Syngenta ist wieder kapitalmarktfähig

Der Agrochemiekonzern löst mit viel Verspätung einen Überbrückungskredit ab - Der Exodus geht weiter

Syngenta ist wieder kapitalmarktfähig

dz Zürich – Mehr als zwei Jahre nach dem Handschlag kann die vom Staatskonzern Chemchina für rund 43 Mrd. Dollar übernommene Basler Agroechmiefirma Syngenta die Finanzierung der Transaktion auf eine langfristige Basis stellen. Syngenta hat die öffentliche Emission verschiedener Anleihen im Volumen von 4,75 Mrd. Dollar gemeldet. Mit dem Erlös löst das Unternehmen eine Überbrückungsfinanzierung der chinesischen Eigentümer ab. Die Emission besteht aus sechs Tranchen mit Laufzeiten zwischen zwei und 50 Jahren. Die 2020 fällig werdende Tranche von 750 Mill. Dollar wird mit 3,698 % verzinst. Eine US-Schatzanleihe mit der gleichen Laufzeit rentiert aktuell 2,4 %. Die zehnjährige Tranche hat einen Coupon von 5,182 % – verglichen mit der Rendite eines gleichlangen US-Treasury-Bonds von 2,83 %. Für einen Betrag von 500 Mill. Dollar verschuldet sich Syngenta über 50 Jahre, was de facto einer ewigen Anleihe entspricht. Für diese Laufzeit zahlt Syngenta 5,676 %. Die Anleihen sind “plain vanilla”, wie es in Kapitalmarktjargon heißt. Das bedeutet unter anderem, dass die Termine für die Zinszahlungen im Unterschied zu hypbriden Anleihen nicht verschoben werden dürfen. Syngenta verfügt über ein BBB-Rating. Die im Konkurrenzvergleich überdurchschnittlich hohe Verschuldung des Konzerns entspricht im Urteil der Ratingagentur eher der Note “BB”, was unterhalb der Grenze für Investment-Grade-Anleihen läge. Doch der wird durch das Geschäftsprofil von Syngenta ausgeglichen, das nach Auffassung von Fitch eher einem A-Rating enspräche. Alles in allem konnte Syntgenta die Bond-Emission also mit einem Rating durchführen, das für die meisten institutionellen Akteure auf dem Kapitalmarkt investierbar ist. Noch im September plante Syngenta allerdings eine Bond-Emission im Umfang von 7 Mrd. Dollar. Dieser Plan musste dann aber kurzfristig fallen gelassen werden, nachdem die Ratingagenturen mit Blick auf den Ausgang eines Rechtsstreites mit nordamerikanischen Maisbauern und Getreidehandelsfirmen Bedenken angemeldet hatten. Inzwischen wurde in dem Streit eine Vergleichslösung gefunden, welche Syngenta 1,5 Mrd. Dollar kostet und das Unternehmen 2017 in die Verlustzone trieb. Zudem hat Chemchina einen Teil der ursprünglichen Brückenfinanzierung von 6,5 Mrd. Dollar durch eine zusätzliche Kapitalinjektion abgelöst und die von Syngenta zu übernehmende Schuldenlast damit vermindert. Die Investoren gehen davon aus, dass Syngenta auch in Zukunft einen ausreichend hohen freien Cash-flow generieren kann, um die Schulden zu bedienen. 2017 stieg der um Sondereffekte adjustierte freie Cash-flow von 1,4 auf 1,7 Mrd. Dollar. Derweil hat sich das Gesicht von Syngenta seit dem Einstieg von Chemchina gründlich verändert. Mit Christoph Mäder hat gerade der letzte Schweizer in der Konzernleitung seinen Rücktritt angekündigt. Nach dem Ausscheiden des 59-Jährigen verbleibt von der alten achtköpfigen Konzernleitung nur der Brite Jonathan Parr in dem auf sechs Mitglieder verkleinerten Führungsgremium.Bereits im Dezember hatte der Vizepräsident des Verwaltungsrates und Co-Architekt der Übernahme, der Belgier Michel Demaré, seinen Hut genommen. Der frühere ABB-Finanzchef hatte anlässlich der Übernahmeverkündung noch das Versprechen abgegeben: “Syngenta bleibt Syngenta.”