Streit und Streik bei Opel

Mögliche Astra-Verlagerung bringt Beschäftigte in Rüsselsheim in Harnisch

Streit und Streik bei Opel

Von Peter Olsen, FrankfurtAls trügerisch hat sich die zuletzt vergleichsweise ruhige Entwicklung bei der General-Motors-Tochter Opel erwiesen. Ein Bericht der “Frankfurter Allgemeine Zeitung”, wonach der Autobauer für die künftige Generation des Brot-und-Butter-Autos Astra von 2015 an komplett in Großbritannien und Polen produzieren wolle, lässt die Beschäftigten an den deutschen Standorten, vor allem im Stammwerk Rüsselsheim, wieder zittern. Opel schreibt unverändert Verluste und verliert in einem schwachen europäischen Umfeld überproportional Marktanteile.In Rüsselsheim wird zwar exklusiv das Mittelklassemodell Insignia sowie in “Apothekenmengen” das nahezu baugleiche Schwestermodell Buick Regal für den US-Markt gefertigt. “Das Werk Rüsselsheim ist das einzige Insignia-Werk im europäischen Produktionsverbund und genießt damit ein Alleinstellungsmerkmal”, versucht Vorstandschef Karl-Friedrich Stracke neue auflebenden Ängsten gegenzusteuern.Mit dem Insignia aber ist das moderne Werk nicht ausgelastet. Seit 2011 montiert Opel im Stammwerk zusätzlich die fünftürige Variante des Golf-Konkurrenten Astra. Insgesamt wurden von dem Kompaktmodell im vergangenen Jahr 328 900 Einheiten hergestellt, lediglich 18 300 Stück davon in Rüsselsheim. In den Bau der nächsten Astra-Generation will Opel mehr als 300 Mill. Euro investieren. “Dabei sollen die Werke im Dreischichtbetrieb und damit mit optimaler Effizienz arbeiten.”Der Betriebsrat von Opel setzt sich gegen den Eindruck zur Wehr, wegen der bisher geringen Mengen sei der Astra für das Werk Rüsselsheim und seine 3 200 in der Montage tätigen Beschäftigten nicht von Bedeutung. Man habe im vergangenen Jahr zugunsten der beiden Werke in Ellesmere Port und Gliwice vorläufig auf die Produktion von 18 000 Astra verzichtet. Diese Mengen seien Rüsselsheim für die nächsten Jahre gutgeschrieben worden. Allein in diesem Jahr sei in Rüsselsheim die Fertigung von rund 70 000 Astra vorgesehen, in der zweiten Jahreshälfte werde jedes zweite im Stammwerk montierte Fahrzeug ein Astra sein.”Die Situation spitzt sich derzeit zu, weil die Geschäftsleitung sich gegenüber dem europäischen Betriebsrat nach wie vor weigert, die zukünftige Produktionsplanung für alle europäischen Werke offenzulegen.” Armin Schild, Bezirksleiter der IG Metall, droht, “wenn es keinen mit uns abgestimmten Geschäftsplan gibt, der die drei deutschen Produktionsstandorte und Kaiserslautern sichert, gibt es keine Unterstützung für dieses Management.” Dann werde Opel wieder monatelang mit schlechten Nachrichten statt mit guten Autos von sich reden machen. “Der Opel-Vorstand muss wissen, dass wir uns auf keinen Fall erpressen lassen.” Für heute hat die IG Metall zu einem Warnstreik im Stammwerk aufgerufen.