Laborkette

Synlab-Eigner machen beim Börsengang Kasse

Europas größte Laborkette Synlab will beim Börsengang in Frankfurt Aktien im Wert von bis zu 1,5 Mrd. Euro verkaufen. Der Löwenanteil des Emissionserlöses soll an die Alteigentümer gehen – den Finanzinvestor Cinven, den dänischen Investor Novo und den kanadischen Pensionsfonds OTPP. Das größte Risiko des Unternehmens ist ein mögliches Abflauen des Booms bei Covid-Tests.

Synlab-Eigner machen beim Börsengang Kasse

cru Frankfurt

Europas größter Laborbetreiber Synlab und seine Aktionäre wollen beim Börsengang in Frankfurt zwischen 1,03 Mrd. und 1,48 Mrd. Euro einnehmen und damit vom Boom bei Coronavirus-Tests profitieren. Das Münchener Unternehmen selbst soll mit neuen Aktien 400 Mill. Euro aufbringen, um damit Schulden zu tilgen, während die Aktionäre Kasse machen – vor allem der Haupteigentümer, die Private-Equity-Firma Cinven, sowie der dänische Investor Novo Holdings (Mutter des Pharmakonzerns Novo Nordisk) und der kanadische Lehrer-Pensionsfonds OTPP. Die Aktien werden vom 19. bis 27. April in der Preisspanne von 18 bis 23 Euro angeboten, der Handelsstart ist für den 30. April vorgesehen.

Es wird erwartet, dass zwischen 26% und 32% der Anteile beim Börsengang in den Streubesitz kommen und dass das Unternehmen einen Börsenwert von 4 Mrd. bis 5 Mrd. Euro erreicht. Bei vollständiger Platzierung sinkt der Anteil von Cinven auf 38%. Einschließlich Schulden liegt der Unternehmenswert (Enterprise Value) bei bis zu 6,9 Mrd. Euro – das Zehnfache des operativen Gewinns (Ebitda) im Jahr 2020. Cinven hatte Synlab 2015 für 1,7 Mrd. Euro von BC Partners gekauft und mit dem französischen Unternehmen Labco fusioniert.

Welle von IPOs rollt an

Das erste Quartal war das aktivste seit 2014 für Börsengänge in Europa. Derzeit warten in Deutschland noch mehr als ein Duzend Unternehmen auf ihr Debüt, die mit mindestens 1 Mrd. Euro bewertet werden. Dazu zählen der Online-Neuwagenhändler MeinAuto, der Online-Modehändler About You und der Softwarehersteller Suse.

Synlab verarbeitet etwa 500 Millionen Tests für rund 100 Millionen Patienten pro Jahr. Ein Viertel des Umsatzes ist durch die Pandemie hinzugekommen. Das Unternehmen hat im Jahr 2020 mit rund 20000 Beschäftigten fast 12 Millionen PCR-Tests auf Covid-19 durchgeführt und damit 600 Mill. Euro Umsatz gemacht – ein Viertel der Erlöse.

Synlab-Chef Mathieu Floreani setzt darauf, dass das Testen auch auf lange Sicht zentraler Bestandteil der Reaktion auf die Pandemie bleibt, selbst wenn die Impfungen an Fahrt gewinnen. „Die immer wieder neuen Mutationen des Virus sprechen dafür, dass Tests auch auf längere Sicht nötig bleiben“, sagte Floreani der Börsen-Zeitung. Länder wie Großbritannien haben den Polymerase-Kettenreaktionstest, der Varianten identifizieren kann, für internationale Reisen zur Pflicht gemacht. „Wir werden außerdem weiter durch Zukäufe in fragmentierten Labormärkten für medizinische Diagnostik wachsen, so wie wir es in Lateinamerika oder Nigeria umgesetzt haben“, sagte Floreani. „Der globale Gesamtmarkt umfasst 200 Mrd. Euro jährlich, davon entfallen derzeit weniger als 1,5% auf uns.“ Im laufenden Jahr seien schon neun Deals mit einem Unternehmenswert von 44 Mill. Euro abgeschlossen worden.

Pandemie erschwert Zukäufe

„Die pandemiebedingten Einschränkungen machen Deals nicht einfacher, aber wir liegen voll im Plan“, sagte Floreani. Insgesamt soll Synlab um jährlich 10% beim Umsatz wachsen, davon 7% durch Akquisitionen – in diesem Jahr sollen die Erlöse auf mehr als 3 Mrd. Euro klettern. Für das jährliche M&A-Budget sind 200 Mill. Euro vorgesehen. Synlab bietet im Normalgeschäft, das ohne Corona jährlich um 3% wächst, neben klinischen Routinetests auch genetische und mikrobiologische Tests sowie bildgebende Diagnostikverfahren an, die eine Rolle spielen für Früherkennung und -diagnose.

Das Unternehmen bietet bis zu 22,2 Millionen neue Aktien an, während die Altaktionäre 27,5 Millionen Aktien abstoßen. Das Angebot beinhaltet die Option, den Gesamtumfang der Transaktion um bis zu 12,4 Millionen bestehende Aktien zu erhöhen, falls eine ausreichende Nachfrage besteht. Darüber hinaus können die Aktionäre weitere 9,3 Millionen Aktien verkaufen, um Mehrzuteilungen abzudecken.

Die hohe Nachfrage nach Coronatests ließ den Umsatz 2020 um 38% auf mehr als 2,6 Mrd. Euro steigen, während der bereinigte operative Gewinn (Ebitda) um 71% auf 679 Mill. Euro wuchs. Synlab will von 2022 an 20 bis 30% des bereinigten Nettogewinns als Dividende zahlen.

Synlab benannte auch die Mitglieder des neuen Aufsichtsrats, darunter David Ebsworth, Ex-CEO des Schweizer Arzneimittelherstellers Galenica, als Vorsitzender.

Als globale Koordinatoren sind Goldman Sachs und J.P. Morgan mit dem Börsengang beauftragt. Bank of America, Deutsche Bank, Barclays, BNP Paribas, HSBC, Jefferies und Unicredit fungieren als Bookrunner, Lilja als unabhängiger Berater für Synlab und die Aktionäre.