Venture Capital

Startups in Österreich kämpfen mit Kapitalmangel

Die wirtschaftliche Schwäche Österreichs hat unmittelbare Auswirkungen auf die dortige Gründerszene. Im ersten Halbjahr ist das Finanzierungsvolumen für Startups laut einer Studie in dem Land um 64% eingebrochen – eine deutlich schlechtere Entwicklung als im Rest Europas.

Startups in Österreich kämpfen mit Kapitalmangel

Kapitalmangel für österreichische Startups verschärft sich

EY: Finanzierungsvolumen im ersten Halbjahr um 64% eingebrochen – Wirtschaftliche Schwäche belastet Investitionsklima

kro Frankfurt

Startups in Österreich müssen mit immer weniger Wagniskapital zurechtkommen. Nachdem die Investitionen in den vergangenen beiden Jahren bereits zum Teil stark gesunken sind, beliefen sie sich im ersten Halbjahr 2025 zusammengerechnet noch auf 110 Mill. Euro, was einem Rückgang von 64% entspricht. Das geht aus einem Bericht des Beratungsunternehmens EY hervor.

Das Land hat sich damit deutlich schlechter entwickelt als der Rest Europas. Laut Pitchbook-Zahlen ging das Finanzierungsvolumen auf dem Kontinent im ersten Halbjahr nur um 6% auf gut 29 Mrd. Euro zurück. In Deutschland kam es laut Dealroom sogar zu einem deutlichen Anstieg von 15% auf 4,6 Mrd. Euro.

Historisches Tief bei Dealgröße

In Österreich blieb die Anzahl der Deals im Vergleich zum Vorjahr zwar etwa gleich hoch – das durchschnittliche Volumen pro Finanzierungsrunde belief sich jedoch nur noch auf knapp 2 Mill. Euro. So niedrig war dieser Wert noch nie seit Beginn der Erhebungen vor zehn Jahren. Im ersten Halbjahr 2022 belief er sich noch auf knapp 13 Mill. Euro. Der aktuelle Kapitalmangel betreffe zudem Startups in allen Wachstumsphasen.

„Die Zahlen sind ein Weckruf. Das Finanzierungsvolumen ist auf einem historischen Tiefpunkt", kommentiert Florian Haas, Head of Startup bei EY Österreich, die Ergebnisse. Zwar hätten immer noch einige Startups Finanzierungsrunden abschließen können, doch die Tickets würden immer kleiner.

Österreichs Rezession bremst Startups aus

Aus Sicht des Autors ist es vor allem die allgemeine konjunkturelle Schwäche des Landes, die derzeit für Zurückhaltung unter den Investoren sorgt. So ist Österreich laut der aktuellen Frühjahrsprognose des Internationalen Währungsfonds (IWF) in diesem Jahr das einzige EU-Land mit negativer Wirtschaftsleistung. Konkret rechnet der IWF für 2025 mit einem Rückgang des österreichischen BIP um 0,3%. Damit würde das Land das dritte Jahr in Folge in die Rezession rutschen.

„Im internationalen Vergleich findet sich Österreich in einer von strukturellen Krisen geprägten Länderliste wieder – ein fatales Signal für internationale Investoren“, sagt Haas. Um ihre Beteiligungen abzusichern, hätten viele Investoren zuletzt vor allem ihren bestehenden Portfolio-Unternehmen frische Mittel zukommen lassen. Für Neuinvestments bleibe da oft kein Spielraum.

Um der Entwicklung entgegenzuwirken fordert Haas unter anderem attraktivere Bedingungen für Startup-Investitionen wie einen Beteiligungsfreibetrag für private Geldgeber und klare Regelungen für Mitarbeiterbeteiligungen.

Emmi AI mit größtem Deal

Der schon länger andauernde Hype um KI-basierte Geschäftsmodelle ging aber auch an der österreichischen Startup-Szene zuletzt nicht vorbei. So betraf im ersten Halbjahr fast jede vierte Finanzierungsrunde ein Startup mit klarem Schwerpunkt auf künstliche Intelligenz. 38% des gesamten Risikokapitals flossen in solche Jungfirmen.

Eines davon, das Linzer Startup Emmi AI, konnte sich mit 15 Mill. Euro den größten Deal sichern. Das auf Industriekunden ausgerichtete Unternehmen wurde erst im Jahr 2024 gegründet und entwickelt Simulationssoftware, die physikalische Prozesse wie Strömungen oder Materialverformungen in Echtzeit berechnet. In der Luft- und Raumfahrtindustrie, der Automobil-, der Energie- oder Halbleiterindustrie soll das helfen, die Entwicklungszeiten zu verkürzen.

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