Telefónica wählt Allianz als Partner

Joint Venture zum Ausbau des Glasfasernetzes in Deutschland - Börse straft schwache Quartalszahlen

Telefónica wählt Allianz als Partner

Die spanische Telefónica und der Münchener Versicherer Allianz wollen zwei Millionen Haushalte in ländliche Gegenden an das hochmoderne Netz anschließen und dafür 5 Mrd. Euro investieren. Telefónica schreibt rote Zahlen wegen Covid-19, Wechselkursen und Abschreibungen in Argentinien.ths Madrid – Die Manager des spanischen Telekommunikationsriesen Telefónica sehen in Deutschland weite unerschlossene Flächen zur Verbreitung eines Glasfasernetzes. “Das ist eine riesige Gelegenheit, denn die Erschließung in Deutschland ist sehr niedrig”, sagte der CEO der Spanier, Angel Vilá, bei der Präsentation der Quartalszahlen. Telefónica und die Allianz gaben offiziell die Gründung eines Joint Ventures für den Aufbau eines Glasfasernetzes in unerschlossenen ländlichen Gegenden bekannt, von dem schon länger die Rede war. Spanien ist auf diesem Gebiet Vorreiter in Europa.Es sollen mehr als zwei Millionen Haushalte angeschlossen und 50 000 Kilometer Kabel verlegt werden. An dem neuen Unternehmen hält die im letzten Jahr gegründete Sparte Telefónica Tech 40 % der Anteile, Telefónica Deutschland 10 % und Allianz Capital Partners die andere Hälfte. In sechs Jahren will man zusammen 5 Mrd. Euro investieren, wobei ein Großteil des Kapitals durch Anleihen und andere Instrumente beschafft werden soll. Telefónica wird zunächst 500 Mill. Euro beisteuern und die Münchener 100 Mill. Euro.Die Deutschland-Tochter wird zwar als “Anchor Client” eine tragende Rolle bei der Geschäftsplanung des neuen Unternehmens haben. Doch der CEO betonte, dass das Netz neutral sei und für andere Anbieter von Telefon- und Datendienstleistungen offenstehe. Zu konkreten Gesprächen mit möglichen Interessenten wollte Vilá jedoch nichts sagen.Telefónica will dieses Modell, bei dem man gemeinsam mit einem starken Finanzinvestor die Infrastrukturprojekte angeht, auch anderswo anbringen. So gebe es in Brasilien und Chile bereits fortgeschrittene Pläne, sagte Vilá. Wechselkurse belastenDie Geschäfte in Lateinamerika haben den Spaniern das Quartalsergebnis verhagelt. Die Wechselkurse – vor allem die Schwäche des brasilianischen Real – schlugen sich mit 959 Mill. Euro auf den Umsatz im dritten Quartal nieder. Bei der Tochter in Argentinien wurde eine Wertberichtigung von 785 Mill. Euro vorgenommen. “Der lange Lockdown hat die langfristigen wirtschaftlichen Probleme dort weiter verschärft”, erklärte Finanzvorstand Laura Abasolo. Hinzu kamen negative Einwirkungen durch die Pandemie in Höhe von 591 Mill. Euro, was jedoch deutlich weniger war als in den drei Monaten zuvor.Dadurch entstand Telefónica von Juli bis September ein Verlust von 160 Mill. Euro, geringer als die Ausfälle im zweiten Quartal. In den ersten neun Monaten halbierte sich der Reingewinn damit gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf 671 Mill. Euro. Die Spanier bekräftigten, dass das operative Geschäft in ihren vier Kernmärkten – Spanien, Brasilien, Deutschland und Großbritannien – nach dem Lockdown im Frühjahr wieder an Fahrt aufgenommen habe. Umsatz und operatives Ergebnis gingen sowohl im Quartal als auch in den neun Monaten jedoch auch nach bereinigten Zahlen zurück.Die Analysten hatten mit besseren Zahlen gerechnet, und die Aktie wurde an der Madrider Börse folglich böse abgestraft mit Kursverlusten von zwischenzeitlich über 8 %.Dank des erhöhten Cash-flows von Juli bis September konnte Telefónica ihre hohen Schulden um eine halbe Milliarde auf 36,7 Mrd. Euro reduzieren. Während der Verkauf der Tochter in Costa Rica noch von den Aufsehern genehmigt werden muss, konnte das Management vorerst noch keine weiteren Veräußerungen ankündigen, die den Abbau der Verbindlichkeiten beschleunigen sollen.