Telekom setzt auf Kooperation für Glasfaserausbau

Kartellamtschef Mundt bemängelt Rechtsunsicherheit im Auktionsdesign

Telekom setzt auf Kooperation für Glasfaserausbau

hei Bonn – Die Deutsche Telekom feilt an den letzten Feinheiten für ein Joint Venture mit dem Netzbetreiber EWE Tel und will die Grundzüge des geplanten Geschäftsmodells heute der Branche vorstellen. Deutschland-Vorstand Dirk Wössner sagte auf dem Jahreskongress des Bundesverbands Glasfaseranschluss (Buglas) in Bonn, es handele sich um ein “Open-Access-Modell”, das im ersten Quartal dem Bundeskartellamt zur Genehmigung vorgelegt werden solle. “Falls dieses Modell nicht genehmigungsfähig ist, dann weiß ich wirklich nicht, wie wir in Deutschland bei Glasfaser vorankommen wollen”, erklärte der Manager bei einer Podiumsdiskussion, an der auch Kartellamtschef Andreas Mundt, Clark Parsons (Internet Economy Foundation), Theo Weirich (Wilhelmtel), Timo von Lepel (Net Cologne) und Hermann Rodler (M-Net) teilnahmen.Mundt hatte zuvor die häufig kritisierte schlechte Glasfasererschließung und LTE-Netzabdeckung Deutschland darauf zurückgeführt, dass in der Telekombranche eine “gewisse Investitionsdämpfung” zu beobachten gewesen sei und die “richtige Balance zwischen Wettbewerb und gutem Investitionsklima” offenbar misslungen sei. Die Regulierung müsse aus ihren Fehlern lernen und es “nun bei 5G besser machen”, forderte der Kartellamtschef. Er kritisierte allerdings in diesem Zusammenhang zahlreiche “Rechtsunsicherheiten” in den Vergaberichtlinien für die im Frühjahr anstehende Auktion der Lizenzen. So sei das Verhandlungsgebot für Diensteanbieter ebenso wenig klar ausgestaltet wie die Regelungen zu National Roaming. “Die Durchsetzungsmöglichkeiten” ihrer Interessen seien für die betroffenen Unternehmen und insbesondere für Neueinsteiger als Netzbetreiber unklar.Diese Sorge treibt auch die Politik um, die “last minute” vor der 5G-Auktion noch eine Gesetzesänderung herbeiführen will, um Zwangs-Roaming einzuführen. Unter den auf dem Podium vertretenen – regionalen – Wettbewerbern der Telekom zeigte sich indes im Gegensatz zu früheren Zeiten ein deutliches stärkeres Kooperationsbedürfnis vor allem auch mit dem Bonner Konzern angesichts der Herausforderungen beim Ausbau von 5G und Glasfaser. Timo von Lepel forderte von den großen Telekomnetzbetreibern Telekom, Vodafone und Telefónica Deutschland eine Öffnung ihrer 5G-Netze für Dritte, um mehr Innovation und neuen Geschäftsmodellen Raum zu geben: “Use Cases (Anwendungen) sind das Allerwichtigste, um die Intelligenz der neuen Technik wirklich effizient zu nutzen.” Dieser Forderung schloss sich auch Clark Parsons an, der davor warnte, erneut globalen Technologiegiganten das Feld zu überlassen. Gerade im Hinblick auf Chancen einer industriellen Plattform-Ökonomie in Deutschland stünden nicht nur US-Firmen, sondern auch Chinesen in den Startlöchern. “Die Chinesen werden die Internet-Ökonomie hier nicht nur für Pizza-Services nutzen, sondern versuchen auch in der Industrie, bei den Automobilfirmen, im Maschinenbau Fuß zu fassen”, betonte er.Einigkeit herrschte auf dem Podium, dass es keinen Ausbau von 5G-Technik ohne Glasfaserausbau geben kann. Angesichts einer in der breiten Masse noch schwachen Nachfrage, die den Glasfaserausbau vielfach schwer rentierlich mache, forderte Mundt ein “strukturpolitisches Engagement des Staates”. Wössner verwies indes auch auf schwierige Rahmenbedingungen wie ein zu komplexes Baurecht, das sowohl den Ausbau von Glasfaser als auch Antennentechnik massiv behindere. Hier müsse sich deutlich etwas ändern, wenn man vorankommen wolle.Der Manager zog auch die Segnungen der Netzzugangsregulierung auf Basis der Miete für die Teilnehmeranschlussleitung (TAL) der Telekom, wie sie in Deutschland seit der Liberalisierung gilt, in Zweifel. Der niedrige Preis der TAL sei ein Haupthindernis für den Ausbau von Glasfaseranschlüssen in die Gebäude, die auf diese Weise keine Nachfrage fänden.