Swatch-Chef setzt auf Zoll-Einigung zwischen der Schweiz und den USA
Swatch-Chef setzt auf Einigung im Zollstreit
Verheerende Folgen für Schweizer Wirtschaft befürchtet – Nick Hayek: „Tür ist immer offen“
Reuters Zürich
Der Chef des Schweizer Uhrenherstellers Swatch, Nick Hayek, ist zuversichtlich für ein Handelsabkommen zwischen der Schweiz und den USA in letzter Minute. „Es ist nicht der Weltuntergang. Natürlich kann eine Einigung erzielt werden“, sagte Hayek der Nachrichtenagentur Reuters am Montag. „Warum sollte Trump am 1. August Zölle ankündigen und sie erst am 7. August einführen? Die Tür ist immer offen.“
Hayek forderte Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter zu einem raschen Treffen mit US-Präsident Donald Trump auf, um eine bessere Vereinbarung als die vom Präsidenten angekündigten Zölle von 39% auf Schweizer Importe in die Vereinigten Staaten auszuhandeln. „Karin Keller-Sutter ist die Chefin der Schweizer Regierung, sie ist die Präsidentin. Sie sollte das Flugzeug nehmen und nach Washington fliegen. Das würde die Chancen auf eine Einigung enorm erhöhen.“
Schweizer Uhrenbranche besonders anfällig
Trump hat am vergangenen Freitag überraschend 39% Zölle auf Schweizer Waren angekündigt und damit die exportorientierte Wirtschaft des Landes alarmiert. Die Schweizer Regierung setzt nun auf schnelle Nachverhandlungen und will alles tun, um guten Willen zu zeigen und das Schweizer Angebot an die USA zu überarbeiten, bevor die Zölle am Donnerstag in Kraft treten. Das Kabinett wird im Laufe des Montags zu einer Sondersitzung zusammenkommen.
Wirtschaftsexperten halten die Uhrenbranche für besonders exponiert gegenüber den US-Zöllen. An der Börse gehört Swatch mit einem Minus von 2,3% zu den größten Kursverlierern. Die Aktien des Luxusgüterherstellers Richemont sanken um 1,7%. „Die Auswirkungen der US-Zölle, wenn sie bei 39% bleiben, könnten für zahlreiche Marken in der Schweiz verheerend sein“, sagt Vontobel-Analyst Jean-Philippe Bertschy.
Puffer durch hohe US-Lagerbestände
Swatch selbst würden hohe Lagerbestände in den Vereinigten Staaten kurzfristig Luft verschaffen, sagte Hayek. Der vor allem für seine Plastikuhren bekannte Uhrenkonzern, zu dem auch teurere Marken wie Omega, Tissot und Longines gehören, sei gut positioniert, um die Handelsspannungen zu überstehen. „Unsere Marken wachsen in den Vereinigten Staaten sehr stark, und der Konsum ist gut“, erklärte Hayek. „Ich bin sehr froh, dass wir bereits in den ersten sechs Monaten dieses Jahres, als die Geschichte über die Zölle begann, eine Menge Lagerbestände umgeschichtet haben.“ Swatch wolle die Lagerbestände in den USA in den nächsten Tagen noch etwas aufstocken, fügte Hayek hinzu.
Dem Broker Jefferies zufolge generierte Swatch im vergangenen Jahr 18% des Umsatzes von 6,7 Mrd. Franken in den USA. Laut dem Verband der Schweizerischen Uhrenindustrie sind die Vereinigten Staaten der größte Auslandsmarkt für Schweizer Uhren: 16,8% der Exporte der Branche im Wert von rund 4,4 Mrd. Franken gehen in die USA.