Starker Euro und Umsatzminus: Hellofresh kappt Ausblick – Aktie fällt um 16%
Hellofresh rechnet
mit noch stärkerem Umsatzrückgang
dpa-afx Berlin
Der starke Euro macht dem Kochboxenversender Hellofresh einen Strich durch die Jahresrechnung: Das Unternehmen senkte seine Ergebnisprognose für 2025. Zudem läuft es bei den Fertiggerichten bislang nicht so, wie das Management sich das vorgestellt hat. Auch die Umsatzaussichten trübten sich demzufolge ein. CEO Dominik Richter verwies auf das laufende Sparprogramm, bei dem der MDax-Konzern schneller vorankomme als erwartet. Aber auch ein aufgestocktes Aktienrückkaufprogramm konnte die Enttäuschung der Anleger kaum lindern: Das Papier sackte am Donnerstag um rund 15% auf 7,38 Euro ab.
Seit Jahresbeginn hat der Kurs bereits fast 40% an Wert eingebüßt. Auf längere Sicht ist das Bild noch düsterer: In der Hochphase der Corona-Pandemie war die Aktie Ende 2021 fast 100 Euro wert. Damals war das Unternehmen an der Börse rund 16 Mrd. Euro schwer und das Papier im deutschen Leitindex Dax notiert. Inzwischen liegt die Marktkapitalisierung nur noch bei 1,2 Mrd. Euro.
UBS-Experte Jo Barnet-Lamb sprach davon, dass der vorläufige Umsatz im zweiten Quartal erneut die Erwartungen verfehlt habe. Als Ergebnis davon sei der Ausblick über alle wichtigen Kennziffern hinweg gesenkt worden. Marcus Diebel von JPMorgan schrieb, dass die Umsatzentwicklung wohl Fragen aufwerfe hinsichtlich der Verfassung des Geschäftsmodells. Er geht von sinkenden Markterwartungen für das operative Ergebnis (Ebitda) in diesem Jahr aus.
Sorgen ums Geschäftsmodell
Hellofresh peilt für das laufende Jahr noch ein bereinigtes Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen von 415 Mill. bis 465 Mill. Euro an. Zuvor hatte das Unternehmen 450 bis 500 Mill. Euro in Aussicht gestellt. Die Analystenschätzungen lagen im Schnitt vorher am oberen Ende der neuen Bandbreite.
Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) sowie vor Wertminderungen soll nun noch 175 bis 225 Mill. Euro erreichen, anstelle 200 bis 250 Mill. Euro. Neben dem US-Dollar hätten auch australischer und kanadischer Dollar zum Euro an Wert verloren, hieß es. Währungsbereinigt habe sich die Ertragslage in den ersten sechs Monaten etwas besser dargestellt als die Basis, auf der die bisherige Prognose abgegeben worden sei.
Beim Umsatz geht Hellofresh für 2025 nun von einem größeren Rückgang aus. Hauptgrund dafür sei das schwache Erlöswachstum bei Fertiggerichten. Diese hätten im ersten Halbjahr währungsbereinigt um 3,6% zugelegt. Hellofresh erwartet hier gegen Ende des Geschäftsjahres ein stärkeres Wachstum. Im Konzern dürften die Erlöse daher 2025 währungsbereinigt um 6 bis 8% sinken. Bislang war von einem Rückgang von 3% die Rede.
Im zweiten Quartal sank der Umsatz von 1,9 auf 1,7 Mrd. Euro, wie HelloFresh weiter mitteilte. Der währungsbereinigte Umsatzrückgang lag mit 9,5% etwas höher als von Analysten erwartet. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) stieg hingegen dank des laufenden Effizienzprogramms von 146,4 Mill. auf 158,5 Mill. Euro. Unter dem Strich stand ein Anstieg des auf die Aktionäre entfallenden Nettogewinns von 9,1 auf 13,3 Mill. Euro.
Außerdem kündigte der Kochboxenversender die Erhöhung seines laufenden Aktienrückkaufprogramms um 100 Mill. auf bis zu 175 Mill. Euro an.