Telekom fordert Augenmaß bei Regulierung

Konzernchef Höttges wettert auf Hauptversammlung gegen 5G-Auktionsdesign - Zuversicht für US-Fusion

Telekom fordert Augenmaß bei Regulierung

hei Frankfurt – Telekom-Chef Timotheus Höttges hat sich für mehr Umsicht bei der Regulierung in Deutschland ausgesprochen. “Geben Sie uns die Freiheit, um zu investieren. Maximal investieren und maximal regulieren schließen sich gegenseitig aus”, sagte Höttges auf der Hauptversammlung des Dax-Konzerns in Bonn. Im Mittelpunkt seiner Kritik standen die Bedingungen für die Versteigerung der Frequenzen für den neuen Mobilfunkstandard 5G. Dabei bemängelte er eine “künstliche Verknappung öffentlicher Ressourcen”, weil ein Viertel des zur Verfügung stehenden Frequenzspektrums nicht versteigert, sondern für lokale Netze reserviert werde.Diese sogenannten Campus-Netze können von lokalen Lizenzerwerbern, beispielsweise Unternehmen, erworben werden. Dabei verfährt die Bundesnetzagentur nach einem gesonderten Antragsverfahren, bei dem für die Lizenz jeweils nur eine Gebühr erhoben werden soll. Die Verknappung treibe den Preis des in der Auktion verbleibenden Spektrums in die Höhe, so Höttges. Alle etablierten Netzbetreiber waren gegen die lokalen Netze Sturm gelaufen. Seit 19. März läuft die 5G-Auktion, bei der am Mittwoch die Gebote die Milliardengrenze überschritten. Die neue Technik soll den Weg ebnen für neue Schlüsseltechnologien wie autonomes Fahren und Industrie 4.0.Wegen der notwendigen hohen Investitionen in 5G und in den Glasfaserausbau sprach sich Höttges für Kooperationen aus: “Wer 40 % Marktanteil hat, kann nicht 100 % Netz bauen”, sagte er mit Blick auf die Marktposition der Telekom. Der Konzern kooperiert bei passiver In-frastruktur wie etwa den Mobilfunk-Antennenstandorten, die auch Wettbewerber mitnutzen können. Außerdem strebt die Telekom Kooperationen nach dem Vorbild des Joint Venture mit dem Regionalversorger EWE an, das derzeit zur Genehmigung bei den Behörden liegt. Optimistisch gab sich der Konzernchef mit Blick auf die 26 Mrd. Dollar schwere Fusion der US-Tochter T-Mobile US mit dem Rivalen Sprint: Er gehe davon aus, dass die Behörden letztlich der im vergangenen April angekündigten Fusion zustimmten. Allerdings zieht sich die Prüfung in die Länge.Im vergangenen Jahr hatte die Deutsche Telekom die Beteiligung am britischen Telekomriesen BT in den Pensionsfonds eingebracht. Es sei nicht geplant, daran etwas zu ändern, sagte der neue Finanzchef Christian Illek. Immer wieder gibt es Gerüchte, dass der Bonner Konzern mit rund 215 000 Mitarbeitern ein Auge auf den strauchelnden Konkurrenten werfen könnte.Thomas Deser, Portfoliomanager bei Union Investment, fand durchaus Lob für das Management, nachdem es nicht nur in den USA, sondern auch in Deutschland und Europa operativ besser laufe. Die T-Aktie gehöre mit einer Gesamtrendite von 25 % auf Sicht von zwölf Monaten zu den Top 3 im Dax. Allerdings macht er sich wegen drohenden Gegenwinds im Heimatmarkt Sorgen, wenn United Internet als Netzbetreiber einsteige und Vodafone Unitymedia schlucke. Deser bemängelte außerdem die Governance bei der Telekom, wo die Vorstandsvergütung nicht in der Hauptversammlung zur Abstimmung gestellt werde, wie dies bei anderen Unternehmen mittlerweile üblich sei. Trendwende bei T-Systems?Hendrik Schmidt von der Fondsgesellschaft DWS forderte endlich eine Trendwende bei der Ergebnisentwicklung des Sorgenkinds T-Systems, wo Milliarden verbrannt wurden. Höttges sagte daraufhin, er sei sehr zuversichtlich für die Geschäftskundensparte. T-Systems werde im laufenden Jahr – nach der Neuaufstellung, die mit dem Abbau von mehr als 10 000 Stellen einhergeht – einen positiven Ergebnisbeitrag leisten. Allerdings sind zuvor schon zahlreiche Sanierungsversuche an internen Widerständen gescheitert.