Spitzenvereine müssen den Ball flach halten
Spitzenvereine müssen den Ball flach halten
Deloitte rechnet für Europas Fußball-Topligen mit dem Ende der Wachstumsphase – Grund sind neu verhandelte Medienrechte
jh München
Nach wachstumsstarken Jahren muss sich Europas Spitzenfußball darauf einstellen, dass die Umsätze nicht weiter zulegen. Allerdings rechnet das Beratungsunternehmen Deloitte in seinem neuen Fußballreport nur mit einer Atempause. Auf dem Transfermarkt gibt es sogar einen neuen Rekord in der deutschen Bundesliga.
Seit dem Durchhänger in den zwei ersten Spielzeiten während der Corona-Pandemie wächst und wächst das Geschäft im europäischen Spitzenfußball. Doch von der Saison 2025/26 an, die nach der Sommerpause beginnt, rechnet das Beratungsunternehmen Deloitte für die fünf Topligen nur mit einer Stagnation. Allerdings lediglich vorübergehend, wie Stefan Ludwig, der Leiter der deutschen Sport-Business-Gruppe, betont.
Der Grund für die erwartete flache Umsatzkurve sind die in den vergangenen zwei Jahren neu verhandelten Medienrechte. In Italien und Frankreich schrumpfen von der kommenden Spielzeit an die Erlöse, in Spanien bleiben sie stabil. Die Deutsche Fußball Liga holte im Dezember 2024 immerhin einen Aufschlag von 2% heraus. Absolut an der Spitze steht England. Für die künftig 6,5% höheren Medienrechte sind allerdings auch 30% mehr Spiele zu sehen.
Mehr Spiele in der Champions League
In der Saison 2023/24 stiegen die Gesamterlöse im europäischen Spitzenfußball laut dem nun veröffentlichten 34. Jahresbericht von Deloitte um stattliche 8% auf 38 Mrd. Euro (siehe Grafik). Einnahmen aus Verkäufen von Spielern sind nicht enthalten. Für die aktuelle Saison, die in den nächsten Wochen mit der erstmals in großem Stil ausgetragenen Klub-Weltmeisterschaft endet, rechnet das Unternehmen mit einem Anstieg um etwa 3,5%. „Grund dafür sind die Erweiterung der Uefa-Klubwettbewerbe und die damit verbundenen höheren Ausschüttungen“, sagt Ludwig. Ein neuer Modus bringt mehr Spiele in der Champions-League und auch in der Europa- und Conference-League.

Die Steigerung in der Spielzeit zuvor begründet Deloitte unter anderem mit einer „zunehmenden Professionalisierung der Klubs und der damit verbundenen kommerziellen Erlöse“. Dazu zählen Einnahmen von Sponsoren und aus dem Merchandising wie dem Verkauf von Trikots. Zudem modernisierten einige Vereine ihre Stadien, die nun mehr Plätze bieten.
„Mehr Druck auf die Vereine“
Ein Trend, der sich seit längerem festigt, bestätigte sich auch zuletzt: Die größten fünf europäischen Ligen („Big Five“) machten wieder mehr als die Hälfte des Geschäfts. Zwar stieg die Umsatzsumme der 96 Vereine der höchsten Spielklassen in England, Deutschland, Spanien, Italien und Frankreich geringer als der Markt um 4%. Doch sie übertrafen erstmals die Marke von 20 Mrd. Euro.
Deloitte hält fest, dass bezogen auf die Finanzen die Schere im europäischen Fußball weiter auseinandergehe. „Der Druck auf die Klubs nimmt zu“, berichtet Ludwig. „Sie müssen zusätzliche Einnahmen generieren und gleichzeitig steigende Kosten bewältigen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.“
Rückgang in der Bundesliga
Mit großem Abstand an der Spitze bleibt Englands Premier League – auch dank der wesentlich teureren Medienrechte. Dort nahm der Umsatz der 20 Vereine 2023/24 um 6% auf 7,4 Mrd. Euro zu. Die 18 Vereine der deutschen Bundesliga liegen mit rund 3,8 Mrd. Euro gleichauf mit La Liga in Spanien. Als einzige der „Big Five“ musste die Bundesliga einen Umsatzrückgang hinnehmen: um 1%.
Deloitte erklärt das vor allem mit dem Abstieg der zuschauerstarken Vereine Schalke 04 und Hertha BSC in Berlin in der Saison zuvor. 2023/24 ging die Zahl der Stadionbesucher im Durchschnitt um 8% zurück. Für die nächste Spielzeit ist für diese Größe und die Spieltagerlöse jedoch mit einer Wende zu rechnen: Der 1. FC Köln kehrt nach einem Jahr in der zweiten Liga zurück, der Hamburger SV nach sieben langen Jahren. Beide ziehen in ihren größeren Stadien wesentlich mehr Zuschauer an als die Absteiger Kiel und Bochum.
Der addierte Betriebsgewinn der Klubs in Europas fünf größten Spitzenligen blieb 2023/24 mit rund 600 Mill. Euro stabil. Zwar stiegen die Personalkosten in allen Ländern mit Ausnahme Spaniens, wie Deloitte ermittelte. Doch habe sich die durchschnittliche Personalaufwandsquote von 66 auf 64% verringert. Grund dafür sei, dass der Umsatz stärker zugenommen habe als der Personalaufwand.
150 Mill. Euro für Florian Wirtz
Transfererlöse hat Deloitte in der Studie nicht berücksichtigt. Der nun vereinbarte Wechsel von Florian Wirtz von Bayer Leverkusen zum FC Liverpool verdeutlicht allerdings, wie im Spitzenfußball die Finanzgrenzen immer weiter nach oben geschoben werden. Noch nie verließ ein Spieler die Bundesliga für mehr Geld: Leverkusen will für Wirtz inklusive Boni eine Ablöse von 150 Mill. Euro haben.