Siemens bereitet Analysten Kopfzerbrechen
mic München – Die Investoren haben mit einem Kursabschlag für Siemens darauf reagiert, dass der Münchner Konzern mit einem Margenrückgang im Geschäft mit dem Bau von Kraftwerken rechnet. Die Aktie ging mit einem Minus von 1,6 % aus dem Handel, während die Dax-Werte im Schnitt leicht zulegten.Die neue Chefin der Sparte Energie, Lisa Davis, hatte der Börsen-Zeitung im Interview erklärt, dass der Markt für große Gasturbinen unter einem erheblichen Druck stehe: “Es gibt erhebliche Überkapazitäten” (vgl. BZ vom 4. Oktober). Man werde in den nächsten zwei bis drei Jahren in der Sparte, die seit Beginn des Geschäftsjahres als Power and Gas firmiert (zuvor Power Generation), ein niedrigeres Margenniveau sehen. Zudem ständen Fabriken auf dem Prüfstand.Siemens hatte die Erwartungen für die Aktivitäten bereits in den vergangenen Monaten wiederholt gedämpft. Im Frühjahr hatte der Konzern das Margenzielband für die neue Einheit Power and Gas mit 11 % bis 15 % beziffert. Damit legte das Unternehmen die Latte tiefer, als dies zuvor für die Vorgängersparten Power Generation und Fossil Power Generation der Fall gewesen war. In den vergangenen vier Jahren hatte die Sparte regelmäßig mehr als 15 % abgeliefert, sie erreichte bereinigt zwischen 15,9 % und 17,3 %. Im dritten Quartal des laufenden Geschäftsjahres (30. Juni) rangierte das Geschäft mit einer Marge von 15,5 % ebenfalls über dem Zielband. Die Äußerungen von Davis lassen sich dahingehend interpretieren, dass das Erreichen des oberen Endes des Bandes nicht im laufenden Jahr, aber mittelfristig schwierig wird.Tatsächlich hat dies Auswirkungen auf den Siemens-Unternehmenswert, denn die Kraftwerksaktivitäten waren in den vergangenen Jahren ein verlässlicher Gewinnlieferant. Während die Sparte in den Geschäftsjahren 2009/2010 bis 2012/2013 zwischen 13 % und gut 14 % des Umsatzes der Sektoren beisteuerte, stellte sie bis zu 29 % des Ergebnisses der Sektoren (siehe Grafik). Im laufenden Geschäftsjahr ist Power Generation sogar besonders umsatz- und ergebnisstark. Viel Geld im FeuerSollte die Marge künftig in Richtung des unteren Endes des Zielbandes sinken, fallen erhebliche Summen in der Gewinn-und-Verlust-Rechnung weg. Dies illustriert eine fiktive Rechnung für die vergangenen Jahre. Hätte die Marge nur 11 % statt der wesentlich höheren erzielten Werte betragen, wäre der operative Gewinn in den vier Jahren seit Beginn des Turnus 2009/2010 addiert um gut 3 Mrd. Euro niedriger ausgefallen (siehe Grafik).Die Analysten erwarten aktuell im Schnitt für das angelaufene Geschäftsjahr eine Marge von gut 14 % für die neue Division Power and Gas. Mit den Davis-Aussagen dürfte diese Schätzung nach unten geführt werden. Die Analysten der Citigroup gehen davon aus, dass die Kapitalmarktbeobachter zunehmend das untere Ende der Bandbreite von 11 % bis 15 % einpreisen werden.