Vorsichtig für 2024

Streiks lähmen das Lufthansa-Geschäft

Lufthansa hat 2023 ein Milliardenergebnis eingeflogen, davon sollen nach langer Durststrecke auch die Aktionäre profitieren, es wird eine Dividende von 0,30 Euro ausgeschüttet.

Streiks lähmen das Lufthansa-Geschäft

Lufthansa zahlt wieder Dividende

Streiks lähmen das Geschäft und sorgen für Millionen-Belastung – Milliardeninvestitionen auch für 2024 geplant – Swiss fliegt allen davon

lis Frankfurt

Die Lufthansa wird ihren Aktionären erstmals seit der Pandemie wieder eine Dividende zahlen. Das kündigte Vorstandschef Carsten Spohr bei der Bilanzvorlage in Frankfurt an. 0,30 Euro je Aktie sollen ausgeschüttet werden. Zuletzt waren es für 2018 je Anteilschein 0,80 Euro, seitdem gingen die Anleger leer aus. Allerdings, so betonte Spohr, habe sich die Aktienzahl wegen der während der Pandemie durchgeführten Kapitalerhöhung verdoppelt, das dürfe man bei der Bewertung der Dividendenhöhe nicht vergessen. Die 30 Cent entsprechen in der Ausschüttungssumme 21% des Nettoergebnisses, was in der für die Dividendenpolitik ausgegebenen Spanne von 20 bis 40% des Net Income liegt, erläuterte der scheidende Finanzvorstand Remco Steenbergen. Die Ausschüttungssumme läge demnach bei 359 Mill. Euro.

Die Ergebnisse für 2023 zeigen laut Spohr, dass das Unternehmen wieder auf einem „wirtschaftlich soliden Fundament“ stehe. Alle Konzerngeschäftsfelder und alle Fluggesellschaften haben einen Gewinn erwirtschaftet, wobei bei Letzteren die Swiss mit einer Rendite von 13,7% hervorsticht. Die Schweizer Fluglinie hat aus Erlösen von knapp 6 Mrd. Euro ein bereinigtes Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 809 Mill. Euro gezogen. Damit gelang der kleinen Tochter ein Ergebnis ähnlich dem, das alle Lufthansa-Airlines eingeflogen haben (854 Mill. Euro), die dafür aber Umsätze von über 16 Mrd. Euro brauchten.

Milliarden-Investitionen

Mit einer Ebit-Marge von 7,6% im abgelaufenen Jahr beim bereinigten Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) nehme man Kurs auf die Zielgröße von 8%, so der Lufthansa-Chef. Die Kapitalrendite, die die gewünschte Größe von über 10% erst 2024 erreichen sollte, wurde bereits 2023 auf über 13% getrieben. All dies ermöglicht dem Unternehmen die geplanten Investitionen in Milliardenhöhe – rund 2,5 Mrd. bis 3 Mrd. Euro netto sind allein im laufenden Jahr geplant. 30 neue Flugzeuge sollen 2024 bei der Lufthansa landen.

Allerdings ist die Konzernleitung beim Blick auf das laufende Geschäftsjahr eher vorsichtig. Beim bereinigten Ebit und bei der Kapitalrendite wird ein mit 2023 vergleichbarer Wert erwartet, also rund 2,7 Mrd. Euro bzw. 13%. Der freie Cashflow könnte mit „mindestens 1,5 Mrd. Euro“ angesichts der hohen Investitionen sogar unter dem Vorjahreswert von knapp 1,9 Mrd. Euro liegen. Gründe für die Zurückhaltung gibt es zahlreiche. Da sind zum einen die laufenden Tarifverhandlungen, die laut Personalvorstand Michael Niggemann zurzeit mehr durch Streiks als mittels Verhandlungen geführt werden. Allein die Warnstreiks in den ersten Wochen dieses Jahres haben die Lufthansa rund 100 Mill. Euro gekostet. Darüber hinaus hielten sich zahlreiche Kunden mit Buchungen zurück, sagte Finanzvorstand Steenbergen, so dass die indirekten Kosten noch höher liegen.

Die Entwicklung wird aber nicht nur durch die Arbeitskämpfe gelähmt, sondern auch durch die Engpässe, mit denen die gesamte Airline-Branche zu kämpfen hat. Neue Flugzeuge werden zu spät ausgeliefert, mangelhafte Triebwerke müssen häufiger gewartet werden, es gibt Personalengpässe bei Zulieferern und knappe Schulungskapazitäten für das fliegende Personal, zählt Spohr exemplarisch auf. In der Folge können Fluggesellschaften nicht so wachsen wie geplant, die Lufthansa wird 2024 nur auf 94% des Vorkrisen-Angebots kommen. Hatte das knappe Angebot in jüngster Vergangenheit die Ticketpreise kräftig steigen lassen, rechnet der Lufthansa-Chef im laufenden Jahr aber mit stabilen Preisen.

Carsten Spohr

Lufthansa

Lufthansa wird auch künftig nicht nur organisch, sondern über Zukäufe wachsen. Gerade in der vertieften Prüfung bei den Brüsseler Behörden steckt der Einstieg bei Italiens ITA, Spohr spricht von „intensiven Gesprächen“, verbreitet aber Zuversicht.

Während der Lufthansa-Chef, gefragt nach einem Einstieg bei der skandinavischen SAS, abwinkt – „Lufthansa kann nicht jede Airline kaufen“ –, zeigt er Interesse an der TAP aus Portugal. Deren Privatisierung hat sich durch den Rücktritt der portugiesischen Regierung verzögert, aber wenn der Prozess wieder aufgenommen wird, „sind wir dabei“.

Nach einer langen Durststrecke für die Aktionäre zahlt Lufthansa wieder Dividende – 0,30 Euro je Anteilschein soll es für 2023 geben. Das laufende Geschäftsjahr wird für die Fluggesellschaft herausfordernd, die aktuellen Streiks belasten das Ergebnis, und Lieferengpässe in der Industrie lähmen das Wachstum.

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