Telekom startet 5G für "Frühaufsteher"
hei Berlin – Trotz vieler “ungeklärter Fragen” zu Versorgungsauflagen, Genehmigungsverfahren, lokalem Roaming und Infrastruktur-Sharing gibt die Deutsche Telekom den Startschuss für ihr öffentliches 5G-Netz. Los geht es in Berlin und Bonn; im weiteren Jahresverlauf sollen Darmstadt, Hamburg, Leipzig und München hinzukommen. Dafür sollen laut Deutschland-Chef Dirk Wössner insgesamt 300 5G-Antennen an 100 Standorten in Betrieb genommen werden. Ziel sei es, in den nächsten 18 Monaten die 20 größten Städte in Deutschland zu versorgen, sagte der Manager vor der Presse in Berlin.Die Telekom will zunächst die städtischen Ballungsräume versorgen und das Netz dann sukzessive in weniger dicht besiedelte Gebiete ausweiten. Abgesehen von der Teilnehmerzahl ist dies auch technisch und finanziell der einfachere Weg für den Konzern, denn in den Städten geht es zunächst nur darum, 5G-Antennentechnik an bereits bestehenden Standorten anzubringen, vielfach ist die 4G-Technik auch so weit vorbereitet, dass ein Software-Up-date genügt.Wössner geht deshalb davon aus, dass für den Netzausbau in diesem Jahr der bestehende Investitionsrahmen von 5 Mrd. Euro für Deutschland ausreicht. Für die weitere Erschließung der Bevölkerung und Fläche strebt die Telekom Kooperationen mit den anderen Netzbetreibern an. “Ich gehe davon aus, dass wir die Gespräche in Kürze aufnehmen, auch mit United Internet.”Der Deutschland-Chef des Bonner Konzerns zeigte sich trotz der “teuren Auktion” zufrieden mit den Spektrumsressourcen, die die Telekom ersteigern konnte. Das 2-Gigahertz-Spektrum, das erst 2021 verfügbar wird, konnte verdoppelt werden. Im 3,6-Gigahertz-Bereich wurden 90 Megahertz erworben. Die Menge ist für die Leistungsfähigkeit der künftigen 5G-Netze von entscheidender Bedeutung, da die Technologie die vielfach höheren Datenraten, die sie im Vergleich zu 4G (LTE) bewältigt, nur bei entsprechend großen Spektrumsressourcen ausschöpfen kann. Partnerschaften in SichtIm industriellen Bereich erstellt die Telekom u.a. für Osram und ZF Friedrichshafen ein 5G-Campus-Netz. Technologievorstand Claudia Nemat ließ indes wissen, dass wir “im August eine größere Anzahl indus-trieller Partnerschaften bei 5G bekannt geben werden”. Industrielle Anwendungen, insbesondere die Verbindung von Maschinen, das sogenannte Internet der Dinge (IoT), dürften nach Experteneinschätzung zunächst ein Schwerpunkt der 5G-Anwendungen sein.Die Telekom möchte jedoch auch ihre Privatkunden möglichst frühzeitig für die neue Technik gewinnen und dabei für unlimitierte Datentarife möglichst hohe Preispunkte (aktuell über 80 Euro im Monat) setzen. Diese “Frühaufsteher” unter den Kunden haben nach den Worten von Michael Hagspihl die Möglichkeit, bereits jetzt 5G-Endgeräte zu erwerben, und zwar das Samsung Galaxy S10 oder auch das Huawei Mate X. Von Apple ist bisher kein 5G-iPhone verfügbar. Die Fangemeinde des iPhones muss entweder warten oder zu Android wechseln, eine mögliche Nebenwirkung, die die Marktanteile noch etwas weiter zum Betriebssystem von Google verschieben könnte. Grundsätzlich dürfte sich 5G in Europa aber deutlich langsamer durchsetzen als in Asien oder den USA.Über die Frage, welche Ausrüster die Telekom für ihr 5G-Netz nehmen will, ist nach Wössners Worten noch nichts entschieden. Bisher hat der Konzern wie die Wettbewerber auch stark mit Huawei zusammengearbeitet. Die USA machen Druck auf ihre Verbündete, den chinesischen Anbieter nicht zuzulassen, offiziell wegen Sicherheitsbedenken. Sicherheit habe für die Telekom in jedem Fall höchste Priorität, unterstrich Nemat, die allerdings auch betonte, man wolle als Netzbetreiber nicht von Lieferanten abhängig sein. Der Netztechnikmarkt wird aktuell von wenigen großen Unternehmen beherrscht. Dazu zählen Ericsson, Nokia, Huawei und ZTE.Die Telekom sei dabei auch im engen Austausch mit dem Wirtschaftsministerium, so Wössner.