Aktionäre kritisieren Dividendenpolitik von Beiersdorf
ste Hamburg
Aktionäre kritisieren Dividendenpolitik von Beiersdorf
Gewinnausschüttung auch nach bestem Geschäftsjahr seit zwei Dekaden unverändert – Dax-Konzern: Fragen verständlich
Das beste Geschäftsjahr seit mehr als zwei Jahrzehnten, eine komfortable Finanzmittelausstattung, doch Beiersdorf lässt die Dividende für den vergangenen Turnus einmal mehr auf dem seit 2009 unveränderten Niveau von 0,70 Euro je Aktie: Vor dem Beschluss in der Hauptversammlung übten Aktionäre und ihre Vertreter am Donnerstag erneut harsche Kritik an der Dividendenpolitik des Hamburger Konsumgüterkonzerns, der über die mit rund 51,2% beteiligte Maxingvest-Holding mehrheitlich von der Familie Herz beherrscht wird. Die Unternehmensführung äußerte Verständnis für die Fragen, hielt sich aber beim vierten virtuellen Aktionärstreffen seit 2020 mit Aussagen zurück, nach dem guten Start in das laufende Geschäftsjahr eine höhere Dividende für 2023 in Aussicht zu stellen.
„Wie gut müssen die Geschäfte von Beiersdorf eigentlich noch laufen, dass es endlich einmal zu einer Erhöhung der Dividende kommt?“, monierte André Sosat, Vertreter der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Markus Neumann von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) verwies auf den Finanzmittelbestand, der „immer opulenter“ werde. Es überzeuge „von Jahr zu Jahr weniger“, diese Mittel für Akquisitionen vorzuhalten. Es könne nicht sein, dass ein Beiersdorf-Aktionär nur dadurch Gewinn realisiere, indem er seine langfristig gehaltenen Aktien verkaufe. „Das ist nicht im Sinne der SdK und auch nicht im Sinne der Aktienkultur.“
Beiersdorf-Vorstandschef Vincent Warnery, der sich in seiner gut 15-minütigen Eröffnungsrede nicht zur Gewinnausschüttung äußerte, bezeichnete es in der anschließenden gut zweistündigen Aussprache als eine seiner Aufgaben, die finanziellen Mittel besser zu nutzen. Er blieb jedoch im Allgemeinen: „Seien Sie versichert, dass wir in unseren Gremien regelmäßig über alternative Verwendungsmöglichkeiten des Kapitals diskutieren – und dies schließt auch die Höhe der auszuschüttenden Dividende mit ein.“ Aufsichtsratschef Reinhard Pöllath erklärte mit Blick auf die seit Jahren unveränderte Dividende: „Dass das Kopfschütteln oder Kopfkratzen auslöst, ist sehr verständlich.“ Beiersdorf habe „zu viel Geld“, aber „auch große Aufgaben“. Er persönlich sei „im Grundsatz“ für eine gleichbleibende Dividende, aber andere Ansichten seien auch vernünftig. Entscheidungen müssten sich der Entwicklung anpassen. Man komme bei der Anlage der Mittel auch unter Druck. „Es ist und bleibt ein Thema“, so Pöllath zur Dividendenpolitik des Konzerns, dessen Aktie im vergangenen Jahr mit einem Plus von 18,6% der größte Gewinner im Dax war.
Aktionäre monierten auch den Vorschlag zur Wahl von EY als Abschlussprüfer für das laufende Geschäftsjahr und verwiesen auf die Rolle der Gesellschaft im Wirecard-Bilanzskandal sowie auf die jüngste Entscheidung der Prüferaufsicht Apas, EY zwei Jahre lang von größeren Neuaufträgen auszusperren. Eine Prüfung von Abläufen, Teams und Feststellung der Abschlussprüfung durch den Aufsichtsrat habe keine Probleme ergeben, die Beiersdorf betroffen hätten, sagte Pöllath. Im Rahmen der Pflichtrotation wird EY, seit 2006 Bilanzprüfer von Beiersdorf, im kommenden Jahr abgelöst.