SHW hält Übernahmeangebot für zu niedrig
igo Stuttgart – Noch ist das angekündigte Übernahmeangebot der österreichischen Pierer Industrie für den schwäbischen Zulieferkonzern SHW nicht offiziell. Der in der Ankündigung genannte Preis von 35 Euro je Aktie ist dem Konzern aber in jedem Fall zu niedrig. Nach einer ersten Einschätzung halte der Vorstand das Angebot für “nicht angemessen”, teilte SHW am Dienstag mit.Stefan Pierer, Großaktionär und Vorstandschef des österreichischen Motorradherstellers KTM, kündigte bisher ein Angebot von 35 Euro je Aktie und eine Annahmeschwelle von 30 % an. Am Dienstag notierte die SHW-Aktie bei 37,50 Euro. Bezogen auf die 6,4 Millionen SHW-Aktien hätte das Angebot einen Wert von rund 226 Mill. Euro. 2017 soll der SHW-Umsatz von 406 Mill. Euro auf bis zu 420 Mill. Euro steigen, die operative Marge (Ebitda-Marge) soll 10 bis 11 % nach 10,7 % erreichen.Ab 2018 rechnet SHW allerdings mit deutlichem Wachstum. Der Konzern ist seit Monaten mit einem Effizienzprogramm beschäftigt, die “Maßnahmen zur Verbesserung der operativen Exzellenz” griffen nun. Zudem sei “ein substanzielles Investitionsprogramm” von mehr als 30 Mill. Euro in der Pumpenherstellung angelaufen, um diese international aufzustellen. Bis 2020 sei daher mit einem gegenüber 2017 um rund 50 % höheren Umsatz und einer “signifikanten Margen- und Ergebnisverbesserung” zu rechnen. All dies spiegele das Angebot nicht wider.Zudem geht aus der Mitteilung hervor, dass SHW die Übernahme zunehmend als feindlich erachtet. Pierer hielt über seine Pierer Industrie AG 0,02 % des Grundkapitals und der Stimmrechte der SHW. Zudem übernahm er im Zuge der Angebotsankündigung 75 % der Aktien an der QCP Swiss, die wiederum 18,91 % an SHW hielt (vgl. BZ vom 20. Juni).QCP Swiss und ihre Muttergesellschaft Qino Capital haben bereits in der Vergangenheit gemeinsam mit Pierer investiert und Firmen übernommen. Beide waren etwa bis vor einem Jahr beim IT-Dienstleister All for One Steeb investiert. Beim inzwischen zu KTM gehörenden Motorradzulieferer Pankl Racing Systems war zunächst ebenfalls Qino eingestiegen und trat die Anteile später an Pierer ab. Zudem gibt es personelle Verflechtungen. So ist Josef Blazicek, bei Qino zuständig für Investment Management and Advisory, gleichzeitig stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Pierer Industrie AG.Das Übernahmevorhaben kam für den SHW-Vorstand durch diese Konstellation überraschend. Im Vorfeld hatte es dem Vernehmen nach keine Kontaktaufnahme durch Pierer gegeben. Nach der Ankündigung habe der SHW-Vorstand Pierer ein Gesprächsangebot unterbreitet. Darauf wolle der aber erst nach der Veröffentlichung der Angebotsunterlage eingehen, schreibt SHW. Sobald das Angebot vorliege, würden es Vorstand und Aufsichtsrat prüfen und eine detaillierte Stellungnahme samt Empfehlung an die Aktionäre abgeben. Pierer Industrie war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.Neben Pierer (18,93 %) halten der Luxemburger Fonds Sterling Strategic Value (13,7 %), die chinesische ARN International Holding (9,38 %) sowie die Asset Manager Gilead Capital (5,06 %) und Dimensional Holdings (3 %) Anteile über der Meldeschwelle. Universal Investment hat ihren Anteil laut Mitteilung in der vergangenen Woche von 4,74 % auf 2,94 % gesenkt.