Telekom legt in den USA nach

Dax-Konzern überrascht mit Zuwachs bei US-Vertragskunden - Investitionen drücken auf operatives Ergebnis

Telekom legt in den USA nach

Die Deutsche Telekom hat im zweiten Quartal vor allem in den USA positiv überrascht. Die Mobilfunktochter T-Mobile US hat erstmals seit vier Jahren wieder deutlichen Zuspruch von Vertragskunden verzeichnet. Auch ohne MetroPCS, die seit Mai konsolidiert wird, legte das Geschäft in Amerika und im Gesamtkonzern zu. Im zweiten Halbjahr will CEO René Obermann weitere 700000 US-Kunden gewinnen. Die Telekom-Aktie legt 7,7% zu.sp Frankfurt – Die Deutsche Telekom hat im zweiten Quartal die Umsatzerwartungen von Marktbeobachtern deutlich übertroffen. Insgesamt stiegen die Erlöse bei dem Dax-Konzern um 5,4 % auf 15,2 Mrd. Euro, während Analysten im Mittel mit 14,5 Mrd. Euro gerechnet hatten. Die Aktie legte um 7,7 % auf 9,75 Euro zu. Seit Jahresbeginn war sie bis gestern um 5,3 % vorangekommen, während der von Bloomberg berechnete Index für europäische Branchenwerte 8,9 % höher stand.Die britische Vodafone, Telefónica aus Spanien und British Telecom hatten in den vergangenen Tagen mit Zahlen zum ersten Halbjahr ebenfalls die Markterwartungen geschlagen. Die Anleger von Telecom Italia wurden zur Halbzeit dagegen von Abschreibungen auf Firmenwerte, der französische Mobilfunkanbieter Orange von Steuernachforderungen negativ überrascht.Bei der Deutschen Telekom überraschte im zweiten Quartal vor allem das Geschäft von T-Mobile US positiv, das zusammen mit der erstmals konsolidierten MetroPCS um gut ein Viertel auf 4,8 Mrd. Euro zulegte. Die vom Konzern befragten Marktexperten hatten hier im Schnitt 4,3 Mrd. Euro auf dem Zettel. Auch mit 688 000 neuen Vertragskunden im stark umkämpften US-Mobilfunkmarkt hatte niemand auch nur annähernd gerechnet. “T-Mobile US steht an einem Wendepunkt”, stellten die Analysten der Schweizer Großbank UBS in einem ersten Kommentar zufrieden fest. Organisches WachstumAuch ohne die Zusammenlegung ihrer US-Aktivitäten mit MetroPCS, die die Telekom seit Anfang Mai voll konsolidiert, wäre der Konzern sowohl in den USA als auch in toto gewachsen. “Das ist der erste organische Umsatzanstieg seit Jahren”, sagte Telekom-Chef René Obermann, der seinen Schreibtisch zum Jahresende für Telekom-Finanzvorstand Timotheus Höttges frei räumt und als CEO zum niederländischen Kabelnetzbetreiber Ziggo wechselt.Wie er sich kurz vor seinem Abschied fühle, da sich die lang ersehnte Wende im US-Geschäft abzeichne, wollten Journalisten in einer Telefonkonferenz von Obermann wissen. “Wir sollten die Kirche im Dorf lassen”, meinte der CEO dazu kühl. An der unverändert schwierigen Wettbewerbssituation ändere sich wenig, “nur weil wir mal ein paar gute Monate hatten”. Dennoch will Obermann in den USA im zweiten Halbjahr nachlegen und mit verstärkten Marketing-Anstrengungen, aber auch mit Investitionen in den Netzausbau die Dynamik hoch halten. “Wir geben weiter Gas.”Bei der Neukundengewinnung helfen sollen weiterhin die Smartphone-Ikonen von Apple, die die Telekom erst seit Mitte April auch in den USA im Programm hat. Der Absatz von Smartphones wurde im zurückliegenden Quartal im Jahresvergleich prompt auf 4,3 Millionen Stück mehr als verdoppelt, wobei allein die iPhones aus Cupertino laut Obermann gut 900 000 Mal über den Ladentisch gingen.Um in den USA bis zu 700 000 weitere Vertragskunden zu gewinnen, werden im zweiten Semester zusätzlich gut 500 Mill. Euro eingesetzt. Die Prognose für den freien Cash-flow wird deshalb von 5 Mrd. auf 4,5 Mrd. Euro gesenkt, wo sich auch die Markterwartungen eingependelt hatten. Der Konzern sei für eine “solide Dividendenzahlung” weiterhin “komfortabel” ausgestattet, ergänzte CFO Höttges. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) wird neu bei 17,5 Mrd. Euro erwartet. Zusammen mit dem Beitrag von MetroPCS in Höhe von 600 Mill. Euro waren bislang 18 Mrd. Euro in Aussicht gestellt worden. Analysten hatten zuletzt noch mit 17,7 Mrd. Euro gerechnet. Teure NeukundenIm zweiten Quartal lag das bereinigte Ebitda mit 4,4 (i. V. 4,7) Mrd. Euro unter dem Vorjahr und den Erwartungen. Ein Grund dafür ist, dass neue Vertragskunden auch in den USA auf der Ergebnisseite am Anfang der Vertragslaufzeit typischerweise keine positiven Beiträge bringen. Zwar seien die Kosten der Neukundengewinnung in den USA zuletzt gesunken, betonte Obermann. Im Vergleich mit dem Vorjahr stieg der Aufwand aber um rund ein Zehntel auf mittlerweile 223 Dollar (siehe Artikel auf dieser Seite). Das bereinigte Ebitda im US-Geschäft sank im zweiten Quartal um 12,1 % auf 930 Mill. Euro.Unter dem Strich verdiente das Unternehmen von April bis Juni 530 (482) Mill. Euro oder 12 (11) Cent je Telekom-Aktie.