Sixt fühlt sich überkapitalisiert

Eigenkapitalquote soll sinken - Carsharing geplant als Angebot im Kerngeschäft - US-Geschäft erreicht die Gewinnzone

Sixt fühlt sich überkapitalisiert

mic München – Sixt begründet die Rekorddividende samt Sonderausschüttung für das Jahr 2017 mit einer zu hohen Eigenkapitalquote. “Wir sind absolut überkapitalisiert”, sagte der Vorstandsvorsitzende und Großaktionär Erich Sixt auf der Bilanzpressekonferenz des Autovermieters. Die Aktionäre sollen 4,00 Euro (Stämme) bzw. 4,02 Euro (Vorzüge) erhalten, jeweils inklusive einer Sonderdividende von 2,05 Euro je Aktie (vgl. BZ vom 13. März). Dies entspricht Dividendenrenditen von 5,4 % bzw. 7,6 % bezogen auf den Jahresschlusskurs 2017. Die Dividendensumme steigt von 78 Mill. Euro auf 188 Mill. Euro. Rund 40 % gehen an Sixt als Großaktionär. Leasing herausgerechnetSixt wies darauf hin, dass die Eigenkapitalquote, die im Jahr 2017 von 26,8 % auf 26,2 % gesunken ist, immer noch deutlich über dem Mindestzielwert von 20 % liege. Die Wettbewerber in der Branche wiesen dagegen nur 3 % bis 14 % auf. Angesichts der Niedrigzinsen ergänzte er: “Das Teuerste, was Sie im Unternehmen haben können, ist Eigenkapital.” Finanzvorstand Julian zu Putlitz rechnete vor, dass die Sixt-Eigenkapitalquote noch viel höher ist, wenn sie nur auf das Vermietgeschäft bezogen wird. Ohne die Tochter Sixt Leasing betrage sie rund ein Drittel. Es gab keinen Hinweis darauf, dass Sixt die Aktienposition bei der Tochter abbauen könnte. Sixt beantwortete die Frage, ob angesichts des Verharrens der Eigenkapitalquote über 20 % auch im Jahr 2018 eine weitere Sonderdividende zu erwarten sei, nicht. Der Verkauf der 50 %-Beteiligung an dem Carsharing-Unternehmen Drivenow an BMW bringt dem Autovermieter in der ersten Jahreshälfte einen Sonderertrag von rund 200 Mill. Euro. Außerdem rechnet Sixt mit einem leichten Anstieg des Ergebnisses vor Steuern. Der Gewinn könnte deshalb unterproportional zum operativen Konzernumsatz – dieser soll deutlich wachsen – zulegen, weil die Ertragsentwicklung 2017 sehr stark gewesen sei und anhaltend hohe Investitionen in die Expansion geplant seien, hieß es. Sixt erklärte, innerhalb von drei Jahren würden rund 100 Mill. Euro in die IT gesteckt. Nach dem Ausstieg bei Drivenow sei die Software für das Carsharing-Geschäft das geistige Eigentum von Sixt geblieben, erklärte der Vorstandsvorsitzende. Es gebe auch keine Wettbewerbsklausel. Sixt werde zwar nun nicht eine Tochter gründen, um selbst in das Geschäft einzusteigen, werde die Technik jedoch fortentwickeln und zum Öffnen von Autos per App einsetzen. Sixt rechnet damit, dass das Carsharing-Geschäft und die Autovermietung miteinander verschmelzen. Das Unternehmen wäre eine Macht am Markt, denn es ist in 600 Städten mit mehr als 200 000 Autos präsent. Erfolgreicher Start in ItalienSixt erklärte, bereits seit gut einem Jahr laufe ein Testversuch in Zürich. Im Jahr 2018 soll der breiter angelegte Start folgen. Er hält es für möglich, dass langfristig nur noch die Sixt-Vermietstationen an den Flughäfen benötigt werden. Er betonte zugleich, geplant sei eine evolutionäre Fortentwicklung des Modells. Die neue Technik könne vor allem die Expansion in den USA unterstützen.Mit dem Erfolg in den Vereinigten Staaten ist Sixt außerordentlich zufrieden. Zwar sank die Zahl der Vermietstationen von 58 auf 51. Doch habe man nur kleinere Standorte geschlossen, die sich als nicht rentabel erwiesen, hieß es. Das Resultat: Im vergangenen Jahr habe die Region erstmals seit Markteintritt 2011 mit einem positiven Ergebnis abgeschlossen, und zwar in zweistelliger Millionenhöhe bei einem Umsatz von 322 Mill. Euro. “Dies ermutigt uns, in den USA wieder stärker auf Expansionskurs zu gehen”, sagte Sixt. Im laufenden Jahr kämen beispielsweise Stationen in San Antonia, New York, Chicago, Denver, New Jersey, Philadelphia und vielleicht Hawaii hinzu. Sehr zufrieden zeigte Sixt sich auch mit dem Neustart in Italien. Dort gebe es 21 Vermietstationen, die schon im ersten Jahr ein ausgeglichenes Ergebnis erwirtschaftet hätten.Im vergangenen Jahr, dessen Eckzahlen bereits seit Februar vorliegen (vgl. BZ vom 10. Februar), steigerte Sixt den operativen Umsatz um 8 % und das Ergebnis vor Steuern um 32 % (vgl. Tabelle).