Tele Columbus bittet zur Kasse
Der Kabelnetzbetreiber Tele Columbus bündelt seine Kapitalerhöhungspläne zur Akquisitionsfinanzierung und zielt bei der anstehenden Bezugsrechtsemission auf ein Volumen von knapp 400 Mill. Euro. Mit 5,40 Euro je neuer Aktie wird ein Abschlag von mehr als 50 % zum Freitagsschlusskurs geboten.wb Frankfurt – Tele Columbus, erst im Januar 2015 an die Börse gegangen, lässt sich von ihren Aktionären die jüngsten Zukäufe finanzieren. Der drittgrößte Kabelnetzbetreiber der Republik zielt über eine Kapitalerhöhung auf einen Erlös von brutto 383 Mill. Euro und damit etwas mehr, als zunächst avisiert worden war. Mit dieser Bezugsrechtsemission – in Korrelation zur Marktkapitalisierung von 665 Mill. Euro eine sehr große Transaktion – bündelt Tele Columbus zwei Kapitalerhöhungen, die im Mai und September angekündigt worden waren. Für den Kauf der kleineren Rivalen Primacom und Pepcom legte das Unternehmen aus Berlin zusammen gut 1,3 Mrd. Euro auf den Tisch. Die Großaktionäre von Tele Columbus dürften mitziehen, hatten sie doch auch auf der Hauptversammlung für den Genehmigungsrahmen gestimmt. Positive KursreaktionDie Aktie des SDax-Unternehmens fiel nach der Ankündigung um 8 %, drehte ins Plus und legte angesichts des offerierten Discounts bis zum Xetra-Schluss um 3,3 % auf 11,78 Euro zu. Die neuen Aktien werden den Anteilseignern im Verhältnis 4 zu 5 angeboten: Für 4 alte können 5 neue bezogen werden.Offeriert werden 70,9 Millionen neue Aktien. Derzeit sind 56,7 Millionen Stück ausgegeben. Der Preis wurde mit 5,40 Euro pro Papier festgezurrt. Dies bedeutet einen Abschlag von 54 % zum Kurs und einen Discount zum theoretischen Preis ohne Bezugsrecht (Terp) von 33 %. Im Schnitt liege der Rabatt bei solchen Deals in Europa (ohne Immobilien) bei 35 %, heißt es in Konsortialkreisen. Auf Basis der künftig mehr als verdoppelten Aktienzahl steigt die Marktkapitalisierung zum theoretischen Preis ohne Bezugsrecht auf gut 1 Mrd. Euro. Die neuen Aktien stammen aus der Ausnutzung genehmigten Kapitals, das im Mai geschaffen wurde, und aus dem Kapitalerhöhungsbeschluss der außerordentlichen Hauptversammlung vom 14. September.Die Frist läuft vom 21. Oktober bis zum 3. November. Aktien die auf diesem Wege nicht an den Mann oder die Frau gebracht werden können, sollen in einer Privatplatzierung institutionellen Investoren angeboten werden. An der Börse gehandelt werden können die neuen Aktien vom 6. November an.Goldman Sachs und J. P. Morgan sind Koordinatoren und Buchführer, BNP Paribas ist Co-Bookrunner. Das IPO hatten Goldman und J. P. Morgan angeführt, weitere Buchführer waren BoA Merrill Lynch und Berenberg. J. P. Morgan war auch M & A-Berater bei Primacom und Pepcom. BNP und Goldman waren dabei ebenfalls als Financiers mandatiert. Primacom & PepcomTele Columbus hatte im September das Rennen um den kleineren Konkurrenten Pepcom gemacht. Für den Kabelnetzbetreiber war dies die zweite Akquisition binnen zwei Monaten, zuvor wurde Primacom für gut 700 Mill. Euro geschluckt. Pepcom, die Nummer 4 der hiesigen Branche, ging für 608 Mill. Euro inklusive Schulden über die Bühne. Zuvor wurde für Primacom das Elffache des für 2015 erwarteten Ergebnisses vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) berappt. Für Pepcom lag das Multiple vor Synergien bei 9,5. Primacom kam 2014 auf eine Ebitda-Marge von 42, Pepcom von 45 %. Pepcom erwartet nach früheren Angaben im laufenden Jahr Umsätze von 138 Mill. Euro und 64 Mill. Euro Ebitda. Ziel von Tele Columbus ist es, die Gesamtverschuldung bei maximal dem 5-fachen Ebitda zu halten.Beim IPO lag die Preisspanne bei 8 bis 12 Euro, zu 10 Euro je Aktie wurde platziert, der erste Kurs wurde in Frankfurt am 24. Januar mit 10,70 Euro ermittelt. Der Erlös aus dem Börsengang belief sich einschließlich Mehrzuteilungsoption auf 366 Mill. Euro. Damit ergab sich für die Gesellschaft eine Börsenbewertung von rund 560 Mill. Euro. Neben 33,3 Millionen Aktien aus einer Kapitalerhöhung kamen 14,4 Millionen Papiere (und zusätzlich 3,3 Millionen für die Mehrzuteilungsoption) aus dem Besitz der Altaktionäre. Dabei handelte es sich um etwa 150 Adressen, zumeist Banken und Hedgefonds, die vor sechs Jahren ihre Darlehen in Eigenkapital gewandelt hatten. Verwendet wurde der Löwenanteil des IPO-Erlöses für den Schuldenabbau.