Siemens Gamesa bläst der Wind kräftig ins Gesicht

Gewinn bricht im dritten Quartal ein - Mittelfristprognose in Frage gestellt - Analysten auf falschem Fuß erwischt - Aktienkurs sinkt

Siemens Gamesa bläst der Wind kräftig ins Gesicht

mic München – Siemens Gamesa muss einen Gewinneinbruch im dritten Quartal verkraften und macht daher Abstriche an seiner Umsatz- und Gewinnprognose 2018/2019 (30. September). Vorstandschef Markus Tacke dämpfte die Erwartung auch an das nächste Geschäftsjahr. “Wir schauen darauf mit Vorsicht”, sagte er in einer Telefonkonferenz mit Analysten. Daher weigerte er sich, die Prognose einer bereinigten Ebit-Marge von 8 % bis 10 % im nächsten Jahr zu wiederholen. Schlussspurt erforderlichDie Prognose für das laufende Jahr bestätigte Tacke. Allerdings erklärte er, der spanische Windkraft-Konzern werde bei der avisierten bereinigten Ebit-Marge nur das untere Ende der Bandbreite von 7,0 % bis 8,5 % erreichen. Nach neun Monaten stehen lediglich 6,5 % zu Buche. Tacke erwartet darüber hinaus, dass die Erlöse “in der ersten Hälfte” der Umsatzprognose von 10 bis 11 Mrd. Euro landen werden. Im Mai hatte er noch erklärt, es werde die Mitte erreicht. Nach neun Monaten hat Siemens Gamesa 73 % des unteren Endes der Bandbreite verbucht.Tacke räumte ein, dass Siemens Gamesa einen Schlussspurt benötigt, um die Gewinnprognose einzulösen. Er zeigte sich jedoch zuversichtlich: “Wir erwarten eine starke Performance im vierten Quartal.” Finanzvorstand David Mesonero begründete dies mit zwei Faktoren. Einerseits wiederholten sich Projektbelastungen des dritten Quartals nicht, andererseits werde der Umsatz hoch sein. Im vierten Quartal des Vorjahres hatte Siemens Gamesa eine bereinigte Ebit-Marge von 8,2 % erreicht.Die Analysten wurden von den Zahlen auf dem falschen Fuß erwischt. Sie hatten im Schnitt mit einer Marge von 6,7 % gerechnet, teils erwarteten sie sogar 8,5 %. Der Aktienkurs sackte daher an der Börse von Madrid um 17,7 % auf 12,78 Euro ab. Zuletzt hatte das Papier Anfang Februar auf diesem niedrigen Niveau notiert, so dass der gestrige Handelstag die Kursgewinne von sechs Monaten pulverisierte.Tacke nannte in der Telefonkonferenz drei Faktoren, die für Gegenwind sorgten. Der Markt sei wettbewerbsintensiver, es gebe einen Handelskrieg zwischen zwei der größten Exportnationen der Welt und es herrsche Unsicherheit in den Schwellenländern. Dies treffe besonders das kurzzyklische Onshore-Geschäft. Der Gegenwind dauere im vierten Quartal an, jedoch senke Siemens Gamesa weiterhin die Kosten.Die Kosten des Handelskriegs bezifferte Mesonero auf 15 Mill. Euro. Ein ungeordneter Austritt Großbritanniens aus der europäischen Währungsunion könne Siemens Gamesa ebenfalls einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag kosten. Tacke begründete damit, dass er die mittelfristige Prognose nicht wiederholte. In der ersten Jahreshälfte werde es einen Kapitalmarkttag geben, sagte er.Zugleich bezeichnete Tacke den Gegenwind als Übergangsphase. Er sehe Zeichen für steigende Preise, dies habe auch Auswirkungen auf den Gewinn von Siemens Gamesa. Das Management betonte mehrfach, Verträge für Windkraft-Projekte würden bei unzureichenden Konditionen nicht unterzeichnet. Allerdings verzeichnete Siemens Gamesa im dritten Quartal einen Rekordauftragseingang von 4,7 Mrd. Euro. Der Orderbestand kletterte auf den Höchststand von 25,1 Mrd. Euro.Im dritten Quartal sackte die bereinigte Ebit-Marge von 7,3 % auf 6,1 % ab, obwohl der Umsatz um 23 % auf 2,6 Mrd. Euro zulegte (siehe Tabelle). Die sinkenden Absatzpreise seien der Treiber der niedrigeren Profitabilität, sagte Mesonero. 70 % des Preiseffekts gingen auf die Onshore-Anlagen zurück. Hausgemachte ProblemeDarüber hinaus plagten Siemens Gamesa aber hausgemachte Probleme bei zwei Projekten in Nordeuropa und Indien. Sie seien bewältigt, betonte Tacke. Teils habe es sich dabei um Logistik-Schwierigkeiten bei der Anlieferung von Windkraftanlagen gehandelt, etwa durch nicht ausreichend dimensionierte Straßenbrücken.Mit einem Kommentar zur geplanten Übertragung der Siemens-Gamesa-Anteile (59 %) von der Siemens AG auf das künftige Kraftwerks- und Energieunternehmen hielt Tacke sich zurück. “Wir bewerten die möglichen Auswirkungen”, sagte er lediglich. – Wertberichtigt Seite 8