Sunrise vor Übernahme von Liberty-Tochter UPC
hei Frankfurt – Überraschende Wende im Schweizer Telekommarkt: Liberty Global, der seit längerem ein Interesse am Kauf des Mobilfunknetzbetreibers Sunrise nachgesagt wurde, um ihre Kabelfirma UPC breiter aufzustellen, will die Tochter nun stattdessen offenbar an Sunrise abstoßen. Die Kabelgesellschaft, die auch den Verkauf ihrer deutschen Tochter sowie mehrerer osteuropäischer Aktivitäten an Vodafone vereinbart hat und dafür auf grünes Licht der EU wartet, ist in fortgeschrittenen Gesprächen, wie die “Financial Times” zuerst berichtete.Sunrise würde damit die erforderliche Größe und Komplettaufstellung – Festnetz, Internet, TV und Mobilfunk – erreichen, um voll mit Platzhirsch Swisscom konkurrieren zu können. In jedem Fall würde die Akquisition für das Unternehmen aber teuer: Branchenexperten schätzen den Wert von UPC auf 6 bis 7 Mrd. sfr. Sunrise könnte die Transaktion wohl nur mit einer Kapitalerhöhung stemmen, die das Kapital der Aktionäre deutlich verwässern würde, fürchten Analysten.Die strategische Kehrtwende von Liberty Global, die zuvor schon ihre Kabeltochter in Österreich an die Deutsche Telekom abgestoßen hatte, nährt indes Spekulationen über eine komplette Portfolio-Umschichtung des Kabelriesen. Der Verkauf von UPC würde zusammen mit der Trennung von Unitymedia und den kleineren Osteuropa-Aktivitäten die Kasse des Unternehmens ordentlich füllen. Vodafone will 18,7 Mrd. Euro für die Gesellschaften zahlen.Liberty Global, die derzeit Nettoschulden in Höhe des 5,8-fachen bereinigten operativen Ergebnisses vor Abschreibungen (bereinigtes Ebitda) hat, gewänne damit finanzielle Spielräume. Gedacht ist Gerüchten zufolge an eine Reallokation der Mittel in Großbritannien. Dort hatte sich Liberty 2013 die Kabelgruppe Virgin Media einverleibt und soll nunmehr ein Auge auf die Telefónica-Tochter O2 UK geworfen haben. Ein Zusammengehen von Virgin Media und O2 UK würde strategisch einen sehr gut aufgestellten integrierten Telekomkonzern schmieden, der mit einem Komplettangebot aus TV, Internet, Festnetz und Mobilfunk Platzhirsch BT Group schwer zusetzen könnte.Die spanische Telefónica hat ihre Tochter O2 UK schon vor längerem ins Schaufenster gestellt. Ein Verkauf an Hutchison für rund 10 Mrd. Pfund scheiterte am Veto der EU. Ein IPO, das 2016 auf die Schiene gesetzt wurde, kam bisher ebenfalls nicht zum Tragen.