Siemens Energy bleibt in roten Zahlen
mic München
Siemens Energy mahnt mehr Tempo beim Kampf gegen den Klimawandel an. „Wir sind viel zu langsam unterwegs, wir kommen vom Reden nicht schnell genug ins Handeln“, sagte Vorstandsvorsitzender Christian Bruch auf der Bilanzpressekonferenz.
Er strich heraus, dass Siemens Energy gerüstet sei. Jeder Bereich habe im vergangenen Geschäftsjahr 2021/2022 mehr Aufträge hereingeholt, als Umsatz gelegt wurde: „Das zeigt, dass unsere Produkte absolut in die Energiewendethematik hereinpassen.“ Der Auftragseingang sei von 33 Mrd. auf 38 Mrd. Euro gestiegen, der Bestand von 84 Mrd. auf 97 Mrd. Euro. Siemens Energy verdiene noch nicht überall das Geld, das man haben wolle, räumte Bruch ein: „Das müssen wir lösen.“
Das Unternehmen peilt 2022/2023 ein höheres Wachstum an als bisher von den Analysten im Schnitt erwartet. Der Umsatz auf vergleichbarer Basis soll um 3 bis 7% zulegen, nachdem er im vergangenen Turnus um 2,5% auf 29,0 Mrd. Euro gesunken war (siehe Tabelle).
Der Vorstand legte Ziele für die drei Sparten vor, die das Segment konventionelle Energieerzeugung (Gas & Power) bilden: Gas Services soll um 0 bis 4% (i.V. −0,7%) wachsen und Grid Technologies sowie Transformation of Industry jeweils um 5 bis 9% (i.V. 3,3% und −0,3%).
Für die Tochter Siemens Gamesa, die komplett übernommen werden soll und in der Vorwoche ihre Bilanzpressekonferenz abgehalten hatte, nannte der Vorstand keine Ziele. Der Windkraft-Spezialist hatte seine Geschäftspläne jedoch schon in dem Wertgutachten des Wirtschaftsprüfers PwC offengelegt (siehe Grafik).
Netto rechnete Energy auch im laufenden Jahr mit roten Zahlen. Sie sollen aber deutlich geringer ausfallen als zuvor. Im Vorjahr hatte sich der Verlust auch wegen des Ausstiegs aus dem Russlandgeschäft von 560 auf 647 Mill. Euro vergrößert.
Die Ergebnis-Marge vor Sondereffekten, die im Gegensatz zur bisher berichteten angepassten Ebita-Marge das operative Finanzergebnis ausschließt, soll im Jahr 2022/2023 von 1,2% – die reduzierten Erwartungen wurden nicht erreicht – auf 2 bis 4% steigen. Gas Services werden 9 bis 11% zugetraut (i.V. 7,2%), Grid Technologies 6 bis 8% (i.V. 3,6%) und Transformation of Industry 3 bis 5% (i.V. 1,4%). Das Gesamtsegment Gas & Power bewegt sich damit in der früher angekündigten Bandbreite des angepassten Ebita von 6 bis 8%.
Mittelzufluss sinkt
Der freie Mittelzufluss soll diesmal negativ sein, und zwar in niedriger bis mittlerer dreistelliger Millionenhöhe. Im vergangenen Geschäftsjahr war er von 1,4 auf 1,5 Mrd. Euro gestiegen. Die Aktien beendete den Xetra-Handel mit einem Anstieg von 0,2% auf 14,52 Euro.
Finanzvorständin Maria Ferraro machte klar, dass Siemens Energy keinen Zeitdruck verspürt, die Brückenfinanzierung – noch 2 Mrd. Euro – für die Gamesa-Übernahme schnell abzulösen. Die Finanzierung von Bank of America und von J.P. Morgan laufe – inklusive Verlängerungen – bis November 2024. Ideal wäre es, in den Monaten nach der Hauptversammlung eine Kapitalerhöhung über bis zu 1,5 Mrd. Euro zu starten. Denkbar sei aber auch eine Wandelanleihe. Die Annahmefrist für das Angebot läuft bis zum 13. Dezember. Erhält Siemens mehr als 75%, ist ein Delisting geplant. Bei mehr als 96,7% ist ein Squeeze-out möglich.
Auf eine Dividende müssen die Aktionäre, die im Vorjahr 0,10 Euro pro Aktie erhalten hatten, verzichten. „Wir wollen ein Unternehmen sein, das eine Dividende zahlt“, sagte Bruch. Er sei enttäuscht, dass man dies für 2022 nicht machen könne. Er machte klar, dass er sich beim Teilausstieg von Großaktionär Siemens (35%) einen anderen Ankeraktionär wünschen würde.