Stabilisierung von Tom Tailor zieht sich hin

Finanzierungsstruktur steht nicht - Bonita belastet

Stabilisierung von Tom Tailor zieht sich hin

ste Hamburg – Die Stabilisierung des finanziell angeschlagenen Modekonzerns Tom Tailor zieht sich in die Länge. Weil die Gespräche zwischen den Konsortialbanken und dem chinesischen Mehrheitsaktionär Fosun über eine “finale Finanzierungsstruktur” noch nicht beendet wurden und auch die bei Boston Consulting in Auftrag gegebene unabhängige Geschäftsüberprüfung noch nicht abgeschlossen ist, haben die Konsortialbanken die bis Mitte August gewährte Brückenfinanzierung für Tom Tailor um einen Monat bis Mitte September verlängert. Wie das Hamburger Unternehmen am Mittwochabend bekannt gab, wurde ein kurzfristiges Darlehen von Fosun ebenfalls verlängert. Die Konsortialbanken und Fosun befänden sich “weiterhin in konstruktiven Gesprächen” über die Finanzierungsstruktur.Die Aktie des seit März 2010 an der Börse notierten Konzerns, an dem Fosun nach einer Anteilsaufstockung seit Juni mit 76,75 % beteiligt ist, bewegte sich gestern wenig. Das Papier gab um 3 Cent auf 1,28 Euro nach. Im Juni hatte Tom Tailor eine erste Einigung über eine Brückenfinanzierung veröffentlicht. Eckpunkte der Einigung sahen vor, dass Fosun kurzfristig ein Darlehen über 18,5 Mill. Euro bereitstellt, die Konsortialbanken eine am 30. Juni fällige Regeltilgung unter dem Konsortialkredit von 7,5 Mill. Euro bis Mitte August aussetzen und dass die Banken der Modekette eine neue Akkreditivlinie über 30 Mill. Euro für Warenbestellungen einräumen.Tom Tailor erklärte nun, dass nach Beendigung der laufenden Verhandlungen der vollständige Jahresabschluss für das Geschäftsjahr 2018, die Quartalsmitteilung für das erste Quartal sowie der Halbjahresbericht 2019 veröffentlicht würden. Für das zweite Quartal gab das Unternehmen nun vorläufige Zahlen bekannt. Demnach gaben die Umsatzerlöse im Konzern um 6,9 % auf 195 Mill. Euro nach, wobei der Erlösrückgang bei der Best-Ager-Marke Bonita um 28 % auf 50 Mill. Euro ins Gewicht fiel. Ende Mai hatten die Konsortialbanken den von Tom Tailor im März verkündeten Verkauf der 2012 erworbenen Problemtochter Bonita an die niederländische Victory & Dreams International unterbunden. Tom Tailor hatte daraufhin mitgeteilt, dass neben der Prüfung aller strategischen Alternativen die laufenden Restrukturierungsmaßnahmen intensiviert würden. Keine PrognoseFür das erste Halbjahr 2019 weist der Tom-Tailor-Konzern einen um 6,4 % auf knapp 374 Mill. Euro reduzierten Umsatz aus, wobei die Bonita-Erlöse um 25,4 % auf 90,5 Mill. Euro sanken. Die Kernmarke Tom Tailor sei im zweiten Quartal mit einem Umsatzplus von 3,7 % auf 145 Mill. Euro erneut stärker als der von April bis Juni um 2 % geschrumpfte deutsche Modemarkt gewachsen, betonte das Unternehmen. Den Rückgang der Rohertragsmarge bei der Kernmarke auf 57,0 (i.V. 59,9) % begründete der Konzern mit einem höheren Dollar-Niveau und mehr Promotion-Maßnahmen, die Halbierung des operativen Ergebnisses vor Abschreibungen (Ebitda) auf 6,3 (12,4) Mill. Euro mit Einmalaufwendungen im Zuge der Finanzierungsverhandlungen sowie der Schließung unprofitabler Läden. Zudem seien Personal- und IT-Aufwendungen gestiegen.Für die ersten sechs Monate weist der Konzern einen operativen Verlust vor Abschreibungen und vor dem Effekt durch Erstanwendung der IFRS-16-Bilanzierung von 5,7 (i.V. +26,8) Mill. Euro aus. Die Ebitda-Marge fiel auf -1,5 (6,7) %. Neben den Finanzierungsverhandlungen und den Ladenschließungen belasteten auch Kosten im Zuge der Übernahme durch Fosun. Eine Prognose für 2019 gab Tom Tailor nicht ab.