Tech-Sektor verzichtet auf M&A-Sause
Tech-Sektor verzichtet auf M&A-Sause
CB Insights: Zahl der weltweiten Deals so niedrig wie vor drei Jahren – Regulierung schreckt große Player ab
Die Zinswende, Inflation und allgemeine Konjunkturschwäche haben sich im zweiten Quartal erneut dämpfend auf die Übernahmeaktivitäten im globalen Tech-Sektor ausgewirkt. Laut einer CB-Insights-Studie kam es in der Branche zu 1.877 Deals. So wenig Transaktionen zählten die Marktforscher zuletzt vor knapp drei Jahren.
In der globalen Technologiebranche ist es im zweiten Quartal laut einer Analyse zu weniger Fusionen und Übernahmen gekommen. Laut dem US-Marktforschungsunternehmen CB Insights fanden in dem Zeitraum über alle Regionen hinweg 1.877 Deals statt. Das ist ein Rückgang von etwa 6% im Vergleich zum Vorquartal und der niedrigste Stand seit dem dritten Quartal 2020.
In Europa war die Branche dabei trotzdem wieder besonders aktiv. Hier wurden insgesamt 812 Transaktionen registriert – weit mehr als in jeder anderen Region, auch in den USA, wo es zu 632 Deals kam. Es war zudem das sechste Quartal in Folge, in dem auf dem Alten Kontinent mehr Tech-Transaktionen stattfanden als in den Vereinigten Staaten.
Mehr große Deals in Asien
Allerdings hatten die USA wie üblich die Nase vorn, wenn es um großvolumige Transaktionen geht, bei denen das Zielunternehmen mit mehr als 100 Mill. Dollar bewertet wird. Davon gab es zunächst über alle Regionen hinweg wieder mehr: Nach 55 Deals im ersten Quartal stieg diese Zahl im zweiten Quartal auf 68.
In den USA kamen in dem Zeitraum 28 solcher Großübernahmen zustande. Europa steht in der Betrachtung erneut auf Platz 2, mit 18 Deals. Einen besonderen Zuwachs verzeichneten die Marktforscher zudem in Asien, wo die Zahl von 8 im Vorquartal auf nun 14 stieg. Unter dem Strich ist der relative Anteil der USA damit deutlich geschrumpft – und zwar von 53% im Vorquartal auf nun 41%.
Mit der weltweit gestiegenen Zahl an Großübernahmen hat im zweiten Quartal auch die aggregierte Bewertung aller Zielunternehmen gegenüber dem Vorquartal zugelegt – laut CB Insights waren es 1,1 Bill. Dollar, nach 800 Mrd. Dollar im Vorquartal. Doch sei auch dieser Wert noch weit entfernt von den hohen Niveaus, die in den Jahren 2021 und 2022 erreicht wurden. Im ersten Quartal 2022 wurden die Tech-Ziele zusammengerechnet demnach mit 3,6 Bill. Dollar bewertet.

Besonders zurückhaltend haben sich im zweiten Quartal die sogenannten "Big-Tech"-Unternehmen gezeigt, zu denen CB Insights Amazon, Apple, Google, Meta, Microsoft und Nvidia zählt. Tatsächlich sei die M&A-Aktivität der großen Platzhirsche in dem Zeitraum mit gerade mal einem Deal so schwach ausgefallen wie zuletzt vor viereinhalb Jahren. Zum Vergleich: Im zweiten Quartal 2020 kam es in der Riege zu 14 Deals.
Die Tech-Riesen gelten auch eigentlich als kauffreudig. Abgesehen von der momentan vorherrschenden Risikoaversion strategischer Käufer seien die Konzerne zuletzt aber auch durch das herausforderndere regulatorische Umfeld abgeschreckt worden, heißt es in der Analyse. Das gelte vor allem für Europa und die USA. Microsoft und Activision Blizzard können hiervon sicherlich ein Lied singen.
Apple hält Big-Tech-Fahne hoch
Von allen sechs Konzernen war es Apple, die sich unter den Big Techs nach vorne gewagt hat, mit der Übernahme des Augmented-Reality-Start-ups Mira. Diese war Anfang Juni bekannt geworden. Erst einen Tag zuvor hatte der Konzern seine lang ersehnte Mixed-Reality-Brille Vision Pro auf der Entwicklerkonferenz WWDC vorgestellt. Der Kaufpreis von Mira wurde nicht offengelegt. Das 2016 gegründete Unternehmen mit Sitz in Los Angeles soll bis zu dem Zeitpunkt etwa 17 Mill. Dollar an Investorengeldern erhalten haben.
Im ersten Quartal hatte daneben Amazon die 3,9 Mrd. Dollar schwere Übernahme des US-Gesundheitsdienstleisters One Medical unter Dach und Fach gebracht. Es war der drittgrößte Zukauf in der Geschichte des Online-Händlers.