Stadler Rail auf dem langen Weg zur Volksaktie

Schweizer Zughersteller soll 3,5 Mrd. sfr wiegen

Stadler Rail auf dem langen Weg zur Volksaktie

dz Zürich – Seit gestern 12 Uhr mittags, als die Banken ihre Orderbücher schlossen, hat auch Peter Spuhler, Präsident und Hauptaktionär von Stadler Rail, die endgültige Gewissheit: Der Börsengang seines Unternehmens ist nur der erste Schritt auf dem langen Weg zur Schaffung einer “Volksaktie”. Zwar weiß man schon seit längerer Zeit, dass die inländische Nachfrage nach den Beteiligungspapieren des Zugbauers riesig ist und das Angebot von maximal 40,25 Millionen Titeln weit übersteigt. Doch von einer ausgeglichenen Streuung der Papiere über alle Haushalte hinweg, wie dies der Begriff Volksaktie suggeriert, wird man auch bei Stadler Rail nicht reden können. Denn auch der landesweit beliebte Politiker und Selfmade-Unternehmer kann die ökonomischen Realitäten in der Schweiz nicht auf den Kopf stellen.Über 50 % der Steuerpflichtigen vereinen zusammen weniger als 2 % der Vermögen auf sich, wenn die in den Pensionskassen liegenden Zwangsersparnisse ausgeklammert bleiben. Mit anderen Worten: Auch in der Schweiz hat die Mehrheit der Bevölkerung nicht genügend Geld auf der hohen Kante, um sich an einem Börsengang zu beteiligen.Offensichtlich ist indessen, dass der Name Stadler Rail mindestens bei den investmentaffinen Eidgenossen einiges an Zugkraft besitzt. Bei der Thurgauer Kantonalbank heißt es: “Da es sich bei Stadler Rail um ein lokal verankertes Thurgauer Unternehmen handelt, spüren wir im Vergleich zu den Börsengängen anderer Firmen ein stärkeres Interesse bei unseren Kundinnen und Kunden.” Ähnliches war in den vergangen Tagen auch von anderen lokalen Banken in weiter entfernten Landesteilen zu hören. Dementsprechend erwarten die Finanzanalysten, dass die Aktien heute am oberen Ende der im Bookbuilding-Prozess definierten Preisspanne von 33 sfr bis 41 sfr pro Titel ausgegeben werden. Nach Informationen von Reuters sollen die Papiere zu 38 sfr platziert worden sein. Damit würde Stadler Rail mit rund 3,5 Mrd. sfr bewertet. Unter der Annahme eines Gewinns von rund 250 Mill. sfr im laufenden Jahr ergibt sich ein erwartetes Kurs-Gewinn-Verhältnis von über 14-mal, was im Vergleich zum Schweizer Gesamtmarkt nicht gerade billig, aber auch nicht exorbitant teuer wäre. IPO allein reicht nichtGenau diese Bedingung muss auch erfüllt sein, damit Spuhlers Traum von der Volksaktie tatsächlich in Erfüllung gehen kann. Im Unternehmen weiß man freilich längst, dass der Börsengang allein keine Volksaktie schaffen kann. Sprecherin Marina Winder sagt deshalb: “Die Idee der Volksaktie bezieht sich insbesondere auch auf den anvisierten Handel an der Börse. Die Stückelung wurde so vorgenommen, dass der anvisierte Preis der Aktie erschwinglich ist und es jedem Privatinvestor erlauben sollte, über den Markt Aktionär von Stadler zu werden.” Von den 226 gelisteten Aktien im Allshare-Barometer, dem Swiss Performance Index, haben fast drei Viertel der Titel einen Kurswert von über 40 sfr. Viele der Titel mit darunterliegenden Preisen sind zudem ausgesprochene Randwerte.Davon abgesehen zeigt die Geschichte aber auch, dass Beteiligungstitel, die schon vor dem ersten Verkaufstag als Volksaktien angekündigt wurden, oft in eine Enttäuschung für die Anleger mündeten.