ziels von etwa 0,5 für 2019 und 2020. Aufnahme von 275 Mill. Euro Basis der Finanzierung für die nächsten Jahre, in denen Schulden, vor allem aus der Wandelanleihe bis 2020, sowie die Finanzierung des ehemaligen Joint Venture SGL ACF durch BMW fällig werden, sei auch die geplante Anleihe über bis zu 275 Mill. Euro. Dies haben Vorstand und Aufsichtsrat jetzt beschlossen.Allerdings würden die bisherigen Vorgaben für den freien Cash-flow um ein Jahr verschoben. Durch das starke Mengenwachstum von GMS stoße man vor allem in den Segmenten Batterie & sonstige Energie (Vormaterialien für Lithium-Ionen-Batterien), LED und Auto & Transport an Kapazitätsgrenzen. Um Wachstumsopportunitäten ergreifen zu können, sollen von 2019 bis 2021 die Investitionen um etwa 80 Mill. Euro aufgestockt werden. Aufgrund dessen sowie eines höheren Working-Capital-Bedarfs wird das Ziel, von 2020 an einen mindestens ausgeglichenen freien Mittelzufluss zu generieren, auf 2021 verschoben. Aus demselben Grund werde auch die Kapitalverzinsung (Roce auf Ebit-Basis) von etwa 9 % nicht wie bisher angepeilt 2020 erreicht, sondern ein Jahr später.Während sich eine stärkere Entwicklung in GMS abzeichne, mache der Sparte Composites – Fibers & Materials (CFM) die Schwäche im Geschäft mit Acrylfasern und der Windenergieindustrie zu schaffen. CEO Köhler erwartet, dass sich dies auch 2019 fortsetzt. Doch sollen sich Projekte in den Segmenten Auto, Luftfahrt sowie industrielle Anwendungen teilweise positiver als vor einem Jahr erwartet entwickeln. Damit soll der “alte profitable Wachstumspfad” wieder erreicht werden, obwohl das Ergebnisniveau 2018 und 2019 niedriger ausfalle als zuvor prognostiziert. Dies werde 2018 durch die deutlich positivere Entwicklung von GMS überkompensiert, so dass Köhler im Konzern ein signifikant höheres Ergebnis erwartet. Auch 2019 soll die positive Entwicklung von GMS die Schwäche im Wind- und Acrylfasergeschäft kompensieren, so dass ein stagnierendes Ebit vor Sondereinflüssen antizipiert wird. Investitionen etwas höherDie zusätzlichen Investitionsausgaben erhöhen die mittelfristigen Erwartungen an Umsatz und Ergebnis. Beim Konzernerlös liege das Ziel für 2022 nun um einen “hohen” zweistelligen Millionenbetrag über den bisher avisierten 1,3 Mrd. Euro. Darüber hinaus werde in vier Jahren ein zusätzliches Ebit in niedriger zweistelliger Millionenhöhe gegenüber der bisherigen Planung erwartet. Die Marge soll sich 2022 im Rahmen des kommunizierten Ziels von mindestens 10 % bewegen. Erst im November hatte SGL ihre Ziele für 2018 etwas erhöht und angekündigt, 2018 erstmals in neuer Aufstellung 1 Mrd. Euro umzusetzen. Das entspricht einem Anstieg um 15 %. Und das Ebit vor Sondereinflüssen werde sich leicht überproportional zum Umsatz entwickeln, hieß es.