Starke Nachfrage macht Siltronic selbstbewusst
jh München – Auf die Roadshows in London, Paris und Wien in diesem Monat ist der Vorstand von Siltronic mit vielversprechenden Aussichten im Gepäck gereist. Die Marktforscher von IHS Markit hatten kurz zuvor ihre Schätzung für das Wachstum der Nachfrage nach Wafern in diesem Jahr von 1,3 auf 3,8 % erhöht. Grund ist der gestiegene Bedarf der Halbleiterindustrie. Das erleichtert Siltronic, Hersteller dieser Siliziumscheiben (Wafer) als Grundmaterial für Chips, die Verhandlungen über Preise erheblich.Die Gespräche mit den Kunden laufen derzeit, wie eine Sprecherin des Münchner Unternehmens berichtet. Dazu zählen 20 große Halbleiterkonzerne wie Intel und Samsung sowie Infineon und NXP. Jeweils ein Drittel der Verträge läuft ein viertel, ein halbes oder ein ganzes Jahr. Siltronic strebt bessere Konditionen ab dem nächsten Quartal an. “Jetzt sind wir in der Lage, über höhere Preise zu sprechen”, sagt die Sprecherin. Der Druck hatte sich im zweiten Quartal dieses Jahres abgeschwächt. Im dritten und aktuellen Abschnitt sind die Preise stabil. Aktienkurs auf HöchststandAnalyst Thomas Becker von der Commerzbank bezeichnet dieses Halbjahr als Wendepunkt für die Wafer-Industrie. Rückenwind gebe zum Beispiel das sich beschleunigende Wachstum in der Autoindustrie und von Anwendungen für das Internet der Dinge. IHS erwartet für die Wafer-Nachfrage aus der Autoindustrie 2016 ein Plus von 7 % und aus der Industrie von 6 %. Im Smartphone-Markt wird dagegen mit einem Rückgang um 3 % gerechnet. “Das sehen wir als sehr konservativ an”, kommentiert die Sprecherin von Siltronic den letzten Punkt. Das Münchner Unternehmen nennt selbst keine Prognosen für einzelne Branchen.Nun ist die Knappheit von Wafern im Markt da, die viele Branchenexperten früher erwartet hatten. Im vergangenen Jahr hatten die Schwäche im Smartphone-Markt und das langsamere Wachstum der chinesischen Wirtschaft jedoch einen Strich durch die Rechnung gemacht. So war der Kurs der im Juni 2015 für 30 Euro an die Börse gebrachten Siltronic-Aktie bis Anfang dieses Jahres auf 12,30 Euro abgestürzt. Seitdem hat er sich mit dem nachlassenden Druck auf die Wafer-Preise erholt und erreichte am Montag mit 37,69 Euro einen neuen Höchstwert. Zum Handelsschluss blieb noch ein Plus von 5,1 % auf 36,78 Euro.Die Aktienkurse der japanischen Weltmarktführer Sumco und Shin-Etsu zogen seit Februar ebenfalls kräftig an. Auch sie berichteten zuletzt wie Siltronic von voll ausgelasteten Produktionskapazitäten. Das Münchner Unternehmen, das zu knapp 58 % im Besitz von Wacker Chemie ist, musste Lagerbestände abbauen und sogar manchen Auftrag ablehnen. Siltronic liegt an dritter Stelle im Weltmarkt, wird aber von Global Wafers (Taiwan) und Sun Edison (USA) überholt, die im August ihren Zusammenschluss angekündigt haben.Mit steigenden Preisen werden in der Wafer- wie in der Halbleiterindustrie üblicherweise die Kapazitäten erhöht, was das als Schweinezyklus bezeichnete Auf und Ab von Angebot und Nachfrage verursacht. Nun wollen sich die Wafer-Anbieter im Gegensatz zu den Jahren 2006 bis 2008 mit Investitionen in den Ausbau der Fertigung zurückhalten. Siltronic kündigte an, dies erst wieder anzugehen, wenn die Preise um 20 bis 30 % steigen sollten.