Streitthema und Anziehungspunkt
Streitthema und Anziehungspunkt
Streitthema und Anziehungspunkt IAA Mobility
Die Mobilitätsmesse stößt auf den Plätzen im Münchner Stadtzentrum auf großes Interesse, aber auch wieder auf Kritik
Zum dritten Mal seit dem Umzug aus Frankfurt findet die IAA Mobility in München statt. Und zum dritten Mal ist nicht nur die Messe Ausstellungsfläche für die Autoindustrie und andere Mobilitätsunternehmen, sondern auch die Innenstadt. Die Veranstaltung im Herzen Münchens zieht viele an, gefällt aber nicht allen.
jh München
Die zwei Männer schütteln ihre Köpfe. „Nein, wir sind Benziner- und Dieselfahrer.“ Mit prüfendem Blick schauen sie sich die Frontpartie eines der Autos am Stand von BYD in der Münchner Ludwigstraße an. Ein Kauf kommt für sie aber nicht in Frage. Das liegt nicht nur am Elektro- und Hybridantrieb, sondern auch daran, dass BYD ein chinesischer Hersteller ist. „Man kennt sie zu wenig“, sagt einer der beiden. Der andere ergänzt: „Das wird noch eine Weile dauern, bis sie hier Fuß fassen.“
BYD ist gerade dabei, das Verkaufs- und Servicenetz in Deutschland auf- und auszubauen. Das überzeugt die zwei Österreicher noch nicht: „Mein Bauch sagt mir, da muss man Wochen warten, bis ein Ersatzteil ankommt.“ Ein aus ihrer Sicht günstiges Preis-Leistungs-Verhältnis chinesischer Autos macht das nicht wett. Die zwei Männer in der Altersklasse 50 bis 60 Jahre sind extra aus dem Salzburger Land zur IAA nach München gefahren.
Alle Arten der Mobilität
Der Zugang zur Ausstellung auf der Ludwigstraße und auf Plätzen im Zentrum ist kostenlos – im Gegensatz zum Eintritt auf dem Messegelände in Riem am östlichen Stadtrand. Der sogenannte „Open Space“ in der Innenstadt ist das Besondere am bayerischen Standort, wo die IAA Mobility seit 2021 zum dritten Mal im Zweijahresrhythmus stattfindet. Der Veranstalter, der Verband der Automobilindustrie (VDA), interpretiert das Branchenereignis seitdem auch mit Offenheit für alle Arten der Mobilität. Die Besucher können Autos Probe fahren, aber auch Fahrräder mit und ohne Motor im Englischen Garten.

picture alliance/SvenSimon/Frank Hoermann
IAA steht nicht mehr nur für Internationale Automobilausstellung, sondern für „It‘s All About Mobility“. Auf dem Königsplatz vor der prächtigen Kulisse der Bauten im Stil der Athener Akropolis ist die DB Regio, ein Tochterunternehmen der Deutschen Bahn, mit einem großen Stand präsent: die Initiative „Zukunft Nahverkehr“. Vor zwei Jahren hatte genau an dieser Stelle Tesla Elektroautos gezeigt. Dieses Mal ist das Unternehmen von Elon Musk nicht in München dabei.
Auch Bahn und Fahrrad dabei
Bahn und S-Bahn erleben mit ihrer Teilnahme dagegen eine Premiere. Gleich neben „Zukunft Nahverkehr“ gewährt unter einem weißen Zeltdach ein Modell in realer Größe den Blick in die Zukunft der Münchner S-Bahn-Züge. Sie stecken voll mit moderner Technik, haben breitere Türen, mehr Platz für den Transport von Fahrrädern. Auch die Farbe ändert sich: weiß-blau statt rot. Die ersten Züge will Siemens im Jahr 2028 liefern.
Das Bahnmodell stößt auf viel Aufmerksamkeit, besonders der Münchner. Gleich nach Öffnung der Absperrgitter am Königsplatz um 11 Uhr an diesem Morgen füllt sich das Zelt. „Ich interessiere mich nicht für Autos“, stellt ein Besucher gleich am Eingang klar.
Proteste im See und auf der Straße
Die Alternativen zum Auto – Fahrrad und Nahverkehr – haben auf der IAA ihre Plätze. Dennoch stößt die Veranstaltung auch in diesem Jahr auf Proteste. Aktivisten treffen sich im Klimacamp im Luitpoldpark in Schwabing. Am Dienstag versenkte die Gruppe Attac im künstlichen See vor dem Messegelände ein Auto aus Pappe mit einem Dinosaurierkopf auf dem Dach. „Autosaurus muss untergehen“, lautet die Forderung. Diese und ähnliche Aktionen bleiben im kleinen Rahmen. Auf der Landshuter Allee, einer wichtigen Zufahrtsstraße aus dem Westen, klebten sich gerade mal drei Klimaschutz-Aktivisten fest.
Die Stadtratsfraktion der Grünen moniert, die schönsten Plätze Münchens würden zum Spottpreis hergegeben. Je Quadratmeter müssten die Aussteller in der Innenstadt nur 30 Cent Miete zahlen. Mindestens doppelt so viel am Tag wäre aus Sicht der Grünen angemessen.
Mercedes-Benz wird transparent
Auf der IAA-Premiere in München vor vier Jahren hatten die Grünen und andere die zum Teil monströsen Stände von Ausstellern angeprangert. Mercedes-Benz zum Beispiel hatte sich auf dem Odeonsplatz auf mehreren Ebenen breit gemacht. Dort stellt in diesem Jahr wie schon 2023 die Stadt Liegestühle zum Ausruhen in der „Stadtoase“ auf. Der Platz vor der Feldherrenhalle ist eine autofreie Zone.

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Mercedes ist seitdem etwas versteckt direkt nebenan in einem der Höfe der Residenz, dem einstigen Sitz bayerischer Könige. Im Gegensatz zu 2023 präsentiert sich der Stuttgarter Konzern mit einem Stand, der von außen Einblicke gewährt. Vor zwei Jahren hatte sich die Marke mit dem Stern in einem haushohen, roten Kubus verschanzt.
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