Telekom-Hack wird zum Versicherungsfall

Konzern hat Cyberpolice - Allianz führt Konsortium

Telekom-Hack wird zum Versicherungsfall

Von Antje Kullrich, DüsseldorfDer Hacker-Angriff auf die Router der Deutschen Telekom könnte der bisher prominenteste Schadenfall in der noch jungen Geschichte der Cyberversicherungen in Deutschland werden. Die Telekom bestätigte am Mittwoch auf Anfrage, über eine Versicherung gegen Cyberangriffe zu verfügen. “Ob der aktuelle Fall der Router-Angriffe ein Schadenfall ist und gedeckt wird, muss noch geprüft werden”, teilte ein Sprecher mit. Im Konsortium seien namhafte Industrieversicherer vertreten. Nach Informationen der Börsen-Zeitung hat die Allianz Global Corporate Solutions (AGCS) die Führung. Die Telekom bestätigte das. Die Höhe der Deckung wollte der Bonner Konzern nicht nennen. “Wir sind für ein Unternehmen unserer Größe aber gut versichert”, betonte der Sprecher.In Konsortien seien bereits Kapazitäten von 500 Mill. Euro darstellbar, hatte AGCS-Cyberspezialist Jens Krickhahn vor wenigen Monaten auf einer Tagung gesagt. Die Summe nennt auch die Munich Re, die über ihren Erstversicherungsarm für große Industrierisiken Cyberdeckungen anbietet. Die meisten Dax-Unternehmen haben nach Angaben von Maklern mittlerweile explizite Cyberversicherungen abgeschlossen. Sie gibt es seit 2011 auf dem deutschen Markt und werden von fast allen großen Industrieversicherern angeboten. Etwas 20 Gesellschaften offerieren hierzulande Versicherungsschutz bei Hackerangriffen, nicht alle jedoch gehen auch in die Führung eines Konsortiums.In der Branche gehen Cyberexperten davon aus, dass der Hackerangriff auf die Telekom durch die Cyberpolice gedeckt ist. Die Schadenhöhe könnte sich aber in Grenzen halten, sagte ein Branchenkenner. Denn die betroffenen Telekom-Kunden dürften in aller Regel Privatleute sein, denen es schwerfallen dürfte, einen konkreten Schaden aufgrund des Internetausfalls nachzuweisen. Denn für Unternehmen sind die betroffenen kleinen Routermodelle nicht geeignet.Kosten, die die Versicherung deckt, könnten zum Beispiel durch externe Forensiker entstehen, die ein angegriffenes Unternehmen für die Diagnostik hinzuzieht. Auch der Aufwand, die Systeme wiederherzustellen, könnte versichert sein.Der Deckungsumfang bei Cyberversicherungen ist ein großes Thema und wird ständig weiterentwickelt. Ein Grund ist, dass die Versicherer durch die zunehmende Zahl von Schadenfällen immer mehr Erfahrungen sammeln und besser kalkulieren können. Debatte um ProdukthaftungEine wichtige aktuelle Frage dreht sich um die Produkthaftung. Muss der Hersteller internetfähiger Produkte – das können im Zeitalter des Internet of Things außer Routern auch Kühlschränke oder elektrische Garagentoröffner sein – haften, wenn Cyberangreifer infizierte Geräte zu einem Bot-Netz zusammenschließen und damit Schäden anrichten? IT-Branchenverbände haben Forderungen nach gesetzlichen Haftungsverschärfungen am Mittwoch vehement abgelehnt. “Der Fensterbauer haftet auch nicht, wenn in eine Wohnung eingebrochen wird oder der Hersteller von Fahrradschlössern für den Diebstahl von Fahrrädern”, sagte Bitkom-Managerin Susanne Dehmel der Nachrichtenagentur Reuters.