Telekom legt eine Schippe drauf
Mit markigen Worten mahnt Telekom-Lenker Tim Höttges “ordentliche” Rahmenbedingungen für den Ausbau des Mobilfunkstandards 5G an. Ansonsten drohe ein “industriepolitisches Desaster”. Das Geschäft der Telekom läuft nach neun Monaten rund, so dass der Konzern seine Jahresziele erneut leicht nach oben schraubt.hei Frankfurt – Getragen von Kundenzuwächsen in allen operativen Segmenten hat die Deutsche Telekom Umsatz und Ergebnis in den ersten neun Monaten vorangebracht. Während der Anstieg des bereinigten operativen Gewinns vor Abschreibungen (Ebitda) mit einem Plus von 6,2 % insgesamt weiterhin wesentlich von der US-Tochter getragen wird, strich Konzernchef Tim Höttges in einer Telefonkonferenz die positive Entwicklung in Deutschland und Europa heraus. Die Segmente außerhalb der USA verzeichneten einen Zuwachs von 2,5 % beim bereinigten Ebitda, der langwierige Turnaround in den (ost)europäischen Aktivitäten manifestiert sich inzwischen in einem bereinigten Ebitda-Plus von 2,9 %. Entsprechend gewinnt die Telekom an Zuversicht und hebt die Ergebniserwartung für 2018 erneut an, auf 23,6 (i. V. 22,2) Mrd. Euro. Ursprünglich hatte der Konzern für den laufenden Turnus 23,2 Mrd. Euro angesagt und die Latte schon einmal höher gelegt. Inzwischen rechnet das Unternehmen auch mit einem höheren Free Cash-flow, der nun gegenüber Vorjahr um 14 % auf 6,3 Mrd. Euro steigen soll. Nach neun Monaten stand ein Plus von 8,5 % zu Buche. Über MittelfristplanungDie T-Aktie gab nach anfänglichen Gewinnen leicht nach, nachdem Finanzvorstand Thomas Dannenfeldt die Hoffnung auf eine stärker als bisher angesagt steigende Dividende gedämpft hatte. Die Telekom habe “frühzeitig für 2018 eine Dividende von 0,70 Euro je Aktie avisiert” und daran werde sich nichts ändern, sagte der Manager, der zugleich hervorhob, dass sich die Telekom im laufenden Jahr bei den wesentlichen Kennzahlen Umsatz, bereinigtes Ebitda und Free Cash-flow deutlich oberhalb der in der Mittelfristplanung von 2015 bis 2018 zugrunde gelegten Zielgrößen bewege.Im dritten Quartal gelang der Telekom ein organisches Wachstum von 4,1 % auf 19,1 Mrd. Euro und ein operatives Gewinnplus von 8,1 % (organisch) auf 6,2 Mrd. Euro. Unterm Strich wurde der Konzerngewinn auf 1,11 Mrd. Euro fast verdoppelt. Im Vorjahr hatten Sondereffekte den Überschuss deutlich geschmälert. Der Free Cash-flow trat allerdings mit 1,87 Mrd. Euro praktisch auf der Stelle. In den leicht auf 55,4 Mrd. Euro gestiegenen Nettoschulden spiegelte sich der Kaufpreis für UPC in Österreich, wo die Telekom nun eine “strategische Lücke” geschlossen habe, wie Höttges betonte. Bisher war die Telekom in Österreich nur als Mobilfunkanbieter unterwegs. Denselben Lückenschluss strebt der Konzern auch in Holland an. Allerdings stockt die Genehmigung der Übernahme des Wettbewerbers Tele 2, weil die EU-Kommission Einwände hat. Während sich der Vorstand im Hinblick auf die Genehmigungschancen in Holland bedeckt hielt, gab sich Höttges zuversichtlich, in den USA “im ersten Halbjahr 2019” grünes Licht für die Übernahme von Sprint durch T-Mobile US zu erhalten.Im Heimatmarkt läuft das Geschäft laut Dannenfeldt “planmäßig”, wobei im Berichtsquartal der Zuwachs von 2,1 % beim bereinigten Ebitda durch Einsparungen von 2,4 % sowie einen Anstieg der Service-Einnahmen getragen worden sei. Letztere kamen im Segment Deutschland insgesamt allerdings gerade mal um 0,8 % voran (bereinigt um IFRS 15). Zugpferd ist hier seit vielen Quartalen vor allem die Mobilfunksparte, die ihre Dynamik stetig erhöht. Sie steigerte die Service-Erlöse um 3,1 % und lässt damit auch die großen Wettbewerber hinter sich. Dagegen gaben die Erlöse im Festnetz um 0,4 % nach. Hier wirke sich auch die IP-Umstellung negativ aus, so Dannenfeldt, der damit rechnet, dass diese Probleme auch 2019 anhalten. Im Segment Europa wurde auf Basis konstanter Wechselkurse und ohne Veränderungen im Konsolidierungskreis ein Umsatzplus von 2,2 % erzielt, das bereinigte Ebitda kam entsprechend um 3,6 % voran. Auch bei der notorisch im Umbau befindlichen Geschäftskundensparte T-Systems war das dritte Quartal ein Lichtblick. Die Umsätze kletterten um 2,8 %, das bereinigte Ebitda stieg überproportional um 6 %, auf allerdings kümmerliche 139 Mill. Euro. Als ermutigend bezeichnete der Vorstand überdies das Plus von 19 % beim Auftragseingang in den ersten neun Monaten. Allerdings warnte Dannenfeldt davor, dies schon als “nachhaltigen Turnaround” zu betrachten. “Eine Schwalbe macht auch hier noch keinen Sommer”. Höttges sagte, T-Systems stehe “ganz am Anfang” einer umfassenden Transformation. Scharfe KritikEindringliche Worte fand der Manager zu den sich nun immer deutlicher abzeichnenden Rahmenbedingungen für den Aufbau des künftigen Mobilfunkstandards 5G in Deutschland. “Lokale Frequenzen”, die es geben solle, bezeichnete Höttges als falsch. Für Kooperationen, wie sie bei regionalem Roaming notwendig werden könnten, zeigte er sich prinzipiell offen. Zugleich erneuerte er die Zusagen der Telekom für den Netzausbau, der bis 2021 weitere Investitionen von 20 Mrd. Euro umfassen werde und bis 2025 die Abdeckung von 99 % der Bevölkerung mit 5G sicherstellen soll. Allerdings mahnte er dazu “ordentliche” Rahmenbedingungen an und kritisierte das “politische Wetteifern” um Versorgungsauflagen für die neue Mobilfunktechnik. Er unterstrich, die Telekom habe sich mit der Industrie auf ein sinnvolles Vorgehen verständigt. Wenn jedoch ein Irrweg eingeschlagen werde – dazu zählte er u. a. eine Diensteanbieterverpflichtung, die die Telekom energisch ablehnt -, drohe in Deutschland ein “industriepolitisches Desaster”.—– Wertberichtigt Seite 8