Syngenta umgarnt die Anleger
Nachdem der Agrarchemiekonzern Syngenta den Wettbewerber Monsanto mit seinen Übernahmeavancen in die Flucht geschlagen hat, buhlt das Schweizer Management um die Gunst der Aktionäre. Die Investoren sollen mit einem Aktienrückkauf und einem weiteren Teilverkauf bei Laune gehalten werden.dz Zürich – Der Schweizer Pflanzenschutzkonzern Syngenta muss nach der gewonnenen Abwehrschlacht gegen den US-Rivalen Monsanto die eigenen Aktionäre gütig stimmen. “Der Verwaltungsrat und die Geschäftsleitung sind entschlossen, die Wertschöpfung für unsere Aktionäre zu beschleunigen”, sagte Michel Demaré, der Präsident des Verwaltungsrats. Syngenta will das Geschäft mit Gemüsesaatgut verkaufen, das einen Umsatz von 650 Mill. Dollar einbringt und eine Betriebsgewinnmarge (Ebitda) ungefähr auf dem Niveau des Konzerndurchschnitts (19 %) aufweist. Der Konzern rechnet mit einer großen Nachfrage nach dem Geschäft, das eine branchenführende Größe und weltweite Präsenz aufweise. Nach Aussagen von Finanzchef John Ramsey gegenüber Nachrichtenagenturen könnte das zu verkaufende Geschäft einen Preis vom Dreifachen bis Sechsfachen des Umsatzes erzielen. Das sei eine typische Referenzgröße im Markt.Den erwarteten Erlös will Syngenta zur Finanzierung eines Aktienrückkaufs verwenden. Mit der ersten Tranche von 2 Mrd. Dollar will man in den nächsten Wochen beginnen. Weitere Erwerbe in unbestimmter Höhe könnten in Abhängigkeit der Erlöse aus Desinvestitionen folgen. Die Frage nach weiteren Verkäufen von Geschäftseinheiten lässt Syngenta offen.Das Ziel der angekündigten Transaktion bestehe darin, “die inhärenten Werte in unserem führenden weltweiten Saatgut-Portfolio aufzuzeigen und freizusetzen”, wird CEO Mike Mack zitiert. “Ich freue mich darauf, die Aktionäre in den kommenden Monaten über unsere Fortschritte auf dem Laufenden zu halten”, ergänzte der Manager. Private Equity sondiertDie Gemüsesaaten repräsentieren 20 % des Umsatzes des Saatgutgeschäfts von Syngenta. Das Unternehmen begründet den Verkauf mit dem Argument, dass zwischen dem Hauptgeschäft von Syngenta, dem chemischen Pflanzenschutz, und den Gemüsesaaten eine nur sehr schwache Verbindung bestehe. Chemische Pflanzenschutzmittel fänden im Gemüseanbau nur sehr beschränkt Anwendung. Noch bevor Monsanto die Übernahmebemühungen um Syngenta Ende August abgebrochen hatte, kündigte Syngenta bereits den Verkauf des deutlich kleineren und im Vergleich mit den Gemüsesaaten deutlich weniger margenstarken Geschäfts mit Blumensaaten an. Interessiert sind nach Angaben von Syngenta insbesondere Private-Equity-Investoren. Diese Kreise dürften auch jetzt im Bieterwettbewerb um die Gemüsesaaten ihre Fühler ausstrecken. Möglicherweise basteln solche Investoren im Hintergrund am Aufbau eines neuen Saatgutkonzerns, der sich bei künftigen Strukturveränderungen in der hoch konzentrierten Branche als frische Kraft ins Spiel bringen könnte.Während die Schweizer ihr Glück im Alleingang zu finden hoffen, zeigen sie sich im Rahmen ihrer Strategie auch offen für partnerschaftliche Modelle. Wie diese aussehen könnten und ob sie nur im Saatgutgeschäft angestrebt werden, bleibt vorerst offen. Der Konzern will bis 2018 die Ebitda-Marge auf 24 bis 26 % erhöhen. Die Syngenta-Aktien legten gestern um 3,5 % auf 338 sfr zu, nachdem sie während der Abwehrschlacht teilweise deutlich über 400 sfr notiert hatten.—– Wertberichtigt Seite 8