Siemens und Alstom wollen Bahntechnikfusion retten
mic München – Siemens versucht im letzten Moment, eine Untersagung der Bahntechnikfusion mit Alstom zu verhindern. Das Duo habe der EU-Kommission neue Zugeständnisse unterbreitet, verlautete am Freitagabend aus informierten Kreisen. Demnach soll ein Verkauf zusätzlicher Signaltechnik-Geschäftsteile angeboten worden sein. Außerdem wurden längere Lizenzvereinbarungen für die Hochgeschwindigkeitstechnologie offeriert, wenngleich nicht in dem Umfang, den die EU-Kommission gefordert hatte. Auf Siemens-Seite ist in erster Linie Vorstand Roland Busch für die Verhandlungen verantwortlich.Ein Siemens-Sprecher kommentierte die Entwicklung nicht. Auch Alstom und die EU-Kommission gaben keine offiziellen Stellungnahmen ab. Die Siemens-Aktie schloss mit einem Plus von 1,3 % auf 100,32 Euro unterhalb des Tageshochs und reagierte nicht auf die wenige Minuten vor Xetra-Handelsschluss durchgesickerte Information weiterer Zugeständnisse. Die Alstom-Aktie dagegen sprang innerhalb weniger Minuten um fast 2 Euro nach oben und schloss mit einem Plus von 6,5 % auf 36,37 Euro.Die Fusion schien zuvor vor dem Scheitern zu stehen. Die EU-Kommission hatte mehrfach kommuniziert, dass sie mit den angebotenen Zugeständnissen bei weitem nicht zufrieden ist. Die Wettbewerbshüter müssen bis zum 18. Februar über das Projekt entscheiden. Informell war eine Verkündung schon für den 6. Februar avisiert worden. Siemens-Konzernkreise hatten zugleich vor einigen Tagen erklärt, es werde keine weiteren Zugeständnisse geben. Diese Position ist nun Makulatur.Wie weitgehend die neuen Zugeständnisse sind, blieb jedoch unklar. Damit ist auch offen, ob sie aus Sicht der EU-Kommission ausreichen, die Fusion abzusegnen. Die Kartellbehörde hatten sich in den vergangenen Tagen erheblichen Drucks aus Berlin und Paris erwehren müssen. Die dortigen Regierungen schalteten sich intensiv in die Debatte ein. Sowohl Deutschlands Wirtschaftsminister Peter Altmaier als auch Frankreichs Finanzminister Bruno Le Maire machten sich in persönlichen Gesprächen für die Fusion stark. Der Tenor: Eine Untersagung wäre ein wirtschaftlicher und politischer Fehler. Der Zusammenschluss wird einerseits als Chance gesehen, einen europäischen Champion zu schaffen. Andererseits soll Siemens Alstom dem Weltmarktführer CRRC aus China Paroli bieten.—– Wertberichtigt Seite 6