Telefónica enttäuscht auf ganzer Linie

Sonderaufwand belastet im Schlussquartal - Interessenten für Randgeschäfte

Telefónica enttäuscht auf ganzer Linie

ths Madrid – Die spanische Telefónica musste nach Veröffentlichung ihrer Jahresbilanz am Donnerstag an der Börse herbe Kursverluste hinnehmen. Die Aktie gab in Madrid um 3,6 % auf 6,31 Euro nach. Die Anleger irritierte offenbar das Betriebsergebnis Ebitda im vierten Quartal 2019, das unter anderem aufgrund von Sonderaufwendungen in Mexiko und Argentinien geringer als erwartet ausfiel. Der Rückgang des Nettogewinns des spanischen Telekommunikationskonzerns um 66 % auf 1,14 Mrd. Euro war dagegen erwartet worden, da Telefónica im dritten Quartal bereits hohe Rückstellungen für einen umfangreichen Stellenabbau auf dem spanischen Heimatmarkt vorgenommen hatte.Der Vorsitzende von Telefónica, José María Alvarez-Pallete, klagte auf der Bilanzpresskonferenz in Madrid erneut darüber, dass die Märkte den Umbau und das neuen Geschäftsmodell des Konzerns nicht gebührend zu schätzen wüssten. “Klar könnten wir mit kurzfristigen Aktionen, wie dem Verkauf von Aktiva in der Infrastruktur oder aggressiven Aktienrückkaufsplänen, den Kurs anheizen, aber das würde das Unternehmen langfristig schwächen”, verteidigte sich der Vorsitzende.Im November hatten die Spanier ihren neuen Kurs bekannt gemacht. Es wurden zwei neue Töchter gegründet: Telefónica Tech für digitale Dienstleistungen von Cloud-Computing bis Netzsicherheit und Telefónica Infra, die vor allem die Mobilfunkmasten und Unterseekabel beinhaltet. Der Konzern will sich fortan auf seine vier Kernmärkte konzentrieren: Spanien, Brasilien, Großbritannien und Deutschland. Die übrigen Töchter in Lateinamerika wurden in eine eigene Gesellschaft ausgelagert, mit dem Ziel eines Verkaufs oder Kooperationen mit anderen Betreibern. In diesem Sinne habe Telefónica bereits mehrere Anfragen erhalten, versicherte Alvarez-Pallete. “In den nächsten Monaten gibt es Neuigkeiten”, verriet Finanzvorstand Laura Abasolo. Vier KernmärkteIn den vier Hauptmärkten konnte Telefónica jeweils ein Umsatzwachstum verbuchen. In Brasilien verhagelte der schwache Real die Bilanz in Euro. Am Mittwoch hatte Telefónica Deutschland die Trendwende beim Umsatz im letzten Jahr bereits bekannt gegeben. In Großbritannien habe sich der Brexit bislang nicht auf das Geschäft ausgewirkt, bekundete Alvarez-Pallete.Die Spanier verwiesen auf das starke Wachstum des Cash-flows von mehr als 20 % auf 5,9 Mrd. Euro. Dadurch konnten die nach wie vor hohen Schulden weiter gesenkt werden, auf 37,7 Mrd. Euro. Ausstehende Transaktionen in Mittelamerika eingerechnet, liegt der Schuldenberg nun bei 37 Mrd. Euro. Seit 2016 konnte Telefónica die Verbindlichkeiten um 15 Mrd. Euro reduzieren. Mit den erwarteten Verkäufen in Lateinamerika sollten die Schulden bald keine Sorgen mehr bereiten, erklärte Alvarez-Pallete auf einem Analystenkonferenz. Der Abbau der Altlasten habe aber weder die Investitionen in neue Netzwerke noch die Aktionärsvergütung beeinträchtigt. Telefónica hält an der Dividende von 0,40 Euro fest. Marge soll steigenDas Unternehmen erwartet für 2020 einen stabilen Umsatz und ein ebenso stabiles Ebitda. Erstmals seit längerem gaben die Spanier wieder einen mittelfristigen Ausblick, wonach der Umsatz bis 2022 steigen und die Ebitda-Marge ohne Investitionen zwei Prozentpunkte steigen soll. Der Vorsitzende von Telefónica begrüßte die jüngst von der spanischen Regierung nach französischem Vorbild eingeführte Sondersteuer für die großen Technologiekonzerne wie Google oder Amazon. “Das ist eine Normalisierung der Verhältnisse”, so Alvarez-Pallete.