So viele Gewinnwarnungen wie noch nie

Henkel schraubt Ergebniserwartungen ebenfalls zurück - Türkei-Krise belastet

So viele Gewinnwarnungen wie noch nie

ak/wb Düsseldorf/Frankfurt – Im ersten Halbjahr haben deutsche Unternehmen so häufig Gewinnwarnungen ausgesprochen wie noch nie. Das berichtet die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft EY, die seit 2011 untersucht, wie viele der Unternehmen aus dem Prime Standard eine Gewinn- und/oder Umsatzwarnung geschickt haben. Seit Donnerstag ergänzt nun Henkel die lange Liste der Firmen, die die Erwartungen zurückschrauben mussten. Der Persil- und Pritt-Hersteller rechnet nur noch mit einem Plus von 3 bis 6 % beim bereinigten Ergebnis je Aktie, vorher lag die Spanne zwei Prozentpunkte höher. Der Klebstoff-Weltmarktführer und Konsumgüterproduzent sieht sich mit unerwartet hohen Materialpreissteigerungen konfrontiert, die er bislang nicht vollständig weitergeben und kompensieren konnte. Zudem lasten enorme negative Währungseffekte auf den Zahlen. Sie summierten sich in den ersten sechs Monaten im Umsatz auf rund 750 Mill. Euro. Henkel leidet unter anderem stark unter dem Verfall der türkischen Lira, aber auch anderer Schwellenländerwährungen. Die Türkei steht dem Vernehmen nach bei Henkel für einen Umsatz von rund 500 Mill. Euro, der Vorstand zählt den Markt zu den zehn wichtigsten der Welt. Konzernchef Hans van Bylen und sein Finanzvorstand Carsten Knobel legten am Donnerstag ein klares Bekenntnis zu Henkels Aktivitäten in der Türkei ab. “Langfristig glauben wir an den Markt.” Insgesamt schlug van Bylen jedoch im Ausblick eher Molltöne an und beklagte ein weiterhin global unsicheres und volatiles Marktumfeld. Die Investoren überwanden ihren ersten Schrecken jedoch schnell und bescherten Henkel zu Handelsschluss sogar noch ein kleines Mini-Kursplus. Laut EY wurden in den ersten sechs Monaten negative Ad-hoc-Mitteilungen von 42 Emittenten gezählt. Vor Jahresfrist waren es 29. Im Schnitt wurde das erwartete Ergebnis vor Zinsen und Steuern um 39 % reduziert. Das drückte die Aktienkurse: Am Tag der Hiobsbotschaft gaben sie laut EY im Schnitt 7 % nach und erholten sich auch in der Folgewoche nicht. Von den Negativkorrekturen waren vor allem Dax-Konzerne betroffen: fünf im Halbjahr.—– Nebenstehender Kommentar – Berichte Seite 9