Telekommunikation

Telekom bestreitet Klumpenrisiko in den USA

Telekom-Chef Tim Höttges weist den Vorwurf einer zu starken Abhängigkeit des Konzerns von der wachstumsstarken US-Tochter zurück. Indes hebt das Unternehmen die Ertragsprognose fürs Gesamtjahr wie gewohnt an, nachdem T-Mobile US zuvor ebenfalls optimistischer geworden war.

Telekom bestreitet Klumpenrisiko in den USA

Telekom wehrt sich gegen Vorwurf des Klumpenrisikos

Konzernchef Höttges setzt noch stärker auf den US-Markt und kritisiert Investitionsumfeld in Europa scharf – Aktie fällt

Telekom-Chef Tim Höttges weist den Vorwurf einer zu starken Abhängigkeit des Konzerns von der wachstumsstarken US-Tochter zurück. Zwar hebt das Unternehmen die Ertragsprognose für das Gesamtjahr wie gewohnt an, nachdem T-Mobile US zuvor ebenfalls optimistischer geworden war. Allerdings soll das höhere Ergebnis nicht nur von dieser getragen werden.

hei Frankfurt

Die Deutsche Telekom hält nach den Worten von Vorstandschef Tim Höttges vor Journalisten “trotz eines komplexen Marktumfelds” im ersten Halbjahr ihren Wachstumskurs beim Ergebnis und hebt deshalb die Erwartung für das Gesamtjahr nochmals leicht an. Für die zentrale Steuerungskennziffer, das bereinigte operative Ergebnis vor Abschreibungen und nach Leasingkosten (Ebitda AL), plant der Konzern nun mit 41 Mrd. Euro gegenüber bisher 40,8 Mrd. Euro. Im Vergleich zum Vorjahr ist dies ein Anstieg um 4%.

Dazu sollen T-Mobile US und die Aktivitäten außerhalb der USA zu gleichen Teilen je 100 Mill. Euro beitragen. Höttges betonte in dem Zusammenhang die anhaltend starke Ertragsentwicklung im deutschen Heimatmarkt, wo das bereinigte Ebitda AL seit vielen Quartalen kontinuierlich gesteigert wurde, sowie die “erfreuliche Entwicklung” im Segment Europa. Die T-Aktie drehte unterdessen nach anfänglichen Zuwächsen in negatives Terrain ab und gab um 1,6% nach.

T-Mobile US gewinnt mehr Kunden

Der Manager wies zuletzt aufgekommene Vorwürfe zu einem Klumpenrisiko in den USA zurück. Ohne Berücksichtigung der fehlenden Segmentumsätze, die auf die geplant Reduzierung des margenschwachen Endgerätegeschäfts zurückgehen, zog das sogenannten Core Ebitda AL von T-Mobile US im zweiten Quartal um 10,8% an. Überdies habe die Tochter 1,6 Millionen neue Vertragskunden gewonnen, mehr als die Wettbewerber AT&T und Verizon zusammen. Angesichts dieser “durchgehend positiven Entwicklung” sei es “unerklärlich”, wie das bloße Gerücht, Amazon werde selbst in den Mobilfunk einsteigen, zu einem deutlichen Kursrückgang der T-Aktie führen konnte. Höttges bezeichnete den Vorgang als “Sturm im Wasserglas”, nachdem Amazon das Gerücht dementiert hatte.

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Die US-Tochter steht indes für 65% des operativen Gewinns der Telekom und für 81% der Marktkapitalisierung. Wenn es nach Höttges geht, könnte das Gewicht der USA in Zukunft eher noch zunehmen. Wie er bekannt gab, hat die Telekom ihren Anteil an T-Mobile US erneut leicht aufgestockt und hält nun 51,3% an dem Mobilfunknetzbetreiber.

“Ich sage aus voller Überzeugung: Ich würde in den USA alles genauso wieder machen.”

Tim Höttges, Deutsche Telekom

Der Konzernlenker unterstrich, nur durch das starke US-Geschäft habe die Telekom überhaupt die Spielräume für die hohen Investitionen, die besonders in Glasfaser in Deutschland fällig werden. “Ich sage aus voller Überzeugung: Ich würde in den USA alles genauso wieder machen”, so Höttges. Der Telekom-Chef, dem unterstellt wird, dass er den Chefposten vor Ablauf seiner offiziellen Vertragslaufzeit abgeben könnte, kritisierte in diesem Zusammenhang die Investitionsbedingungen in Deutschland und Europa scharf.

In dem äußerst intensiven Wettbewerb habe die Telekom ebenso wenig wie ihre Wettbewerber die Möglichkeit, die erheblichen Preissteigerungen bei Energie und Material an die Kunden weiterzugeben. Stattdessen stünden die Preise für Telekomprodukte unter Druck. Die Telekom will daher den Rotstift ansetzen. Im gegenwärtigen Regulierungsumfeld seien Investitionen in Europa den Aktionären gar nicht zu vermitteln, weil damit die Kapitalkosten nicht zu verdienen seien. Die Telekom werde kein Geld versenken, “wo die Kapitalkosten negativ sind”, erklärte er unmissverständlich. Stattdessen nehme er verstärkt die USA in den Blick. Dort gebe es “sehr viele hochprofitable Möglichkeiten” für die Telekom zu investieren, fügte er hinzu.

Mehr Dynamik

Das zweite Quartal war in der Umsatzentwicklung vom Erlösrückgang bei der US-Tochter geprägt, so dass die Konzerneinnahmen insgesamt um 2,4% abschmolzen. Der Anstieg der hochmargigen Service-Erlöse um 2,8% in den USA und konzernweit um 1,4% führte jedoch zu einer Zunahme des bereinigten Ebitda AL um 1,4%. Damit hat die Ergebnisdynamik zwischen April und Juni gegenüber Jahresanfang leicht zugenommen. Der operative Ergebniszuwachs wurde deutlich vom Anstieg des Free Cashflow AL übertroffen, der im Berichtsquartal um 27,2% auf 3,5 Mrd. Euro anschwoll.

Dabei wirkte sich ein höherer operativer Cashflow aus, unter anderem dank einer zügigen Integration von Sprint in den USA sowie verminderter Investitionen, vor allem wegen eines Rückgangs in den USA, wie Finanzvorstand Christian Illek erläuterte. Der bereinigte Konzernüberschuss fiel um 22%. Ursache seien hier vor allem Zinseffekte bei der Bewertung von Verbindlichkeiten und Rückstellungen im Vorjahr.