Siemens unterstützt Konkurrent in China
jh München – Der Siemens-Konzern verstärkt sein Engagement im Kraftwerksgeschäft in China. Dort unterzeichnete Vorstandschef Joe Kaeser ein Partnerschaftsabkommen mit dem staatlichen Unternehmen State Power Investment Corporation (SPIC). SPIC zählt zu den fünf größten Stromerzeugern in China.Mit China United Heavy-Duty Gas Turbine Company (UGTC), einem Tochterunternehmen von SPIC, vereinbarte Siemens eine Kooperation für große Gasturbinen. UGTC soll eine solche Maschine im Auftrag der chinesischen Regierung entwickeln und könnte somit auf längere Sicht ein Konkurrent des Münchner Konzerns werden. Dieser unterstützt den Partner mit Beratung und Software für Designs, wie ein Sprecher von Siemens berichtete. Technologie werde nicht verkauft. Mit der Hilfe von Siemens könne UGTC schneller eine eigene Turbine entwickeln. Ein Prototyp soll im Jahr 2023 fertig sein.Dank der Kooperation sei Siemens gut positioniert, um die Geschäftsbeziehungen zu SPIC und anderen Energieversorgern in dem Land auszubauen, sagte der Sprecher. So will der Münchner Konzern vom Strukturwandel von Kohle- zu Gaskraftwerken profitieren. Im vergangenen Jahr habe der Markt in China 30 % der weltweiten Nachfrage nach großen Gasturbinen ausgemacht. Siemens sei dort seit mehr als 20 Jahren tätig und habe bisher 60 Einheiten verkauft. Der Marktanteil liege bei 20 %, berichtete der Sprecher. Für China werde ein Marktvolumen von künftig 20 Turbinen im Jahr erwartet. “Langfristige Partnerschaft”Auf der Hauptversammlung Ende Januar hatte Kaeser berichtet, China werde bis zum Jahr 2030 die Hälfte seiner aktuellen Kohlekraftwerkskapazität von knapp 400 Gigawatt auf Gas umstellen. Dies seien 40 bis 45 % des Weltmarktes für diese Turbinen.Mit SPIC hatte Siemens schon im Juli 2018 eine Absichtserklärung für eine Kooperation unterzeichnet. Mit dem nun unterzeichneten Abkommen verfolgen beide Parteien nach Kaesers Worten “eine langfristige Partnerschaft über den Rahmen der heute angekündigten Vereinbarungen hinaus”. Diese schließt Demonstrationsprojekte wie die Digitalisierung von Kraftwerken und Energiemanagement sowie den Aufbau eines Lieferantennetzwerks in China ein. Die Frage, ob auf längere Sicht ein Gemeinschaftsunternehmen mit SPIC beabsichtigt sei, wollte der Konzernsprecher nicht beantworten.Angeblich verhandelt Siemens mit dem japanischen Konkurrenten Mitsubishi Heavy Industries wieder über ein solches Joint Venture (vgl. BZ vom 22. März). Vor zwei Jahren waren Gespräche über ein Zusammenlegen der Segmente gescheitert. Siemens sucht eine umfassende Lösung für das Geschäft mit Kraftwerken, die fossile Energie nutzen. Die Sparte leidet unter dem Wandel zu erneuerbaren Energien in wichtigen Industrieländern. Tausende Arbeitsplätze werden gestrichen.Auf die Nachricht aus China reagierte der Aktienkurs von Siemens kaum. Er pendelte am Dienstag um den Schlusskurs des Vortags. Die wieder aufgeflammten Spekulationen über eine Einigung mit Mitsubishi Heavy Industries hatten dagegen am vergangenen Donnerstag einen Kurssprung von 3 % ausgelöst.