Telekom macht mit Sprint große Sprünge

Prognose nach Konsolidierung in den USA angehoben - Schulden steigen deutlich - Coronakrise trifft T-Systems hart

Telekom macht mit Sprint große Sprünge

Die neue T-Mobile US hat nach der Konsolidierung von Sprint erstmals mehr Kunden als Platzhirsch AT&T. Telekom-Lenker Tim Höttges bläst nun zum Angriff auf Marktführer Verizon. Der Erfolg beflügelt auch den Aktienkurs von T-Mobile US. Damit ist der Anteil der Telekom an der US-Tochter erstmals mehr wert als die Telekom als Ganzes.hei Frankfurt – Nach der erstmaligen Konsolidierung von Sprint bei der Tochter T-Mobile US schaltet die Deutsche Telekom einen Gang höher. Das bereinigte Betriebsergebnis vor Abschreibungen und Leasingkosten (bereinigtes Ebitda AL) soll – auf Basis konstanter Wechselkurse – im Gesamtjahr auf rund 34 Mrd. Euro steigen. Bisher waren rund 25,5 Mrd. Euro in Aussicht gestellt worden. Experten hatten mit rund 32 Mrd. Euro gerechnet. Die Telekom hat nun in den USA fast 100 Millionen Mobilfunkkunden, mehr als AT&T, und steigt damit zur Nummer 2 auf. Ziel sei es, im US-Markt die Nummer 1 zu werden, so Höttges vor der Presse.Dazu soll Sprint nun “mit Volldampf integriert werden”. Diese Integration schlägt sich allerdings nicht nur in operativen Umsatz- und Ergebniszuwächsen nieder, sondern ist auch mit Einmalkosten verbunden, die den Gewinn unterm Strich ebenso belasten wie den Free Cash-flow. Dieser soll 2020 insgesamt nun bei 5,5 Mrd. Euro landen; zuvor standen 8 Mrd. Euro auf dem Plan. Auch die Finanzschulden schnellen mit der Sprint-Integration in die Höhe. Sie beliefen sich zum Ende des zweiten Quartals auf rund 97 Mrd. Euro, hinzu kamen 24 Mrd. Euro Leasingverbindlichkeiten. Damit erreicht die Nettoverschuldung das 2,9-Fache des bereinigten Ebitda und verlässt damit den langfristig angestrebten Korridor von 2,25 bis 2,75, wie Finanzvorstand Christian Illek sagte.Höttges unterstrich indes, dass die Telekom die avisierten Synergien von 43 Mrd. Dollar planmäßig liefern wolle. Im Jahr 3 nach der Übernahme von Sprint sollen die Integrationskosten dann verdaut sein und die Ergebniszuwächse überwiegen. Der Plan ermögliche daher einen schnellen Schuldenabbau.Im zweiten Quartal brachte die neue US-Tochter im Konzern einen Umsatzschub von 37,5 % auf 27 Mrd. Euro; das bereinigte Ebitda AL stieg überproportional um 57 % auf 9,8 Mrd. Euro. Organisch hätte der Ergebniszuwachs 8,4 % betragen. Die Aktivitäten außerhalb der USA konnten ihr operatives Ergebnis organisch um 4,1 % steigern. Der Free Cash-flow landete bei 2,4 Mrd. Euro (+60 %). Die Integrationskosten für Sprint, erhöhte Abschreibungen und höhere Zinsaufwendungen belasteten das Konzernergebnis. In bereinigter Rechnung sank es um 3,8 % auf 1,3 Mrd. Euro.Im Segment Deutschland gab es mit Blick auf die Performance “überhaupt nichts zu meckern”, so Illek. In der zuletzt stets solide wachsenden Mobilfunksparte fielen die Service-Einnahmen gegenüber dem Vorjahr zurück. Hier zeigten sich die Auswirkungen der Coronakrise. Dagegen lief es im Festnetzgeschäft gut. Auch das Segment Europa musste rückläufige Umsätze hinnehmen, konnte diese aber durch “strikte Kostendisziplin” ausgleichen und das Ergebnis leicht steigern.Deutlich zurückgeworfen durch die Coronakrise wurde jedoch die ohnehin ewig kränkelnde Geschäftskundensparte T-Systems. Der Auftragseingang sackte im Quartal um fast ein Viertel auf 1,4 Mrd. Euro ab, weil zahlreiche Kunden Projekte verschoben oder abgesagt haben. Die Umsätze fielen um 3,4 % auf 1,6 Mrd. Euro, das operative Ergebnis klappte um 22 % auf kümmerliche 98 Mill. Euro zusammen. Die Sparte ist von anhaltenden Umbaukosten belastet. Illek betonte dennoch, die Telekom habe die Erwartung, dass die Entwicklung sich in der zweiten Jahreshälfte zum Positiven wende. Ein – wenn auch kleines – Highlight warf die Sparte Group Development auf das Zahlenwerk. T-Mobile NL zeigte ein starkes Kundenwachstum und einen Anstieg des bereinigten Ebitda AL um 22 %. Das Funkturmgeschäft steigerte die Umsätze mit Dritten um 5 % und das operative Ergebnis um 4 %. Die Telekom hat indes “noch immer nicht entschieden, wie wir diese Assets weiterentwickeln”, so Illek, der zugleich betonte, dass hier Werte zu heben seien.”Wichtigster Hebel” für eine höhere Bewertung des Gesamtkonzerns sei aber “die operative Performance”, betonte Illek im Hinblick auf das große Übergewicht der neuen US-Tochter. Höttges kritisierte dagegen erneut die fehlende Investitionssicherheit für die Branche in Europa und führte die Bewertungslücke auch darauf zurück. Zugleich begrüßte er die Regierungsentscheidung, beim 5G-Ausbau keinen Anbieter grundsätzlich auszuschließen, sondern den von der Bundesnetzagentur entwickelten Sicherheitskatalog zu Grunde zu legen.