Siemens Gamesa auf Wachstumskurs
Siemens Gamesa will in dem widrigen Marktumfeld auf Wachstumskurs zurückkehren und nach Möglichkeit die bereinigte operative Marge erhöhen. Der Vorstand bereitete den Kapitalmarkt darauf vor, dass gesenkte Absatzpreise sich noch in der ersten Hälfte des Geschäftsjahrs 2018/2019 negativ auswirken.mic München – Der Windrad-Hersteller Siemens Gamesa will im angelaufenen Geschäftsjahr 2018/2019 (30. September) wieder wachsen. Der Umsatz solle von 9,1 Mrd. Euro auf 10 bis 11 Mrd. Euro klettern, kündigte Vorstandsvorsitzender Markus Tacke bei Vorlage der Zahlen für das Geschäftsjahr 2017/2018 an. Er begründete den Optimismus mit dem Anstieg des Auftragseingangs im vergangenen Jahr um 9 % auf 11,9 Mrd. Euro (siehe Tabelle). Bereits 80 % des geplanten Umsatzes im angelaufenen Geschäftsjahr sei durch fest terminierte Aufträge abgedeckt, sagte der Vorstandsvorsitzende. Dieser Wert liege damit um 15 Prozentpunkte höher als zu Beginn des Turnus 2017/2018. Außerdem verwies er darauf, dass das Geschäft mit landgestützten Windrädern (Onshore) seit dem Frühjahr wieder angezogen habe.Die Investoren reagierten begeistert. Der Aktienkurs stieg an der Börse in Madrid um 14 % auf 11,29 Euro. Allerdings ist das Papier damit noch deutlich von jenen 13 Euro entfernt, die im August erreicht wurden. Zuversicht für Ebit-MargeSinkende Absatzpreise, hohe Kosten für Rohstoffe und die unsichere Lage in Schwellenländern machen Siemens Gamesa nach eigener Einschätzung auch künftig zu schaffen. Der deutsch-spanische Konzern kalkuliert daher einen Rückgang der Rendite mit ein. Die bereinigte Ebit-Marge werde zwischen 7 % und 8,5 % landen, sagte Tacke. In dem vergangenen Turnus war die Marge, bei der Siemens Gamesa den Aufwand aus der Kaufpreisallokation und die Integrationskosten herausrechnet, von 7,1 % auf 7,6 % gestiegen.Das Management zeigte sich im Gespräch mit Analysten zudem zuversichtlich, im Zielband von 7 % bis 8,5 % gut abzuschneiden. Es gebe Raum, das obere Ende zu erreichen, hieß es. Dies wurde mit den wiederkehrenden Einsparungen des Vorjahres im Volumen von gut 700 Mill. Euro begründet, davon 175 Mill. Euro aus Synergien. Brutto wurden 4 000 Arbeitsplätze gestrichen (netto 2 300), zudem hat Siemens Gamesa 15 Standorte geschlossen.”Der Fokus muss auch in Zukunft darauf liegen, die Produktivität zu erhöhen, um den Gegenwind zu kompensieren”, sagte Finanzvorstand Miguel Angel López, der im Dezember zum Verwaltungsratschef des Unternehmens aufsteigt. Beispielsweise sollten die Abläufe in den Fabriken Cuxhaven und Tangier optimiert werden. Derartige Themen wird künftig Christoph Wollny im neu geschaffenen COO-Ressort im Verstand verantworten. Er war bisher für den Einkauf der Siemens-Kraftwerkssparte zuständig.Jedoch beuge man mit dem breit gewählten Margenband auch für den Fall von Marktvolatilitäten vor, erklärte das Management. Außerdem habe der extrem gute Sommer intensive Wartungsarbeiten an den Windanlagen im Meer (Offshore) ermöglicht, so dass die Marge des Servicegeschäfts im vergangenen Geschäftsjahr mit 23,6 % weit über den normalerweise zu erwartenden gut 20 % landete. Starker ServiceTacke wies darauf hin, dass der Preisrückgang von gut 10 % sich im ersten Halbjahr des laufenden Geschäftsjahres fortsetze. Dann werde es eine Stabilisierung geben. Dies impliziert, dass Siemens Gamesa eine schwächere erste Geschäftsjahreshälfte erwartet. Im vergangenen Geschäftsjahr konnte der Konzern die Preissenkungen durch die höhere Produktivität nicht vollständig kompensieren. Besonders groß sei der Preisdruck im Onshore-Geschäft, sagte Tacke. Der durchschnittliche Preis, den die Kunden für die Leistung eines Megawatts zahlen, sank in den vergangenen zwei Jahren von 0,90 Euro über 0,81 auf 0,73 Euro.Im vergangenen Geschäftsjahr sank der Umsatz von 11,0 Mrd. auf 9,1 Mrd. Euro. Während das Geschäft mit neuen Windkraftanlagen um 20 % einbrach, legte der Service-Umsatz um 6 % zu. Es wurde nur das untere Ende des anvisierten Bandes von 9,0 Mrd. Euro bis 9,6 Mrd. Euro erreicht, obwohl das Management im Sommer erklärte hatte, per Ende Juni sei durch Aufträge bereits 100 % des notwendigen Umsatzes abgesichert, um die Mitte der Bandbreite zu treffen. Für die bereinigte Ebit-Marge wurde eine Spanne von 7 % bis 8 % anvisiert. “Alle finanziellen Ziele wurden erreicht”, bilanzierte López. Keine SchuldenTrotzdem sank das bereinigte Ebit von 774 Mill. auf 693 Mill. Euro. Der Gewinn fällt mit 70 Mill. Euro sehr niedrig aus. Eine Vergleichszahl für das Vorjahr gibt es nicht, weil Siemens Gamesa erst im April 2017 durch die Fusion der Windkraftgeschäfte von Siemens und Gamesa entstand – jedoch war ein Verlust entstanden. 176 Mill. Euro wurden für die Integration ausgegeben, die Kaufpreisallokation kostet weitere 306 Mill. Euro. Im laufenden Geschäftsjahr sind für die Integration 130 Mill. und für die Kaufpreisallokation 250 Mill. Euro eingeplant. Die zusätzlichen Synergien sollen sich auf 1,2 % des Umsatzes belaufen und damit 120 Mill. Euro übertreffen.Auf der Bilanzseite fällt ein negatives Umlaufvermögen ins Auge, das von -220 Mill. Euro auf -536 Mill. Euro sank. Im vierten Quartal würden viele Projekte abgerechnet, hieß es. Siemens Gamesa erhöhte das Nettofinanzvermögen spiegelbildlich um 238 Mill. auf 615 Mill. Euro. Die Investitionen addierten sich nur auf 415 Mill. Euro, nachdem ursprünglich 500 Mill. Euro geplant waren.—– Wertberichtigt Seite 8