Stärkerer Euro zwingt Infineon zur Senkung der Prognose
mic München – Der starke Euro drückt auf die Geschäftsaussichten von Infineon. Bei Vorlage der Halbjahreszahlen reduzierte der Halbleiterhersteller seine Prognosen für das Geschäftsjahr leicht und gab einen vorsichtigen Ausblick auf das laufende Quartal. Vorstandschef Reinhard Ploss betonte, dass er das operative Geschäft unverändert positiv einschätze: “Der Faktor, der zu unserer Guidance-Veränderung geführt hat, war ausschließlich der Wechselkurs”. Andere Themen gebe es nicht.Die Börse reagierte dennoch bis zum Schluss des Xetra-Handels mit einem Kursrückgang der Aktie um 4,7 % auf 12,15 Euro. Allerdings verzeichnete der Dax deutliche Abschläge. Er beendete den Xetra-Handel mit einem Minus von 1,9 %. Zudem nutzten Investoren die Zahlenvorlage für Gewinnmitnahmen, hatte die Infineon-Aktie doch seit Mitte Februar um rund ein Fünftel zugelegt. Neuer Plankurs für den EuroPloss verwies in einer Telefonpressekonferenz mit Journalisten darauf, dass im vergangenen Jahr viele Experten sogar eine Parität mit dem Dollar vorausgesagt hätten: “Inzwischen werden wir eines Besseren belehrt.” Infineon trage dem schwächeren Dollar Rechnung, indem der Vorstand nicht mehr mit einem Wechselkurs von 1,10 Dollar/Euro, sondern mit 1,15 Dollar/Euro rechne. Am Dienstag stieg die Gemeinschaftswährung erstmals seit Sommer vergangenen Jahres auf die Marke von 1,16 Dollar. Der Kommentar von Ploss zum starken Euro: “Das wirkt sich auf Umsatz und Ergebnis aus.”Für Infineon gilt die Faustformel, dass jeder Cent, den der Dollar schwächer als der Plankurs wird, rund 30 Mill. Euro pro Geschäftsjahr vom Umsatz abschmelzen lässt. Wenn sich mit dem Dollar korrelierte Währungen parallel entwickeln, sinkt das Segmentergebnis – ohne Berücksichtigung von Währungssicherungsgeschäften – mit dem schwächeren Dollar pro Cent um 8 bis 12 Mill. Euro. Umsatz bleibt, Rendite steigtDer Prognose zufolge soll der Umsatz im laufenden Geschäftsjahr (30. September) – im Mittel des Prognosebandes – um 12 % statt bisher 13 % wachsen und die operative Rendite zwischen 15 % und 16 % landen (bisher: 16 %). Vorstandschef Ploss strich das Positive heraus: “Trotz des schwächeren Dollar und eines eher stagnierenden Halbleitermarktes werden wir also im laufenden Geschäftsjahr beim Umsatz zweistellig wachsen.” Für das laufende dritte Quartal prognostizierte Ploss eine operative Rendite von 16 % bei einer Umsatzstagnation (im Vergleich zum zweiten Quartal). Die Erlöse würden bestenfalls um 2 % zulegen, könnten aber auch um 2 % sinken.Mit dem Geschäftsverlauf in den Monaten Januar bis März zeigte Ploss sich zufrieden: “Wir haben ein schwieriges Quartal sehr gut gemeistert.” Umsatz und Ergebnis seien leicht besser ausgefallen als erwartet. Im Vergleich zum Vorjahresquartal legten die Erlöse um 9 % auf 1,6 Mrd. Euro zu. Autos geben VollgasZum Umsatzanstieg habe vor allem das Segment Automotive beigetragen, sagte Ploss. Es legte um 12 % auf 670 Mill. Euro zu: “Der Automotive-Sektor ist stabil, übrigens auch in China.” Der Markt für Premiumfahrzeuge wachse weiterhin überproportional, die Position von Infineon in diesem Segment sei hervorragend. Bremsspuren hinterlässt dagegen die nachlassende Handy-Nachfrage auch bei Infineon. “Seit einigen Monaten entwickelt sich der Smartphone-Markt weniger dynamisch”, sagte Ploss.Allerdings kündigte der Infineon-Chef eine Belebung des Geschäfts mit Smartphones in der zweiten Hälfte des Geschäftsjahres an. Vorstand Arunjai Mittal begründete den Optimismus mit zwei Faktoren. Erstens gebe es neue Modelle von wichtigen Smartphone-Herstellern. Deren Produktion laufe im Mai und Juni hoch, Infineon sei dort gut beteiligt. Zweitens habe Infineon mittlerweile sehr viele neue Kunden in China. Darüber hinaus würden immer mehr Chips im einzelnen Handy verbaut.Ploss wies aber auch auf Herausforderungen im abgelaufenen Quartal hin. Die neuen Preise, die mit den Kunden vereinbart worden seien, griffen zum Jahresanfang und wirkten sich sofort auf das Ergebnis aus. Die Steigerung der Produktivität werde sich aber erst in den folgenden Quartalen positiv niederschlagen. Tatsächlich landete die Segmentergebnismarge in der ersten Hälfte bei 14,2 %, während sie im Gesamtjahr 16 % betragen soll.Die extrem starke Erhöhung des Nettogewinns im Quartal von 65 auf 180 Mill. Euro erklärte der Konzern teils mit steuerlichen Einmaleffekten. Finanzvorstand Dominik Assam erläuterte, bei der Integration des Zukaufs International Rectifier würden beispielsweise Verlustvorträge anders verbucht. Dies müsse in den latenten Steuern abgebildet werden.Ploss rechnete mit eher moderaten Umsatzeffekten durch die angekündigte Förderung von Elektromobilität in Deutschland, zumindest im Vergleich zur Entwicklung in China. Der Grund: “Wie diese Förderung dann abgegriffen wird, ist für uns sehr schwer zu sagen.”In China dagegen fördere eine Reihe von Trends den Kauf der Elektroautos. Bei der Verlosung von Fahrzeugzulassungen in den großen Städten hätten jene Antragsteller eine höhere Chance, die elektrische Autos führten. Weitere Argumente für die Elektromobilität seien die hohe Luftverschmutzung und die Erkenntnis der Regierung, bei Elektromobilität anders als bei Verbrennungsmotoren einen Wettbewerbsvorsprung generieren zu können.—– Wertberichtigt Seite 8