Siemens Energy erlebt Auftragsboom
Siemens Energy erlebt Auftragsboom
Vorstand hebt Umsatzprognose stark an – Siemens Gamesa belastet weiter – Tagesgewinner im Dax
Siemens Energy profitiert von den steigenden Investitionen in die Energieinfrastruktur. Der Auftragseingang des Konzerns erhöhte sich im zweiten Quartal um gut die Hälfte. Die Umsatzprognose für das laufende Geschäftsjahr wurde stark heraufgesetzt. Allerdings formuliert Siemens Energy die Gewinnprognose wegen anhaltender Probleme von Siemens Gamesa vorsichtiger. Die Aktie war am Montag Tagesgewinner im Dax.
mic München
„Wir haben einen phantastischen Auftragseingang“, sagte Siemens-Energy-Vorstandsvorsitzender Christian Bruch in einer Telefonpressekonferenz anlässlich der Vorlage der Halbjahreszahlen. Auf vergleichbarer Basis stieg der Auftragseingang um 56%, nominal lag das Plus mit 55% nur geringfügig darunter. Das Auftragsbuch sei mit 102 Mrd. Euro so hoch wie nie zuvor: „Deswegen haben wir Ihnen einen erhöhten Umsatzausblick gegeben.“
Siemens Energy rechnet nun damit, dass der Umsatz im Geschäftsjahr 2022/23 (30. September) auf vergleichbarer Basis in einer Spanne von 10 bis 12% zulegt. Das Plus betrug im ersten Halbjahr sogar 20,1%. Bisher hatte der Vorstand im Gesamtjahr einen Umsatzanstieg von 3 bis 7% vorhergesagt. Siemens Energy habe „ein Marktumfeld, das uns extrem hilft“, erklärte Bruch.
Dies gilt auch perspektivisch, ist allerdings vorerst mit hohen Investitionen verbunden. Aktuell würden mehrere Fabriken zur Produktion von Offshore-Windkraftanlagen hochgefahren, sagte Bruch. In der zweiten Hälfte 2023 sei eine große Welle von Offshore-Ausschreibungen zu erwarten. Es sollten mehr als 30 Gigawatt außerhalb Chinas vergeben werden, sagte Bruch.
Die Siemens-Energy-Aktie notierte im Xetra-Handel an der Spitze des Dax40. Sie beendete des Handel mit einem Kursplus von 2,5% auf 22,93 Euro. Dies ist das höchste Niveau seit Ende 2021. Die Anleger tolerierten mit dem fortgesetzten Höhenflug auch, dass Energy die Gewinnprognose abschwächte; gleichwohl hieß es, dass die zweite Hälfte des Geschäftsjahres wesentlich erfolgreicher werden soll.
Die Ergebnismarge vor Sondereffekten werde am unteren Ende der Prognosespanne von 1% bis 3% erwartet, hieß es. Nach sechs Monaten betrug sie -1,6%. Dementsprechend werde der Nettoverlust nicht mehr auf dem Vorjahresniveau von 712 Mill. Euro landen, sondern dieses Niveau um einen bis zu niedrigen dreistelligen Millionen-Euro-Betrag übersteigen. Dieser addierte sich in den ersten beiden Quartalen auf 787 Mill. Euro.
Siemens Energy begründete die vorsichtigere Formulierung der Gewinnprognose mit einer schwachen Performance von Siemens Gamesa im ersten Halbjahr. Siemens Energy halte von der Tochter, die am 14. Februar von der Börse genommen wurde, 98´% der Anteile, sagte Bruch. Man wolle weiterhin auf 100% kommen. Am 12./13 Juni werde eine außerordentliche Hauptversammlung von Siemens Gamesa abgehalten, kündigte Bruch an, der die Journalisten aus Spanien – die sich nun an Siemens Energy orientieren müssen, um über das Windgeschäft zu berichten – demonstrativ in deren Heimatsprache begrüßte. Den verbleibenden Aktionären werde eine Kapitalreduktion vorgeschlagen. Am ersten Tag der Hauptversammlung müssten hierfür 50% der Minderheitsaktionäre des Kapitals anwesend sein, am zweiten Tag reichten 25%. Es handle sich um eine Vielzahl von Kleinaktionären, die teilweise gar nicht wüssten, dass sie das Papier noch um Depot hätten, sagte Bruch: „Es ist gar nicht so trivial, jeden Einzelnen zu erreichen.“ Sollte dies nicht klappen, werde man den Weg einer Verschmelzung gehen. Bruch deutete an, dass hiermit aber nicht im laufenden Geschäftsjahr zu rechnen wäre. Die Integration von Siemens Gamesa sei auf einem guten Weg, betonte Bruch. Einige Zentralfunktionen seien zusammengeführt worden. Das Effizienzprogramm Mistral werde konsequent umgesetzt. Die Maßnahmen gingen aber nur langsam in den Umsatz: „2023 wird ein Übergangsjahr.“