Luxusgüter

Swatch Group lebt gut mit dem Franken-Kurs

Die Swatch Group versteht sich seit ihrer Gründung beziehungsweise seit dem Zusammenschluss der beiden Vorgängerfirmen SSIH und Asuag im Jahr 1983 als vollintegrierter Uhrenhersteller.

Swatch Group lebt gut mit dem Franken-Kurs

dz Zürich –

Für ein Industrieunternehmen sei es noch nie eine gute Idee gewesen, sich in die Abhängigkeit eines Lieferanten zu begeben, erklärt Nick Hayek, Chef der Swatch Group. Nicht zufällig macht der Patron die Unterbrechungen in den globalen Lieferketten zum zentralen Thema der Jahresmedienkonferenz in Biel.

Die Swatch Group versteht sich seit ihrer Gründung beziehungsweise seit dem Zusammenschluss der beiden Vorgängerfirmen SSIH und Asuag im Jahr 1983 als vollintegrierter Uhrenhersteller. Aus dem ursprünglichen Leitmotiv, das Monopol auf die Fertigung mechanischer Uhrwerke zu erringen, ist eine Art industrielle Philosophie entstanden.

Gerade im Finanzmarkt sei man damit oft aber auf Unverständnis gestoßen, sagt Hayek. Man habe ihm oft geraten, gewisse Teile des Konzerns abzutrennen und zu verkaufen und so die Spezialisierung voranzutreiben und die Gewinnmargen zu steigern. Tatsächlich werden von den vielfältigen industriellen Leistungen, die der Konzern primär in der Schweiz erbringt, manche schon seit vielen Jahren von Abnehmern fernab vom Uhrensektor nachgefragt. Das gilt zum Beispiel für die Automobilbranche oder für Hersteller von Computerzubehör, die sich bei der Swatch Group mit Niederspannungshalbleitern eindecken.

Die Nachfrage nach solchen Leistungen sei im Zuge der pandemiebedingten Lieferkettenprobleme stark gewachsen. Mit elektronischen Komponenten erzielte die Swatch Group im vergangenen Jahr einen Umsatz von 314 Mill. sfr. Das ist zwar nur ein geringer Teil der Gesamtverkäufe, die sich 2021 von einem stark gedrückten Vorjahresniveau erholten und – wie im Januar mitgeteilt – um 30% auf 7,3 Mrd. sfr zulegten.

Doch für das laufende Jahr geht Hayek davon aus, dass das Komponentengeschäft im Gleichschritt mit dem Uhrengeschäft expandieren und eine Wachstumsrate im zweistelligen Prozentbereich erreichen wird. Hayek sieht in der aktuellen Entwicklung auf den Liefermärkten eine klare Bestätigung der Strategie, wie sie sein Vater schon vor langer Zeit begründet hatte.

Im Unterschied zu früheren Jahren war diesmal auch der teure Franken für die Swatch-Group-Führung nicht der Rede wert. Die Entwicklung der Wechselkurse machte dem Uhrenkonzern 2021 keinen Strich durch die Rechnung. Vielmehr spielte ihm die Aufwertung des Dollar und des an die US-Währung geknüpften chinesischen Renminbi eher in die Hände. Doch die rasche Abwertung des Euro, der 2021 zum Franken mehr als 4% an Wert verloren hat und seither zwischenzeitlich bis auf die Parität gefallen ist, hätte die Swatch-Manager in früheren Jahren mit einiger Sicherheit zu einer Notenbankkritik bewogen. Doch die Produkte der Swatch Group haben längst das nötige Profil im Konsumentenmarkt, dass das Unternehmen negative Wechselkursentwicklungen durch Preiserhöhungen wettmachen kann, ohne Kunden zu verlieren. Zu Anfang dieses Jahres habe man im Euroraum die Preise um durchschnittlich rund 4% erhöht, gab das Unternehmen auf Nachfrage bekannt.

Geradezu „glücklich“ mit dem Franken zeigte sich das Management insofern, als dessen Aufwertung für eine im internationalen Vergleich deutlich geringere Inflationsrate in der Schweiz von aktuell rund 2% sorgt. Die preisliche Wettbewerbsfähigkeit des Schweizer Industriestandortes wird damit besser. Für die Swatch Group, die landesweit mehr als 100 Produktionsstätten betreibt, ist dies ein erheblicher Vorteil.

Nicht zuletzt vor dem Hintergrund der industriellen Produktion nimmt man mit besonderer Genugtuung die Branchenstatistik zur Kenntnis, nach der seit Jahresbeginn auch die Exporte von Uhren im mittleren und tieferen Preissegment eine markante Zunahme aufweisen. Von einer Eintrübung der globalen Konsumentenstimmung sei trotz der Russland-Invasion in der Ukraine noch nichts zu spüren, sagt Hayek. Er bekräftige die Ende Januar ausgegebene Prognose eines zweistelligen Wachstums in Lokalwährungen im laufenden Jahr. Im zurückliegenden Jahr hat Swatch Group mit einem Gewinn von 774 Mill. sfr zurück in die schwarzen Zahlen gefunden.