Pharmaindustrie

Stada auf dem Weg zu Rekordergebnis

Der Pharmakonzern Stada zeigt sich in Top-Form und bestätigt Exit-Pläne der Finanzinvestoren Bain und Cinven. Das nennenswerte Russland-Geschäft könnte für manchen Interessenten aber zur roten Linie werden.

Stada auf dem Weg zu Rekordergebnis

Stada auf dem Weg
zu Rekordergebnis

Pharmaunternehmen stellt sich auf Eigentümerwechsel ein

swa Frankfurt

Mit einem starken Umsatz- und Ergebniswachstum zeigt sich der Pharmakonzern Stada in Bestform – auch für mögliche Kaufinteressenten. Vorstandschef Peter Goldschmidt bestätigte im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur, dass die Gesellschafter Bain und Cinven absehbar den Ausstieg planen. "Aus meiner Sicht befinden sich unsere Eigentümer in einer Orientierungsphase, in der erste Sondierungsgespräche stattfinden", sagte Goldschmidt. "Die Finanzinvestoren haben keinen Verkaufsdruck. Ich erwarte keine Entscheidung vor 2024", ergänzte der Manager laut dpa-afx.

Verkauf oder IPO

Bloomberg hatte jüngst darüber berichtet, dass Bain und Cinven mehrere Optionen prüften, darunter den Verkauf des Arzneimittelherstellers ohne dessen Russland-Geschäft. Auch ein Börsengang sei eine Möglichkeit. Zum Zeitpunkt der Übernahme war Stada an der Frankfurter Wertpapierbörse notiert und im MDax gelistet. Bain und Cinven hatten Stada 2017 für 5,3 Mrd. Euro erworben.

Für die ersten sechs Monate 2023 meldet Stada einen Anstieg des bereinigten Konzernumsatzes um 16% auf 2,1 Mrd. Euro. Das um Sonderfaktoren bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) sei um 30% auf 509 Mill. Euro geklettert. Ausgewiesen wird ein Erlösanstieg in gleicher Dynamik und Höhe. Im Ergebnis ging es jedoch ohne Bereinigungen unterproportional um 8% auf 487 Mill. Euro nach oben, so dass die operative Marge von 25,5% auf 23,7% schrumpfte. "Wir sind auf dem besten Weg, in diesem Jahr mehr als 4 Mrd. Euro Umsatz und 1 Mrd. Euro Ebitda zu erreichen“, sagt CEO Goldschmidt voraus.

Die Sondereffekte und Währungseinflüsse haben nach Angaben des Unternehmens im ersten Semester zu einer Ertragsbelastung von 93,4 Mill. Euro geführt. Diese sei im Wesentlichen auf Kaufpreisallokation und Produktakquisitionen zurückzuführen (60,8 Mill. Euro) sowie auf Wechselkurseffekte (19,6 Mill. Euro) im Zusammenhang mit einem Darlehen für den Kauf des Produktportfolios vom Wettbewerber Takeda.

Großes Russland-Geschäft

Zum Russland-Geschäft hält sich Stada im Zwischenbericht bedeckt. Das Unternehmen zählt zu den größten ausländischen Investoren im Pharmamarkt in dem Land. Nach früheren Angaben umfasst das Russland-Geschäft rund 15% des Konzernumsatzes. Stada hatte im März 2020 den Erwerb eines russischen Markenportfolios für 660 Mill. Dollar von Takeda abgeschlossen. Mit der Übernahme von 20 verschreibungsfreien und verschreibungspflichtigen Produkten von Takeda wollte Stada sich als Marktführer im russischen Consumer-Healthcare-Sektor positionieren.

Stada führt das Geschäft in Russland fort, um weiterhin die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung dort zu gewährleisten. Pharmaprodukte sind in der Regel auch von Sanktionen ausgenommen. Im ersten Halbjahr 2023 hat es nach Darstellung von Stada Belastungen durch Wertminderungen auf Maschinen und Anlagen sowie immaterielles Vermögen in der Ukraine gegeben sowie aus unsicheren Zukunftsaussichten für bestimmte Produkte in Russland. Im Markt wird auf eine Abspaltung des russischen Geschäfts spekuliert, weil es sich für ein IPO oder den Verkauf des Unternehmens als Hemmschuh erweisen könnte.

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