SIEMENS UND ALSTOM FUSIONIEREN BAHNGESCHÄFT

Synergien speisen sich aus geringeren Kosten

Siemens Alstom will 470 Mill. Euro in vier Jahren hereinspielen - Beschäftigte in Europa konzentriert

Synergien speisen sich aus geringeren Kosten

mic München – “Eine perfekte Verbindung”: So stufte Alstom-Vorstandschef Henri Poupart-Lafarge die Verbindung seines Unternehmens mit der Siemens-Bahntechnik ein. Beide Unternehmen seien sehr komplementär zueinander aufgestellt, sagte der Manager, der den Konzern Siemens Alstom künftig leiten soll, auf einer Pressekonferenz in Paris. Dies gelte regional, aber auch mit Blick auf das Produktangebot. Siemens-Vorstandsvorsitzendem Joe Kaeser zufolge hat Alstom seine Stärken in Afrika, Indien, dem Mittleren Osten und in Südamerika. Siemens sei stark in China, Europa und den USA.Kaeser sprach von einer transformatorischen Transaktion für die Bahnindustrie. Er wertete den Deal als Signal an Europa. Denn er sei ein Beweis, dass man große Dinge leisten könne. Angesichts des schier übermächtigen Konkurrenten China Railway Rolling Stock, der aus zwei Unternehmen entstand, fügte er in einer Analystenkonferenz hinzu: “Die Wettbewerbsdynamik hat sich fundamental geändert.”Aber auch jenseits dieser Mega-Fusion ist die Branche in einer Konsolidierungsphase. Wabtec erwarb jüngst Faiveley (2016), Stadler stieg bei Vossloh Lokomotiven ein (2015), Hitachi bei Ansaldo STS & Breda (2015), Alstom erwarb GE Signalling (2014) und Siemens kaufte Invensys Rail (2012). Digital-Kompetenz gefragtDie Partner Siemens und Alstom rechnen in ihrem Deal mit Kostensynergien von 470 Mill. Euro in vier Jahren nach dem Closing. Kaeser setzte sogar ein “mindestens” davor und erklärte, die Hälfte des Betrags solle in zwei Jahren nach Closing erreicht sein. Je ein Drittel der Synergien speise sich aus dem Einkauf, der Verwaltung und anderen Skalen-Vorteilen. Der Gegenwartswert der Synergien betrage 4,7 Mrd. Euro.Über Stellenstreichungen machten weder Kaeser noch Poupart-Lafarge spezifische Angaben. Der künftige Konzern zählt nach aktuellem Stand rund 62 300 Beschäftigte (davon 32 800 von Alstom) in mehr als 60 Ländern und hat einen ausgeprägten Schwerpunkt in Europa. Dort stehen 43 400 Personen auf der Lohn- und Gehaltsliste, gefolgt von Amerika (7 700) und Asien (7 500). Das Management sagte auch nicht, inwieweit an Verkäufe von Teilen des Portfolios gedacht ist. Poupart-Lafarge strich heraus, dass Alstom von der Digitalkompetenz des neuen Partners profitieren wolle. Besondere Unterstützung erwartet er sich auch in der Signaltechnik, deren Zentrale in Berlin angesiedelt wird. Die Aktivitäten gelten als hochmargig und elektronisch anspruchsvoll. Bahnantriebe auch mit dabeiSiemens bringt nicht nur die Division Bahn- und Mobilitätstechnik in das neue Unternehmen ein, sondern auch das Geschäft mit Bahnantrieben aus der Division Antriebstechnologie/Prozessindustrie. Geschäftszahlen untergeordneter Einheiten veröffentlicht der Konzern in der Regel nicht. Finanzvorstand Ralf Thomas splittete aber im Gespräch mit Analysten zumindest die Erlöse auf. Demnach erwirtschaftete die Division Bahn- und Mobilitätstechnik im ablaufenden Geschäftsjahr rund 3,5 Mrd. Euro mit dem Bau von Zügen und Waggons, 3 Mrd. Euro mit Mobilitätslösungen (wie etwa Signaltechnik), 1 Mrd. Euro mit Service und 700 bis 800 Mill. Euro mit schlüsselfertigen Projekten. Die Bahnantriebstechnik komme auf 550 bis 650 Mill. Euro.