Siemens wird noch politischer
Weltordnung und Lebenswelten geraten aus den Fugen. In der Umbruchphase, die Digitales ebenso wie Diktatoren nach oben spült, müssen auch die deutschen Großkonzerne ihre Rolle neu definieren. Die vornehme Zurückhaltung in politisch-gesellschaftlichen Fragen scheint nicht mehr in jedem Fall die richtige Lösung zu sein. Doch wie weit gehen, wenn Werte und Grundsätze westlicher Demokratien verletzt werden? Siemens wählt eine Strategie der offenen Worte. Dieser Weg ist Joe Kaeser auf den Leib geschrieben, denn der Vorstandsvorsitzende kombiniert den erforderlichen Horizont mit Eloquenz. Nun geht sein Aufsichtsratschef Jim Hagemann Snabe ebenfalls in diese Richtung. Auf Twitter erklärte er, seinen Facebook-Account deaktiviert zu haben – ein Schuss vor den Bug des Datenkonzerns. Snabe zeigt immerhin Flagge. Er lehnt sich allerdings auch weit aus dem Fenster. Erstens kann Siemens als Sammler vieler Daten auch einmal in die Kritik geraten. Zweitens ist ein Produktboykott eine gewagte Form der politischen Meinungsäußerung für einen Siemens-Aufsichtsratschef. mic